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Kommen Flüchtlingsfamilien wieder zusammen?

Jamaica und die Familienzusammenführung

bbiewSafwan Hamido - ein Schneider aus Aleppo - hat seine Familie auf eigene Faust zusammengeführt.

Die Synode des Evangelischen Dekanats Bergstraße hatte sich in einer Resolution für den beschleunigten Familiennachzug für Flüchtlinge ausgesprochen. Ob eine neue Bundesregierung mit einer so genannten Jamaica-Koalition gebildet werden kann, hängt auch von einer Einigung über den Familiennachzug ab. Das strittige Thema wird ab heute bei den Sondierungsgesprächen verhandelt.

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Unstrittig ist, dass Geflüchtete, die in Deutschland als Asylbewerber anerkannt worden sind, das Recht haben, Ehepartner und minderjährige Kinder nachzuholen. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge können ihre Eltern nachholen. Unstrittig ist auch, dass Geflüchtete, deren Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, das Recht haben, ihre Familie nachzuholen, wenn sich die Angehörigen bereits in einem anderen EU-Land befinden. Das ist in dem Dublin-Abkommen geregelt. Doch mit der Umsetzung hapert es. In Griechenland z.B. leben derzeit rund 5.000 Geflüchtete, die das Recht auf Nachzug zu ihren Familien nach Deutschland haben. In der am 3. November verabschiedeten Resolution kritisiert die  Bergsträßer Dekanatssynode:  „Obwohl sie eine Zusage des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zur Weiterreise nach Deutschland erhalten haben, sind bislang nur wenige ins Land gelassen worden. Trotz des Rechts auf Nachzug wird die Einreise politisch offenbar bewusst beschränkt… Wir bitten die Kirchenleitung und die Synode der EKHN, gegenüber den politisch Verantwortlichen auf dieses Recht zu pochen.“

Flüchtlinge in der Warteschleife

Je länger die Familienangehörigen  warten müssten, desto schwieriger werde es für sie, meint Wassiliki Tosounidou, die in Thessaloniki Flüchtlingen Deutsch-Unterricht erteilt. „Manche sind durch das lange Warten regelrecht deprimiert, weil sie nicht wissen, wann sie ausreisen können“, meint die 31jährige Deutsch-Griechin, die in Flensburg aufgewachsen ist. Das bestätigt auch die deutsche evangelische Gemeinde in Thessaloniki, die für in Griechenland gestrandete Frauen zwei Wohnungen eingerichtet hat. „Die Frauen in unseren Unterkünften haben ein Anrecht auf Familienzusammenführung. Doch das dauert und dauert und zehrt an den Nerven der Frauen. Das lange Warten zermürbt“, sagt Dagmar Theodoridis, die als Sozialassistentin in der deutschen Gemeinde tätig ist. Manche hätten ihre Ehemänner, die es nach Deutschland und in einem Fall nach Österreich geschafft haben, seit Jahren nicht gesehen.

Aleppo – Berlin und zurück

CDU/CSU, FDP und Grünen streiten darüber, ob Flüchtlinge  mit eingeschränktem Status (subsidiärer Schutz) ihre engsten Familienangehörigen nach Deutschland holen können. Für sie hatte die Bundesregierung den Familiennachzug im März 2016 für zwei Jahre ausgesetzt. CDU/CSU wollen diese Regelung beibehalten, die Grünen Familiennachzug auch für subsidiär Geschützte ermöglichen. Einer, der in Deutschland subsidiären Schutz bekommen hat, ist Safwan Hamido. Der 35jährige arbeitete in Aleppo als Schneider, flüchtete vor dem Krieg,  lebte ab 2016 in Berlin und konnte mit seinem eingeschränkten Schutzstatus seine Familie aber nicht nachholen. Als er seine in Aleppo gebliebene Frau nicht mehr erreichen konnte, der Kontakt abbrach, wurde er panisch. Er fürchtete, dass sie getötet worden sei und wollte Gewissheit. In Berlin hielt es nicht mehr aus. Er schlug er sich von Deutschland nach Syrien durch. Seine Frau und die beiden Kinder im Alter von 9 und 8 Jahren fand er in einem zerbombten Haus in Aleppo. Mit ihnen flüchtete er dann erneut über die Türkei nach Griechenland, wo die Familie ein drittes, heute sieben Monate altes Kind bekam. Unter Lebensgefahr hatte er selbst für die Familienzusammenführung gesorgt. Nach Lage der Dinge wird er nicht wieder nach Deutschland einreisen können. Thessaloniki ist für ihn und seine Familie vorerst Endstation.

Ob zerrissene Flüchtlingsfamilien wie die von Safwan Hamido wieder zusammen sein können, hängt von den Jamaica-Verhandlungen ab. Sie hoffen auf Familienzusammenführung und zugleich fürchten sie den Fluch der Karibik.

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