Dekanat Bergstraße

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Ein wichtiger Nachtrag zum Beginn des neuen Kirchenjahres

"Zeichen setzen - Widerstand zeigen"

bbiewOberkirchenrätin Christine Noschka

Oberkirchenrätin Christine Noschka wollte beim Empfang zum neuen Kirchenjahr der beiden evangelischen Dekanate Bergstraße und Ried für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ein Grußwort sprechen. Darin ging sie auch auf die jüngste Resolution der Dekanatssynode „Für Respekt und Toleranz – gegen Hass und Gewalt“ ein. Weil Christine Noschka kurzfristig absagen musste, liefern wir das Grußwort schriftlich nach.

                    Von Christine Noschka

Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Anwesende,

zunächst überbringe ich Ihnen herzliche Grüße der Kirchenleitung. Sie sind heute verbunden mit einem großen Dank. Dafür, dass sie hier in der Region eine so engagierte und couragierte Arbeit leisten.

Zurzeit ist die in Ihrem Dekanat konzipierte Ausstellung: „Fremde. Heimat in Lindenfels“ auch in Darmstadt unterwegs. Sie zeigt Porträts von Menschen, die zu unterschiedlichen Zeiten fliehen, ihre Heimat verlassen mussten. Diese Ausstellung steht für mich in engem Zusammenhang zu der von ihrer Dekanatssynode einstimmig verabschiedeten Resolution „Für Respekt und Toleranz – gegen Hass und Gewalt“.

"Was für ein Satz!"

Der Schlusssatz der Resolution lautet: „Unser Miteinander braucht Anstand.“ Was für ein Satz! Eigentlich müsste es doch selbstverständlich sein, dass Menschen einander mit Anstand begegnen. Es müsste doch selbstverständlich sein, dass Menschen andere so behandeln – auf der Straße oder im Internet – , wie sie selbst gerne behandelt werden möchten: mit Respekt. Doch wir erleben heute immer wieder neu, dass das anscheinend nicht mehr so selbstverständlich ist.

Scheinbar fehlt vielen Menschen dazu die Kraft. Oder sie haben es nicht gelernt, konstruktiv mit ihrer persönlichen Ungeduld, mit ihrer Enttäuschung oder mit Ärger umzugehen. Derzeit erleben wir  – besonders auch in der digitalen Kommunikation – eine ziemliche Verrohung der Sprache. Unsere Sprache fungiert dabei als ein wichtiger Indikator für eine sich verändernde politische Kultur.

"Es ist wichtig, Position zu beziehen"

Die sogenannten „Hassreden“ („hate speeches“) – also Reden gegen Personen oder Gruppen unter Verwendung von Ausdrücken, die andere herabsetzen und verunglimpfen –, solche Hassreden nehmen in Deutschland wieder zu. Insbesondere im Kontext der Flüchtlingsthematik in Deutschland. Es ist notwendig, hier dazwischen zu gehen. Es ist wichtig, seinen erklärten Widerstand zu zeigen und Position zu beziehen. Dazu braucht es immer Mut und Entschlossenheit.

Sie haben als Christinnen und Christen Mut und Entschlossenheit gezeigt. Sie haben mit ihrer Resolution ein Zeichen gesetzt. Dafür dankt ihnen die Kirchenleitung sehr herzlich!

"Für eine klare Sprache, die ein deutliches Zeichen setzt"

Auch die Vierte Gesamtkirchliche Bildungskonferenz, zu der der Kirchenpräsident einmal im Jahr einlädt - hat sich im vergangenen Sommer mit dem Thema Rechtspopulismus und Rechtsextremismus befasst. Hier gab es durch den Referenten Prof. Hufer ein deutliches und ermutigendes Plädoyer für eine klare Sprache, die Position bezieht. Für eine klare Sprache, die in Zeiten, in denen viele verunsichert sind, ein deutliches Zeichen setzt. Die Orientierung gibt, die neue Wege weist.

Die Kirchenleitung hat kürzlich einen richtungsweisenden Beschluss gefasst: und eine Projektstelle mit dem Titel: „Demokratische Kultur stärken – gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ errichtet. Durch diese Stelle sollen Fachkolleginnen und Kollegen in den Dekanaten künftig gezielt gestärkt und unterstützt werden durch Argumentationstrainings, Fortbildung und Netzwerkarbeit. Die Errichtung einer solchen Stelle ist das eine, wirkmächtig wird sie jedoch nur, wenn sie in unserer kirchlichen Arbeit Resonanz findet und wir gemeinsam an einer gerechten und fürsorglichen Gemeinschaft arbeiten. So wie Sie es in Ihrem Dekanat tun.

"Den Advent gibt es, weil die Welt eben noch nicht heil ist"

Können wir eigentlich noch Advent feiern in dieser Zeit? In der Menschen sich hasserfüllt abgrenzen? In der so viele im Hinblick auf die Zukunft verunsichert sind wie kaum zuvor? In der uns in beunruhigender Weise vor Augen tritt, wie gespalten unsere Gesellschaft in vielen Dingen ist?

Der Gang über den Weihnachtsmarkt bei Glühwein, Plätzchenduft und Kerzenschein: Ist diese scheinbar heile Welt die Antwort auf unsere Sorgen, unsere Unruhe und Unsicherheit?

Advent ist mehr als die Projektion einer heilen Welt, die viele sich in unruhigen Zeiten wünschen. Den Advent gibt es, weil die Welt eben noch nicht heil ist. Advent – das ist Leben auf der Grenze zwischen Altem und Neuem. Die Adventszeit mutet uns zu, in einer Zwischenzeit, in der Spannung zu leben. Uns auszurichten auf etwas, das erst noch kommen wird. Advent feiern heißt, sich ganz und gar darauf einstellen, dass Gott selbst in unsere Gegenwart kommt. Dass er in unseren Alltag eintritt. Und uns und andere und schließlich seine Welt verändert.

Das Licht der Kerzen auf unseren Adventskränzen verweist auf das Licht, das sich schon jetzt den Weg zu uns bahnt. Auf Gott. Daraus schöpfen wir allen Mut für neue Wege. Die Zuversicht, dass nichts so bleiben muss, wie es ist, wenn wir andere an dieser Botschaft teilhaben lassen.

Uns allen wünsche ich, dass dieses Licht im kommenden Advent neu unsere Herzen erleuchtet. Uns mutig und zuversichtlich macht. Und dass wir in den kommenden Wochen etwas von jener erwartungsvollen Freude spüren, wie sie auch in den vertrauten Adventsliedern zum Ausdruck kommt.

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