Dekanat Bergstraße

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100 Jahre Frauenwahlrecht - 59 Jahre Frauen im Pfarramt

Frauen: Wahlrecht und Berufswahl

Ev.Bund

Seit genau 100 Jahren können in Deutschland Frauen wählen und gewählt werden. Das Frauenwahlrecht gilt als Meilenstein im Kampf um Gleichberechtigung. Doch gleichberechtigt waren Frauen und Männer damit noch lange nicht, wie ein Blick auf die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und das Evangelische Dekanat Bergstraße zeigt.

Der 12. November 1918 gilt als Geburtsstunde des Frauenwahlrechts. Der Rat der Volksbeauftragten verkündete: „Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen Wahlrecht für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen.“

Damit durften Frauen zwar Parteien oder Politikerinnen und Politiker wählen, aber noch längst nicht jeden Beruf. Erst 1959, 41 Jahre nach der Entscheidung für das Frauenwahlrecht, fällte die Synode der EKHN, eine richtungsweisende Entscheidung: ein Amt, das bislang ausschließlich Männern vorbehalten war, wurde Frauen zugänglich. Sie durften Gemeindepfarrerin werden. Im Dekanat Bergstraße dauerte es aber noch weitere 20 Jahre, bis die erste Frau als Gemeindepfarrerin eingeführt wurde.

Avantgarde-Gemeinde Hähnlein

Mit der Bekanntgabe auf der Seite 36 im Amtsblatt der EKHN, Nr. 13 aus dem Jahr 1979 wurde es offiziell: mit Wirkung vom 1. Dezember 1979 wurde Pfarrerin Irmela Hage zur Inhaberin der Pfarrstelle in Hähnlein ernannt. Damit war sie im damaligen Dekanat Zwingenberg die erste Gemeindepfarrerin. Im Dekanat Rimbach war Beate Schwenk die erste Pfarrerin. Sie trat ihr Amt am 1. September 1993 in der Christuskirchengemeinde Viernheim an. Im Jahr 2006 fusionierten beide Dekanate zum Evangelischen Dekanat Bergstraße.

Auch wenn eine Frau im Talar für manche gewöhnungsbedürftig war, in Hähnlein war Pfarrerin Hage schnell akzeptiert. Als Predigerin und Seelsorgerin war sie geschätzt. Gemeindemitglieder erinnern sich heute noch  an ihre sanfte, aber eindringliche Stimme. Doch mitunter wurde der „kleine“ Unterschied deutlich. Bei einer Feier hatte die Pfarrerin ein Glas Wein getrunken und es  gewagt, eine Zigarette zu rauchen. Das war für einige unerhört und machte schnell  im Ort die Runde („Hast Du gehört…?“) Ein Wein trinkender und Zigarette rauchender Pfarrer hätte vermutlich weniger Gesprächsstoff hergegeben. Irmela Hage starb 2007 im Alter von 63 Jahren.

Durchbruch in den 70er Jahren

Frauen im Pfarramt - 2009 erinnerte die EKHN an das 50jährige Jubiläum. Damals meinte die frühere Pfarrerin von Ober-Beerbach, Ute Doerger, dass für die Akzeptanz von Frauen die 70er Jahre entscheidend waren. „Nicht nur weil in dieser Zeit viele Frauen ordiniert wurden, es gab auch eine Solidarität unter den Frauen.“ Es wurden Pfarrerinnengruppen gebildet, es gab gegenseitige Unterstützung, auf Tagungen wurden Forderungskataloge gestellt. Die Pfarrerinnen meldeten sich in den 70ern hörbar zu Wort.

Davon konnte in den 60er Jahren noch keine Rede sein. Pfarrerin Inge Volp aus Lindenfels hatte geheiratet und 1960 ihr erstes, 1964 ihr zweites Kind bekommen. Damit war ihr der Weg ins Pfarramt versperrt. Denn zunächst (bis 1969) durften nur Unverheiratete Gemeindepfarrerin werden. Inge Volp wurde Religionslehrerin.

"Gibt es denn in unserer Kirche keine Männer mehr!“

Heute sind im Evangelischen Dekanat Bergstraße 27 Pfarrer und 22 Pfarrerinnen tätig. Das Verhältnis von Frauen und Männern ist damit fast ausgeglichen. Alles in bester Ordnung? Auf die Zwischentöne kommt es an. Ein Beispiel: Als die evangelische Gemeinde Lorsch neben der damaligen Pfarrerin Katja Hennings mit Uta Voll eine zweite Gemeindepfarrerin bekam, hatten an ihrer Einführung auch Pröpstin Karin Held und die damalige Dekanin Ulrike Scherf teilgenommen. Als Pröpstin, Dekanin und die beiden Gemeindepfarrerinnen sich im schwarzen Talar für ein Foto aufstellten, rief eine Frau scherzhaft: „Ja, gibt es denn in unserer Kirche keine Männer mehr!“ Wenn vier Pfarrer im Talar nebeneinander gestanden hätten, wäre dann jemand auf die Idee gekommen, zu fragen, ob es denn in dieser Kirche keine Frauen mehr gebe?

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