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Zerrissene Flüchtlingsfamilien

Flucht zurück

bbiewSafwan Hamido in der Textilwerkstatt Naomi. Der Schneider aus dem syrischen Aleppo, der nach Berlin flüchtete, lebt heute in Thessaloniki.

Es erscheint paradox und klingt wie verkehrte Welt. Sie haben eine beschwerliche und mitunter lebensgefährliche Flucht hinter sich. Doch nach Recherchen des ARD-Magazins „Panorama“ wollen oder haben tausende syrische Flüchtlinge mit gültigem Aufenthaltsstatus Deutschland wieder verlassen. Warum ist das so? Ein Fallbeispiel.

Weil sie für die Ausreise kein Visum haben, reisen die Syrer mit Hilfe von Schleusern auf zum Teil riskanten Routen in die Türkei. Sie wollen offenbar zu ihrer Familie, ihren Frauen, ihren Kindern, die nicht nachziehen durften. Einer der die Flucht zurück gemacht hat, ist Safwan Hamido.

Aleppo - Berlin - Aleppo

Der 36jährige Syrer stammt aus Aleppo und arbeitete dort als Schneider. Er war 2015 nach Berlin gekommen und bekam als Kriegsflüchtling vorläufigen Schutz. Sein Versuch, seine Frau und die beiden damals 9 und 8 Jahre alten Kinder auf legalem Weg per Familiennachzug nach Deutschland zu holen, schlug fehl. Denn just zu diesem Zeitpunkt setzte die Bundesregierung den Familiennachzug aus.

Als Safwan Hamido seine in Aleppo gebliebene Frau weder telefonisch noch über das Internet erreichen konnte, wurde er panisch. Er fürchtete, dass sie im Krieg ums Leben gekommen seien. Aleppo gehörte in dieser Zeit zu den Hauptkriegsschauplätzen in Syrien. Die Stadt lag weitgehend in Trümmern. Safwan Hamido wollte Gewissheit. Er hielt es nicht länger in Berlin aus. Bevor seine Anhörungen abgeschlossen waren, schlug er sich auf abenteuerlichem Weg von Deutschland nach Syrien durch. Seine Frau und die beiden Kinder fand er lebend im Keller ihres zerbombten Haus in Aleppo. Mit ihnen flüchtete er erneut über die Türkei nach Griechenland, wo die Familie ein drittes Kind bekam. Er würde gern wieder nach Deutschland gehen und hat seine Wiedereinreise beantragt. Doch rechtlich hat er keine Chance. Für ihn und seine Familie ist in Thessaloniki  vorerst Endstation.

Das Warten zerrt an den Nerven

Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag zwar vereinbart, dass ab August maximal 1.000 Menschen pro Monat zu ihren in Deutschland lebenden Angehörigen ersten Grades nachziehen dürfen. Doch für viele Geflüchtete gleicht diese Regelung einem Lotteriespiel. Sie wissen nicht, wann und ob überhaupt ihre Familien wieder zusammen kommen können.

Das lange Warten macht mürbe und zerrt an den Nerven, berichtet Dagmar Theodoridis. Die Deutsche ist mit einem Griechen verheiratet, lebt seit 20 Jahren in Thessaloniki und ist bei der deutschen evangelischen Gemeinde als Sozialassistentin tätig.  Für geflüchtete Frauen, die von ihren Männern getrennt sind und auf Familienzusammenführung hoffen,  mietete die Gemeinde Wohnungen an.  „Die Frauen in unseren Unterkünften warten, warten und warten. Es geht einfach nicht voran. Wir spüren, wie die Ungewissheit zu psychischen Problemen  führt“, betont Dagmar Theodoridis.

"Hauptsache, wir sind zusammen"

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl hat den Panorama-Bericht bestätigt. Pro Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt wird in tagesschu.de. mit den Worten zitiert: "Es gab schon im letzten Jahr Hinweise, dass Flüchtlinge sich hier in Deutschland unter Druck gesetzt fühlen und auf gefährlichen Wegen zurückkehren.“ Das betreffe besonders verzweifelte Syrer, die nur einen eingeschränkten Schutzstatus bekommen hätten und von den Familien getrennt seien.

Safwan Hamido, der Schneider aus Aleppo, arbeitet in der Textilwerkstatt NAOMI, die Mitglieder der deutschen evangelischen Gemeinde in Thessaloniki eingerichtet  haben. Dort leitet er andere Geflüchtete an, wie sie mit Nähmaschinen Kleidung herstellen können. Das Wichtigste für ihn ist aber, dass seine Familie in Sicherheit ist. „Hauptsache, wir leben und wir sind zusammen“ sagt  Safwan Hamido.  Für viele andere Flüchtlingsfamilien gilt das nicht. Sie leben zerrissen in verschiedenen Ländern.

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1 Kommentar verfügbar

dirk römer - Ich finde es "toll", wie sich zwei Ereignisse - die Reise der Diakonie, der EKHN 2016/17 - und die aktuelle, politische Situation miteinander bündeln lassen

Vor 5 Jahren 11 Monaten
 

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