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Große Nachfrage - Wenige Plätze

Mit Demenz in der WG

bbiewMaren Ewald bei ihrem Vortrag im Evangelischen Gemeindehaus Alsbach

In Hessen gibt es zurzeit 15 selbstverwaltete Demenz-Wohngemeinschaften. Die Nachfrage nach diesen altnativen Betreuungskonzepten ist höher als das Angebot. Das betonte Maren Ewald von der Hessischen Fachstelle für Demenz-Wohngemeinschaft bei einer Veranstaltung der AG Demenz Nördliche Bergstraße in Alsbach.

Nach ihren Angaben haben Demenz-WGs jeweils neun bis zwölf Bewohner, die von einem Pflegedienst betreut werden. In wenigen Fällen seien auch verschiedene Pflegedienste in einer WG tätig. Das Wohnen in einer kleinen, überschaubaren Gruppe mache die Attraktivität dieser WGs aus. Wenn die Angehörigen mit den Pflegeleistungen unzufrieden seien, könnten sie den Vertrag kündigen. „Das ist der entscheidende Unterschied zu Pflegeheimen“, sagte Maren Ewald. Deshalb seien Demenz-WGs insbesondere in Akademikerkreisen beliebt.

Die Diplom-Soziologin, die auch das Statthaus Offenbach mit einer Demenz-WG, Betreuungsgruppen und einem Café für Demente und Nicht-Demente leitet, wünschte sich, dass auch mehr an Demenz Erkrankte in einer WG leben könnten, die keine Akademiker-Familie im Hintergrund hätten, sondern auf einen gesetzlichen Betreuer angewiesen seien. Dies sei heute noch die Ausnahme. „Jeder und jedem sollte es möglich sein, einen Platz in einer WG zu finden“, meinte Maren Ewald. Versuche, dass Menschen mit und ohne Demenz gemeinsam in einer Misch-WG wohnen, seien gescheitert.

Hohe Brandschutzauflagen und fehlender Wohnraum

Demenz-Wohngemeinschaften seien ein Baustein bei der Betreuung von Erkrankten. Die Erweiterung des Angebots stoße auf große Schwierigkeiten. „Meistens scheitert es an fehlendem und passendem Wohnraum. Zudem sind die Anforderungen an den Brandschutz enorm hoch“, erläuterte Ewald. Private Vermieter fänden sich deshalb kaum. Vielmehr seien Wohnungsbaugesellschaften, Kommunen und Kirchengemeinden gefordert, entsprechenden Wohnraum zu schaffen.

Wie in jeder WG gebe es auch in Demenz-Wohngemeinschaften mitunter Konflikte unter den Bewohnern. Doch das Zusammenleben habe sich insgesamt als tragfähig erwiesen. Das wird von der Demenz-WG im Alten Forstamt in Jugenheim, der einzigen im Dekanat Bergstraße, bestätigt. Das zeige sich etwa beim Tod eines Mitbewohners. Der Leichnam könne bis zu 24 Stunden in seinem Zimmer bleiben. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die anderen Bewohner diese Gelegenheit nutzen, um sich zu verabschieden.

Die Fachstelle von Maren Ewald ist ein Förderprojekt des Hessischen Sozialministeriums. Sie berät bestehende Einrichtungen sowie Interessenten, die eine neue Demenz-WG ins Leben rufen möchten. Ob Pflegeheim, häusliche Betreuung oder WG – grundsätzlich spricht sich Maren Ewald beim Umgang mit Dementen für Validation aus. Das ist eine wertschätzende Haltung gegenüber den Betroffenen, die es erfordert, sich in deren Gefühlswelt hineinzuversetzen und deren Wirklichkeit als gültig zu akzeptieren. „Wenn eine Frau mit Demenz fragt, wann kommt meine Mutti endlich, und die Pflegekraft antwortet, Mutti kommt gleich, dann ist das keine Validation, sondern eine Lüge“, so Maren Ewald. Wer sich in die Gefühlswelt hineinversetze, antworte eher: „Ihre Mutter war eine tolle Frau.“

Die AG Demenz, die zu der Veranstaltung eingeladen hatte, ist eine Einrichtung des Evangelischen Dekanats Bergstraße. Sie setzt sich für die Anliegen dementiell Erkrankter und ihrer Angehörigen ein und besteht aus Ehren- und Hauptamtlichen, darunter die Gemeindepädagogin des Dekanats Ute Blum mit dem Schwerpunkt Altenarbeit.

Internet: AG Demenz

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