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Perspektiven für den ländlichen Raum

„Das Feuer brennt von unten“

bbiewDer Referent Ulf Häbel kam mit Mistgabel, Stroh und guten Ideen aus Freienseen nach Gras-Ellenbach.

Es gibt viele Akteure, die anpacken und Perspektiven für den ländlichen Raum entwickeln wollen. Das wurde bei einer Veranstaltung deutlich, zu der das Evangelische Dekanat Bergstraße gemeinsam mit der Wirtschafts- und Tourismusförderung der Region Überwald (Zukunftsoffensive Überwald) in die Nibelungenhalle von Gras-Ellenbach eingeladen hatte.

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Die Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunalpolitik, Kirche, Vereinen, Initiativen und anderen ehrenamtlich Engagierten waren sich in einer zentraler Frage einig: die Entwicklung des ländlichen Raums kann nicht von oben gesteuert werden, sondern muss von den Menschen vor Ort gestaltet werden. „Die eigentlichen Fachleute sind die Menschen, die hier leben“, sagte Dekan Arno Kreh, der die Veranstaltung moderierte. Er versicherte, dass die evangelische Kirche in der Fläche bleiben wolle mit Pfarrerinnen und Pfarrern in den Gemeinden, damit Kirche erkennbar bleibe. Mit der Referentin für gesellschaftliche Verantwortung, Sabine Allmenröder habe das Evangelische Dekanat zudem eine Fachkraft, die den ländlichen Raum zu ihrem Thema gemacht habe.

"Wir haben Fläche und Platz"

In einem Impulsreferat benannte der Bergsträßer Landrat Christan Engelhardt die Pluspunkte des ländlichen Raums: „Eine wunderschöne Landschaft, bessere Luft, wir haben Fläche und Platz. Wir haben Zusammenhalt und ehrenamtliches Engagement, das messbar höher ist als im städtischen Bereich.“ Die demographische Entwicklung als „Mega-Trend“ sei allerdings nicht leicht zu beeinflussen. Während die Bevölkerung im Landkreis insgesamt wachse, nehme sie im Bergsträßer Odenwald ab. Das habe Folgen für die Bevölkerungszusammensetzung. Engelhardt plädierte dafür, an das anzuknüpfen, was zum ländlichen Raum passe wie der Ausbau erneuerbarer Energien, der Wertschöpfung ermögliche oder innovative Dienstleistungen, die ihren Kunden in den Ballungsräumen  über schnelle Datentransfers erreichten. Nach der Schließung des Krankenhauses in Lindenfels setzt der Landrat auf medizinische Versorgungszentren und zunehmend auf Angebote wie eine mobile Facharztpraxis, bei der der Arzt zum Patienten komme. Mit dem Modellprojekt Raumordnung (Moro) wolle der Landkreis herausfinden, was den Bürgern wichtig sei. „Das soll dazu führen, dass der ländliche Raum 2030 nicht so aussieht,  wie ich ihn mir vorstelle, sondern so, wie es sich die Menschen wünschen, die hier leben“ erklärte Engelhardt.

"Wenn Menschen sich begegnen, fängt Gemeinschaft an zu leben“

Der als Referent geladene Land-Experte und langjähriger Dorf-Pfarrer Ulf Häbel stellte das von ihm initiierte Projekts „Dorfschmiede Freienseen“ im Vogelsberg vor. Sie sei in dem 800 Einwohner zählenden Dorf zu einer Stätte der Begegnung geworden mit einem Café, einem Dorfladen und eines Tagespflege, die ein ambulanter Pflegedienst anbiete. Das habe die Lebensqualität im Dorf erheblich gesteigert. „Wenn Menschen sich begegnen, fängt Gemeinschaft an zu leben“, erklärte Häbel. Unter dem Motto „Leben und sterben, wo ich daheim bin“ solle eine „Nachbarschaftsfamilie“ entwickelt werden, die betreuungsbedürftige Menschen in dem Dorf  versorge. Damit soll älteren Menschen ermöglicht werden, in dem Dorf wohnen bleiben zu können.“Die Menschen brennen für ihr Dorf, wenn sie eine Vision haben“, betonte der Ruhestandspfarrer. „Das Feuer brennt von unten. Leider wird es mitunter von oben gelöscht“.

„Das ehrenamtliche Engagement ist das Pfund, mit dem wir wuchern können“

In der Diskussion mahnte der Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Überwald, Heinz Fischer, eine bessere Verkehrsanbindung an. „High Tech und schneller Datentransfer sind gut für die Region, aber wir haben auch viele Handwerksbetriebe, die zu ihren Kunden fahren müssen.“ Für einen besseren ÖPNV machte sich der Vertreter der evangelischen Jugend, Max Wolf stark. „Jugendliche wollen mobil ohne Führerschein sein und halt nicht nur bei Kaffee und Kuchen zusammensitzen“, sagte er an die Adresse von Ulf Häbel und seinem Dorfcafé. Der Vorsitzende des Kneipp-, Kur- und Verkehrsvereins Gras-Ellenbach, Gerald Kessler, begrüßte die Idee der mobilen ärztlichen Versorgung als „guten Ansatz“. Der stellvertretende Leiter der Eugen-Bachmann-Schule in Wald-Michelbach, Christian Mang sprach sich dafür aus, die Schulen zu unterstützen und jungen Menschen eine Perspektive zu bieten. Den ländlichen Raum nicht schlecht reden, forderte die Kirchenvorstandsvorsitzende der evangelischen Gemeinde Wald-Michelbach, Ute Gölz und betonte: „Das ehrenamtliche Engagement ist das Pfund, mit dem der ländliche Raum wuchern kann“. Einig waren sich alle beim Geld, das dem ländlichen Raum fehle. Sie forderten, die Kommunen finanziell besser zu stellen. Das verband der Mitinitiator der Mountainbike-Rundstrecken im Überwald, Peter Bauer mit einer kämpferischen Ansage: „Ich werde mich bis zum letzten Blutstropfen dafür einsetzen, dass der ländliche Raum erhalten bleibt.“ Dafür steht auch die Fachreferentin des Evangelischen Dekanats. Sabine Allmenröder bot ihre Unterstützung an und will mit Sebastian Schröder von der Wirtschafts- und Tourismusförderung der Region Überwald und allen anderen Akteuren im ländlichen Raum kooperieren. Sie meinte hoffnungsvoll: „Vielleicht ist diese Veranstaltung der Beginn eines wunderbaren Prozesses.“

 

 

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