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Fremde. Heimat im Heimatmuseum

Von Unterschieden und Gemeinsamkeiten

HSS

„Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.“ An diesem Satz aus dem Matthäus-Evangelium orientiert sich die Sonderausstellung Fremde.Heimat im Heimatmuseum Gernsheim. Die Ausstellung zeigt 17 großformatige Porträts von Menschen, die ihre Heimat verlassen haben und in die Fremde gegangen sind.

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              Von Heidi Schließer-Sekulla

„Unser Land war einmal genau so schön wie Ihr Land“, erzählt Haneen AlNaasan, eine junge Syrerin den rund 90 Zuhörenden, die zur Ausstellungseröffnung in das Heimatmuseum in Gernsheim gekommen sind. „Wir lebten ohne Furcht und Panik, das Leben war schön“, so Haneen AlNaasan weiter. Dann kam der Krieg und sie flüchtete vor dem Terror und den Bomben: „Wir haben Glück gehabt. Deutschland hat uns gerettet. Ich möchte Deutschland danken.“

"Wir hatten alles verkauft, damit wir Geld für die Flucht haben"

Auch ein geflüchteter junger Familienvater aus dem Irak ist zur Ausstellungseröffnung gekommen, um von seinem Weg nach Deutschland im Sommer 2015 zu erzählen. Nachdem sein Vater vom IS getötet wurde, ist er mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn aus dem Irak geflohen. Da er nicht schwimmen kann, hat er Schlepper bezahlt, die die junge Familie über den Balkan nach Deutschland gebracht haben: „Im Irak hatten wir genug Geld zum Leben“, erzählt der studierte Mathematiker, „nach dem Tod meines Vaters haben wir alles verkauft, so dass wir Geld für die Flucht hatten.“ Vor drei Monaten ist seine kleine Tochter auf die Welt gekommen. Er sei vor allem wegen seiner Kinder geflohen. Sie sollen ohne Krieg aufwachsen und ein gutes Leben haben. „Mein Sohn geht in Gernsheim in den Kindergarten und spricht schon besser Deutsch als ich“, zwinkert er dem Kleinen zu, der auch mit ins Heimatmuseum gekommen ist.

Flucht damals und heute

Die Idee zur Ausstellung Fremde.Heimat hatte im Sommer 2015 Berndt Biewendt, der als Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim Evangelischen Dekanat Bergstraße arbeitet. „Ich wollte nicht nur über Flüchtlinge schreiben, ich wollte sie selbst zu Wort kommen lassen“, so Biewendt. In dieser aufgewühlten Zeit dieses Sommers 2015 war es die Fluchtgeschichte seiner eigenen Mutter, die ihn motivierte, auch Vertriebene, die nach dem zweiten Weltkrieg als Flüchtlinge ihre Heimat verlassen mussten, in den Blick zu nehmen. Zudem kommen Menschen in der Ausstellung zu Wort, die vor zehn oder zwanzig Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind.

Biewendt stellte in seiner Einführung Beispiele vor, darunter jene Frau aus Eritrea, die zunächst bereut hat, nach Deutschland gekommen zu sein. Sie habe eine Grunderfahrung mit den beiden anderen Personenkreisen geteilt: nicht willkommen zu sein. Inzwischen aber hier verheiratet, ist sie Integrationsbeauftragte: „Eine Geflüchtete als Flüchtlingshelferin.“

Flüchtlinge in Gernsheim

Gemeinsam mit dem BdV hat das Evangelische Dekanat Ried die Ausstellung Fremde.Heimat nach Gernsheim geholt und als Partner das Caritas Netzwerk Gernsheim und die Bürgerstiftung Gernsheim gewonnen. Der Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV), Hans Josef Becker, nannte in seiner Begrüßung für 1946 in Gernsheim die Zahl von 939 Heimatvertriebenen. Das waren anteilig 10,2 Prozent in Gernsheim. In Klein-Rohrheim waren es 32,6 Prozent und in Allmendfeld sogar 35,5 Prozent.

In seiner Ansprache hob Bürgermeister Peter Burger (CDU) hervor, dass aktuell insgesamt 143 Geflüchtete in 21 Wohnungen in Gernsheim leben. Es handelt sich um 79 Syrer, 24 Afghanen, 19 Iraker, 13 Algerier, Äthiopier und Staatenlose, vier Iraner und vier Pakistani. Gemäß der Prognose werden in diesem Jahr weitere 65 Personen erwartet. „Migration bedeutet Veränderung“, so Burger. Gernsheim blicke in seiner älteren und jüngeren Stadtgeschichte auf viele Phasen zurück, in denen „Fremde“ in die Stadt gekommen sind. Er wisse um die aktuellen Ängste in der Bevölkerung, halte diese aber für unbegründet. Burger appelliert, für die Grundwerte des Grundgesetzes einzustehen: „Werte, auf die wir stolz sind. Auf dieser Grundlage können wir offen sein für Veränderungen.“

Wer die Ausstellung sehen möchte, hat dazu bis zum 2. April die Möglichkeit. Geöffnet ist das Museum am Sonntag, 5. März, von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, am Sonntag, 19. März, von 14 bis 17 Uhr, und jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr.

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