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50 Jahre Telefonseelsorge Darmstadt

Telefonseelsorge: Vor allem Einsamkeit als Grund für Anrufe

© gradyreese/istockphoto.com

Die Telefonseelsorge Darmstadt feiert am 2. April mit Kirchenpräsident Jung und Bischof Kohlgraf ihr 50-jähriges Jubiläum. Die Mitarbeitenden der Telefonseelsorge sind für die Menschen da, wenn sie aufgrund von Einsamkeit, aber auch Ängsten, Depressionen und Partnerschaftsproblemen anrufen. Dabei achten die Mitarbeitenden auf bestimmte Kriterien für die Beratung.

Die Telefonseelsorge Darmstadt besteht seit 50 Jahren. Dieses Jubiläum feiert die ökumenische Einrichtung am Palmsonntag, 2. April, mit einem Festgottesdienst mit Kirchenpräsident Dr. Volker Jung und Bischof Dr. Peter Kohlgraf. Beginn ist um 17.30 Uhr in der Liebfrauenkirche, Klappacher Straße 46, in Darmstadt. 1973 ist die Telefonseelsorge in Darmstadt „auf Draht gegangen“, wie es der katholische fachliche Leiter und Geschäftsführer Ralf Scholl ausdrückt. Vor 50 Jahren wurde zu diesem Zweck ein ökumenischer Verein als Träger gegründet.  

Den Anrufenden widmen sich 7.000 Ehrenamtliche auf Bundesebene,  70 sind es in Darmstadt

Bereits 1956 wurde die Telefonseelsorge auf Bundesebene gegründet. Heute gibt es 105 Stellen in ganz Deutschland. Die Idee war, „mit Ehrenamtlichen anderen in Not auf Augenhöhe zu begegnen“, sagt Pfarrerin Gudrun Goy, seit März neue evangelische Leiterin und Geschäftsführerin der Telefonseelsorge Darmstadt. Heute versehen rund 7000 Ehrenamtliche bundesweit Telefondienst, 70 sind es zurzeit in Darmstadt. Ursprünglich sei die Telefonseelsorge als Suizidprävention und Krisenintervention gegründet worden, heute würde Ralf Scholl sie als „allgemeines Sorgentelefon“ bezeichnen.

Anonym und kostenlos

Dieses zeichne sich durch seine Niederschwelligkeit und Anonymität aus. Themen seien „alle, die die Gesellschaft bewegt“. War ein Anruf am Anfang noch kostenpflichtig, ist er heute kostenlos. Die Telefonseelsorge war die erste, die eine kostenlose 0800-Nummer von der Telekom bekam. Die Anrufnummer wird nicht angezeigt, das Telefonat taucht in keinem Verbindungsnachweis auf. Die Telefonseelsorge ist bundesweit rund um die Uhr unter 0800-1110111 oder 0800-1110222 erreichbar.

Gründe für die Anrufe

Die meisten Anrufe kommen von Menschen zwischen 40 und 60 Jahren. Darunter sind familiäre Probleme bis hin zu suizidalen Krisen. War es in den achtziger Jahren oft Arbeitslosigkeit, die Menschen zum Hörer greifen ließ, ist es seit den 2000er Jahren vor allem Einsamkeit. In der Coronazeit waren es immer wieder auch Studierende, die aus diesem Grund Kontakt suchten. 2022 waren bei der Telefonseelsorge Darmstadt neben Einsamkeit auch Ängste, Depression und Partnerschaftsprobleme Gründe für Anrufe. 40 Prozent der Gespräche wurden mit psychisch kranken Menschen geführt, in sechs Prozent ging es um Suizidgedanken, in einem Prozent um suizidale Krisen. Aber auch die aktuellen Themen Corona, Krieg und Klimawandel kommen vor. Hier seien die Ehrenamtlichen insbesondere „auf Augenhöhe“, da sie die Themen genauso betreffen, sagt Ralf Scholl. Im Durchschnitt dauert ein Gespräch 20 Minuten.

