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Diskussion um sexualisierte Gewalt

Sich dem Leid stellen - Vorbeugung stärken

EKHNPlakatkampagne „Wir schauen hin und handeln“

Ein Gutachten in der katholischen Erzdiözese München und Freising entfacht die Debatte um sexualisierte Gewalt in der Kirche neu. Wie geht die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit dem Thema Missbrauch um?

Zuletzt geriet es wieder verstärkt in die öffentliche Debatte: Das Thema Kirche und Missbrauch. Jetzt erschien ein neues Gutachten mit Verfehlungen in der katholischen Erzdiözese München und Freising. In einem 1600 Seiten starken Gutachten über einen Zeitraum von 1945 bis 2019 geraten dabei auch die Amtszeiten namhafter Kardinäle in den Fokus. Darunter Joseph Ratzinger, der von 1977 bis 1982 an der Spitze der Diözese stand und später Papst Benedikt XVI. wurde, sowie Reinhard Marx, der seit 2008 Münchner Erzbischof ist und lange Jahre der Deutschen Bischofskonferenz vorstand. Unter anderem Ratzinger wird in dem Gutachten eine Mitverantwortung an Dutzenden Fällen von Missbrauch angelastet, da er die betroffenen Kleriker nicht aus dem Dienst entfernte. Auch der amtierende Kardinal Marx gerät durch das Gutachten unter erheblichen Druck: Die Verantwortung für die Bearbeitung von Missbrauchsfällen habe er bis zuletzt überwiegend in der Verwaltung gesehen und nicht genügend zur Chefsache gemacht. Doch wie geht die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit dem Thema sexualisierte Gewalt um? Ein Überblick.

Sich dem Leid stellen

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung bezeichnet es als „unabweisbare Verpflichtung“, sich dem „Schmerz und dem Leid der Menschen zu stellen, die in der Kirche unter sexualisierter Gewalt gelitten haben und immer noch leiden“. Es sei zentral, „das geschehene Unrecht anzuerkennen, Aufarbeitung zu ermöglichen, Leid lindern zu helfen und zugleich für die Prävention zu lernen und Konsequenzen zu ziehen“, so Jung auf der Tagung der Synode – dem Kirchenparlament – im November 2019 mit dem Schwerpunkt Missbrauch.

Seit über zehn Jahren ist Vorbeugung zentrales Thema

Nachdem im Jahr 2010 Betroffene bundesweit auf das Verschweigen sexualisierter Gewalt in kirchlichen Institutionen hingewiesen haben, hat die EKHN das Thema zu einem Schwerpunkt der Präventionsarbeit gemacht. Mittlerweile sind Vorbeugung und umfassende Schutzkonzepte in der EKHN fest etabliert. Betroffenen, die sich melden, wird individuell und unbürokratisch geholfen.  Die Erfahrungen in der Aufarbeitung der Schicksale von Kindern in evangelischen Heimen prägen die Begleitung von Betroffenen sexualisierter Gewalt. Diese Ansätze sind zuletzt auch in den Aktionsplan der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegen sexualisierte Gewalt eingeflossen. Im Jahr 2010 hatte die EKHN unmittelbar reagiert, als sich im Zuge der damaligen Debatte um Missbrauch in der katholischen Kirche auch bei der EKHN vermehrt Betroffene meldeten. Daraufhin wurden konkrete Ansprechpartnerinnen und -partner für Opfer benannt.

Neues Gesetz schärft Regelungen nochmals

Seitdem wurden die Präventionsmaßnahmen in der EKHN immer wieder weiterentwickelt und verstärkt bis hin zu einem neuen Gewaltpräventions-Gesetz aus dem Jahr 2020. Darin sind bestehende Vorgaben zusammengefasst und nochmals geschärft worden, die bisher an verschiedenen Stellen im Regelwerk der Kirche auftauchten. Das Gesetz definiert unter anderem klare Standards zu verpflichtenden Schutzkonzepten in kirchlichen Einrichtungen, Verhaltensanforderungen an Haupt- und Ehrenamtliche, wie zum Beispiel ein Distanz- und Abstinenzgebot in besonderen Macht- und Vertrauensverhältnissen und bei besonderen Abhängigkeiten. In Hessen-Nassau werden  Beschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs umgehend an die Staatsanwaltschaft weitergegeben - sofern die Opfer zustimmen.

70 Verdachtsfälle in Hessen-Nassau bekannt

Nach aktuellem Kenntnisstand haben sich seit Gründung der EKHN im Jahre 1947 bis heute 70 Verdachtsfälle ergeben, bei denen die Befürchtung bestand, dass Menschen im Bereich der EKHN Betroffene sexualisierter Gewalt sind. In dieser Gesamtzahl sind auch Fälle aus Heimen in evangelischer Trägerschaft enthalten. Dabei wurden seit 1947 insgesamt  20 Mal Pfarrer verdächtigt. Den Betroffenen wurde versucht gerecht zu werden, auch wenn in der Mehrzahl der Fälle keine Ermittlungen mehr geführt werden konnten, weil die Beschuldigten verstorben waren. Mehrere Verdachtsfälle haben sich als unbegründet erwiesen. Dreimal sind kirchliche Disziplinarverfahren eingeleitet worden, davor hatte es bereits 11 Disziplinarverfahren gegeben. In den anderen Fällen haben sich die Anschuldigungen gegen Erzieher, Ehrenamtliche oder Mitarbeitende im kirchenmusikalischen Bereich gerichtet. In Abstimmung mit den Betroffenen wurden Strafanzeigen erstattet. Die EKHN berät jeden Fall individuell und zahlt entstehende Behandlungskosten wie etwa Psychotherapie auch ohne Nachweis des Vorfalls unbürokratisch und schnell.

Beteiligung an deutschlandweiter Untersuchung

Die EKHN beteiligt sich an der 2021 gestarteten wissenschaftlichen Aufarbeitung der EKD, die ein unabhängiges Forschungsteam mit der Untersuchung beauftragt hat. Die Veröffentlichung wird durch die Forscher und Forscherinnen erfolgen, ohne dass es hierzu einer Freigabe durch die EKD bedarf. Besonderer Wert wird bei der Untersuchung auf die Einbeziehung Betroffener gelegt.

Im Evangelischen Dekanat Bergstraße sind Gemeindepädagogin Edith Zapf und Jugendreferent Bruno Ehret die Beauftragten für Kinderschutz. Kontaktdaten hier

Mehr zum Thema, Ansprechpersonen und Hilfsadressen hier

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