Besuch bei der Flüchtlingshilfe Heppenheim
Integration braucht Begegnung
bbiew03.06.2018 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
bbiewV.l. Dekan Arno Kreh, Uta Forstat, Janina Adler, Burghard Klatt und Maja Barko„Wir sind als eingetragener Verein organisiert und haben 136 Mitglieder, davon sind aber nur noch rund 30 aktiv“, berichtet Vorstandssprecher Burghard Klatt im Gespräch mit dem Dekan des Evangelischen Dekanats Bergstraße, Arno Kreh. Er zeigte sich beeindruckt, was die Flüchtlingshilfe auf die Beine stellt. „Drei Jahre nach den großen Fluchtbewegungen weiter Geflüchtete so intensiv zu unterstützen und fördern, verdient Respekt“, lobte der Dekan.
Ein besonderer Dreiklang
Die Heppenheimer Flüchtlingshilfe setzt sich insbesondere für die Integration der rund 500 in der Stadt lebenden Flüchtlinge ein. Sie kommen hauptsächlich aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Eritrea, Somalia und dem Iran. „Kinder und Jugendliche sind in der Schule oder in Kindergärten. Sie haben im Alltag automatisch Kontakt zu Deutschen. Bei vielen Erwachsenen ist das leider nicht der Fall. Integration aber braucht Begegnung“, sagt Vorstandsmitglied Maja Barko. Die Flüchtlingshilfe betreut deshalb in der Christuskirchengemeinde einen „offenen Treff“. Gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz hat sie zudem das Cafe Welcome eingerichtet. Weiter gibt es einen besonderen Dreiklang: das Koch-Ess-und Frauentreffen. Das gemeinsame Kochen und Essen finden viel Anklang. „Es nehmen selbst Frauen teil, die anfangs nicht einmal aus ihren Zimmern herauskamen“, berichtet Uta Forstat, die ebenfalls dem Vorstand der Flüchtlingshilfe angehört. Weiteres Vorstandsmitglied ist die Syrerin Saousan Issa, die vor zwei Jahren nach Deutschland kam. Sie konnte aus Termingründen nicht an dem Treffen mit dem Dekan teilnehmen.
Integration erfordert auch gute Sprachkenntnisse. Nach wie vor bieten die Ehrenamtlichen Deutsch-Kurse unterschiedlicher Anforderungen an. Es gibt Angebote für Fortgeschrittene, aber auch Alphabetisierungskurse. „Wir ergänzen oder schaffen Sprachgrundlagen“, erläutert Uta Forstat. Bei den offiziellen Sprachkursen, in den Geflüchtete ein für ihre berufliche Zukunft wichtige Zertifikate erwerben können, liegt nach ihrer Ansicht einiges im Argen. „Wer von einem A2- in einen B1-Kurs aufsteigen will, hat in Heppenheim und Umgebung derzeit keine Chance. Es gibt kein Angebot. Das ist traurig“. Die Sprachanbieter konzentrierten sich derzeit auf die B2-Kurse.
Keine Arbeit - kein Geld - keine Wohnung
Problematisch bleibt die Wohnsituation. „Es gibt hier einfach viel zu wenig bezahlbaren Wohnraum“, erläutert Vorstandsmitglied Janina Adler von der Flüchtlingshilfe. Wenn sie von leer stehenden Wohnungen hört, nimmt sie persönlich Kontakt zu Vermietern auf. „Manchmal gelingt es, Flüchtlingen eine Wohnung zu beschaffen. Es gibt nette Vermieter, aber es gibt auch solche, die Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen haben“. Die Flüchtlingshilfe hatte als vertrauensbildende Maßnahme gegenüber Vermietern vorgeschlagen, dass die Stadt Heppenheim nach dem Vorbild von Viernheim und Bensheim selbst Wohnungen anmietet und diese dann an Flüchtlinge untervermietet. Doch das lehnte die Stadt ab, zu der die Flüchtlingshilfe ansonsten ein sehr gutes, kooperatives Verhältnis hat. Die Stadt finanziert z. B. eine Stelle im Bundesfreiwilligendienst für die Flüchtlingshilfe.
„Alles ist miteinander verwoben. Keine Arbeit, kein Geld, keine Wohnung“, betont Maja Barko. Geflüchtete, die einen Aufenthaltsstatus haben, müssten eigentlich die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen. Doch bezahlbare Wohnungen seien kaum zu finden. „Das setzt die Flüchtlinge zusätzlich unter Druck. Sie sind verunsichert.“ Die Flüchtlingshilfe versucht im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu finden. Dabei nehmen sie direkt Kontakt zu Arbeitgebern auf. Manchmal mit Erfolg. „Als ich gelesen habe, dass die Bahn Zugbegleiter sucht, habe ich dort angerufen. Sie ist bereit, zwei Flüchtlinge einzustellen. Sie müssen nur noch besser Deutsch sprechen“, berichtet Burghard Klatt.
Etwas Neues schaffen
Das Lob von Dekan Kreh für die Flüchtlingshilfe kam postwendend zurück. Die Gruppe sei vor drei Jahren auf Initiative der Kirchen gegründet worden, die bis heute ein großer Rückhalt für ihre Arbeit seien. So hat die katholische Gemeinde St. Peter der Flüchtlingshilfe gegen einen kleinen Obolus vor Kurzem zwei Büroräume in ihrem Gemeindehaus zur Verfügung gestellt. Bei allen Herausforderungen sei das vielfältege Miteinander mit Geflüchteten eine große Bereicherung, meint Uta Forstat. „Diese Menschen bringen uns so viel. Wir können gemeinsam etwas Neues schaffen.“
Kontaktdaten und Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie auf der Homepage der Flüchtlingshilfe
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