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Zum 125. Geburtstag Martin Niemöllers

"Christus, und nicht Gesetzeswerke"

EKHN/ArchivMartin Niemöller: Erster Kirchenpräsident der EKHN und führendes Mitglied der Bekennenden Kirche

Der ehemalige und erste Kirchenpräsident der EKHN Martin Niemöller war Mitbegründer der Bekennenden Kirche und kam als Gegner der Naziherrschaft ins Konzentrationslager. Am 14. Januar 2017 wäre er 125 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass dokumentieren wir Auszüge aus Niemöllers Predigt zum Luther-Jubiläum 1933 (450. Geburtstag Luthers). Einige seiner Ausführungen können auch als Kommentar zum Reformationsjubiläum 2017 gelesen werden.

"Für die Kirche der deutschen Reformation ist tatsächlich wieder einmal die Existenzfrage aufgerollt, und kein Pochen auf die erreichte Einigung der vielen Landeskirchen, kein Hinweis auf das in Kraft gesetzte bischöfliche Führerprinzip vermag diese Frage und diese Aufgabe, die damit gestellt ist, aus der Welt zu schaffen…

Es hat gar keinen Sinn, innerhalb der evangelischen Kirche von Luther zu reden und Luthers Gedächtnis zu feiern, wenn wir bei dem Bilde Luthers hängenbleiben und nicht auf den schauen, an den uns Luther uns weist. Luther ist uns mit all seinen Ecken und Kanten weniger anstößig als dieser Jesus, den – fatalerweise – niemand einer Sünde zeihen konnte und kann. Luther, das sind am Ende doch wir, der Abstand bleibt relativ; Christus, da ist am Ende doch Gott, und der Abstand ist hoffnungslos! – Aber das Bekenntnis zu Luther bleibt hohl und wirkungslos, wenn wir nicht mit Luther uns zu Christus und Christus allein bekennen...

Der Glaube selbst wurde zum Gesetz der Rechtgläubigkeit fast noch in Luthers Tagen: Du mußt den richtigen Glauben haben, dann bist du Gott recht! Das war das Gesetz der Orthodoxie. Und als seine Hohlheit offenbar wurde, war man um ein neues nicht verlegen: Du mußt recht handeln, dann bist du Gott recht! Das war das Gesetz der Aufklärung. Und es folgte das Gesetz der freien sittlichen Persönlichkeit, als Gesetz der wahrhaft unbegrenzten Möglichkeiten: Jeder sein eigener Gesetzgeber, und Gott setzt sein Plazet darunter und erkennt es an. Soviel Gesetzte, soviel Irrwege! Und wir sind noch lange nicht damit am Ende… Heute wird mit noch größerer Leidenschaft das Gesetz aufgestellt: ‚Wenn du so national und so sozial bist, wie unser Führer es verlangt, dann bist du Christ, ohne es zu wissen‘! – Mann kann es auch schon hören, daß unser ganzes Volk den Willen Gotts tun würde, wenn es erst einmal seine Art und Rasse gereinigt hätte…

Christus, und nicht Gesetzeswerke, Gottes Tat, und nicht unser Tun. Daran entscheidet es sich, ob der Geist Luthers unter uns lebendig bleibt; daran entscheidet es sich, ob sein Werk weiter besteht; daran entscheidet es sich, ob in unserm Volk auch in Zukunft eine Kirche des Evangeliums sein wird. Denn so spricht D. Martin Luther: ‚Wo dieser Artikel weg ist – nämlich der Artikel von der Rechtfertigung allein durch den Glauben - , so ist die Kirche weg und mag keinem Irrtum wiederstanden werden!‘

Amen."

Auszug aus den Dahlemer Predigten. Der vollständige Text in: Martin Niemöller. Gewissen vor Staatsräson. Ausgewählte Schriften. Wallstein Verlag. Göttingen 2016.

Zu einem Festakt anlässlich des 125. Geburtstages von Martin Niemöller (1892 - 1984) lädt die EKHN  am Sonntag (15. Januar) um 10 Uhr in die Frankfurter Katharinenkirche an der Hauptwache ein. Erwartet werden neben  Kirchenpräsident Volker Jung unter anderem die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags Ellen Ueberschär mit einem Gastbeitrag sowie der Präses der hessen-nassauischen Kirche, Ulrich Oelschläger. Zudem wird eine neue Niemöller-Biographie erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

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