Aufgabe und Haltung der Ehrenamtlichen

Jedes Anliegen wird bei der Telefonseelsorge gehört und ernst genommen. Was diese bietet, ist Seelsorge und Beratung. In Akutsituationen können die Ehrenamtlichen auch anbieten, für die anrufende Person einen Krankenwagen zu rufen und diese in eine Klinik einzuweisen. An konkrete Therapeutinnen und Therapeuten können sie nicht verweisen, dafür aber in Darmstadt etwa an die allgemeine Lebensberatung, Caritas oder Diakonie sowie junge Menschen an Einrichtungen wie das Suizidpräventionsprojekt der Darmstädter Kinderkliniken „Anna“ (Alles nur nicht aufgeben) oder den Kinderschutzbund. „Wichtig ist, dass nichts gegen den Willen der Anrufenden getan wird“, so Scholl. Bei Suizidgefahr sei es wichtig, das Gespräch zu halten und weiter zu „schauen, was möglich ist“.

Ergänzende Web- und App-Angebote

Zusätzlich zum Telefon wird auf Bundesebene auch Mail- und Chat-Seelsorge angeboten. „Das Ziel haben wir für Darmstadt auch“, sagt Gudrun Goy, wenn mehr Ehrenamtliche mitarbeiten. Vor allem für Jugendliche, aber auch Eltern Betroffener, gibt es die App „Krisen-Kompass“. Hier kann etwa auch ein Tagebuch geführt werden.

Fundierte ehrenamtliche Ausbildung

Die ehrenamtlich Mitarbeitenden – in Darmstadt sind es etwa ein Viertel Männer und drei Viertel Frauen - absolvieren zunächst 150 Stunden an Ausbildung und Supervision, sagt Pfarrerin Gudrun Goy, die selbst eine Zusatzqualifikation in Seelsorge und eine Ausbildung als Supervisorin hat. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Ralf Scholl leitet sie den Ausbildungskurs. Dazu zählen drei Wochenenden, zehn Samstage und zehn Abendtermine. Daran schließt sich eine Hospitationsphase an. Nicht für jeden, der sich für die Arbeit der Telefonseelsorge interessiere, sei es das geeignete Ehrenamt, so die Leitenden, die eine Auswahl treffen. „Manche brechen auch ab, wenn sie merken, dass es nichts für sie ist.“ Rund 14000 Anrufe erreichten die Telefonseelsorge Darmstadt im vorigen Jahr. Davon legen 14 Prozent gleich wieder auf, so dass 11677 Gespräche 2022 zustande kamen.

Erwünschte Fähigkeiten der künftig Mitarbeitenden

Interessierte sollten älter als 25 Jahre sein, gut zuhören und auch gut sprechen können, kontaktbereit und lernfähig sein, Einfühlungs- und Abgrenzungsvermögen besitzen, die Stabilität haben, die aus gemeisterten Krisen erwächst, konfliktfähig sein und sich in einem tragfähigen, sozialen Netz befinden. Die 70 Ehrenamtlichen kommen aus verschiedenen Berufen und Branchen, viele sind bereits im Ruhestand. Jeder Mitarbeitende versieht 12 Stunden Telefondienst im Monat, davon ein Nachtdienst, der ausschließlich in geschützten Räumen des Vereins stattfindet. Die meisten seien kirchlich gebunden oder zumindest „offen für Spiritualität“, so Scholl. Nach der kostenfreien Ausbildung verpflichten sie sich für zwei Jahre. Zurzeit könne der Dienst mit 70 Mitarbeitenden gerade so abgedeckt werden, sagt Pfarrerin Gudrun Goy, ein paar mehr würde sich der Verein wünschen.

Im November beginnt in Darmstadt ein neuer Ausbildungskurs. Ein Informations-Abend wird als Zoom-Meeting am 10. Oktober 2023 angeboten. Interessierte können sich bei der Telefonseelsorge Darmstadt unter 06151 43143 oder per Mail an mail@telefonseelsorge-darmstadt.de melden.

Webseite der Telefonseelsorge

 

 

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