Dekanat Bergstraße

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Kinder und Kirche

Einfach mal Gott anrufen?

bbiewAnna-Katharina Szagun

Nur wenn Erwachsene Kinder nicht auf eine vorgegebene „Schiene“ setzen, können sie eine eigene Gottesvorstellung entwickeln und eine religiöse Heimat finden. Diese Ansicht vertrat Anna-Katharina Szagun, pensionierte Professorin für Religionspädagogik an der Universität Rostock, in ihrem Vortrag auf der Dekanatskonferenz, die heute in Bensheim-Zell stattfand. Diese Konferenz ist die Dienstversammlung aller Pfarrerinnen, Pfarrer, GemeindepädagogINNen und Fachstelleninhaber/innen des Evangelischen Dekanats Bergstraße.

„Wie kommt Gott in Kinderköpfe?", fragt Anna-Katharina Szagun. Ist doch klar, werden bibelfeste Zeitgenossen antworten, durch den Heiligen Geist, der weht bekanntlich, wann und wo er will (Joh.3,8). Das Problem, so meint die Referentin, ist, dass Kinder diesen Geist, und sei er auch noch so heilig, für ein Gespenst halten. Und Gespenster sind bekanntlich zum Fürchten.

Lasset uns Gott anrufen! Ohne Telefon?

Anna-Katharina Szagun plädiert dafür, auf die Sprache zu achten und das, was man mit althergebrachten Ausdrücken bezeichnet, mit anderen Worten zu sagen. Als Beispiel nennt sie einen Pfarrer, der im Gottesdienst sagte: „Lasset uns den Herrn anrufen“. Ein Kind rief daraufhin völlig verblüfft. „Ja, geht denn das überhaupt?!“ Schließlich war kein Telefon da, mit dem man den Herrn hätte anrufen können.

Aufgefahren in den Himmel! Mit dem Hubschrauber oder mit einer Rakete?

Kinder zeichnen Gott oft auf einer Wolke schwebend – weißer Rauschelbart inklusive. Und wenn sie hören, dass Jesus Christus „aufgefahren in den Himmel“ ist, drängt sich ihnen die Frage auf, wie er das denn gemacht habe- mit dem Hubschrauber, dem Ballon, dem Flugzeug oder doch eher mit einer Rakete, um auch ganz oben im Himmel anzukommen. Die Vorstellung, dass Gott hoch im Himmel über allen throne, entspreche einem antiken Weltbild, das heute nicht mehr zeitgemäß sei. „Der Himmel ist nicht das Weltall, sondern die unsichtbare Welt Gottes, die uns umgibt“, betont Anna-Katharina Szagun.

Wo war Gott, als Friedemanns Papa ertrank?

Kinder, so hat die Professorin in einer Langzeitstudie herausgefunden, überprüfen die Eigenschaften, die Erwachsene Gott zuschreiben, mit der von ihnen wahrgenommenen Realität. Wenn Erwachsene sagen, Gott sieht alles und er ist allmächtig, dann stellen Kinder irgendwann fest, dass sich dies nicht mit ihren Erfahrungen deckt. Ein Kind, mit dem Anna-Katharina Szagun gesprochen hatte, formulierte es so: „Wo war denn Gott, als Friedemanns Papa ertrank?“ Nur um den Preis, dass Gott nicht als allmächtig beschrieben wird, könnten Kinder eine eigene Gottesbeziehung aufbauen, so Szagun.

Sie spricht sich dafür aus, die Sprachbilder der Tradition neu zu übersetzen, Engführungen aufzuheben und Kindern zu ermöglichen, eigene Bilder für Gott zu finden -  etwa das Bild vom mitleidendem Gott, dem es so geht wie Friedemann. Er kann nicht alles, aber er trauert um den Toten.

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