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Erinnerung an Gründonnerstag

Ziemlich schlechteste Freunde

bbiewGründonnerstag in Mexiko

Auf wen ich mich verlassen kann, zeigt sich, wenn es hart auf hart kommt. So gesehen hatte Jesus keine Freunde. Als es darauf ankam, haben sie ihn im Stich gelassen. Aber er hat bedingungslose Freundschaft gestiftet.

        Von Martin Vorländer (Evangelische Sonntags-Zeitung)

Sie sitzen an dem Abend, den wir Gründonnerstag nennen, alle mit ihm am Tisch und feiern mit ihm das Pessachmahl. Simon Petrus, Johannes, Jakobus, Andreas, Thomas und die anderen. Die Frauen, die Jesus gefolgt sind, werden auch dabei gewesen sein: Maria Magdalena, Johanna, Susanna und die anderen. (Lukas 8,1-3) Sie alle spüren: Dieser Abend ist anders als alle anderen Abende. Was hier geschieht, übersteigt, was sie jemals erlebt haben. Was Jesus sagt, wie er das Brot teilt, wie er den Kelch segnet, das ist nicht von dieser Welt. Und sie sind mit dabei. Sie gehören dazu. Sie sind ein Teil von dem Großen, das mit Jesus Wirklichkeit wird.

Der Wille ist da

Da ist Simon Petrus. Er ist felsenfest überzeugt: Er hält Jesus die Treue, komme, was da wolle. »Ich geh für dich ins Gefängnis«, verkündet er und legt nach: »Und in den Tod.« Aber Jesus prophezeit ihm: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« (Lukas 22,34) Am Tisch mit Jesus sitzen die Brüder Jakobus und Johannes. Die zwei treten oft so lautstark auf, dass die anderen sie die Donnersöhne nennen. Sie sind immer ganz vorne dabei, ganz nah bei Jesus. Sie wollen am liebsten nicht nur auf Erden, sondern auch im Himmel die Ehrenplätze zur Rechten und zur Linken von Jesus bekommen. »Könnt ihr denn auch den Kelch trinken, den ich trinken muss?«, fragt sie Jesus. »Klar, können wir!«, sind sich die beiden sicher. (Matthäus 20,20-28)

Auch Judas ist dabei

Zum Abendmahl mit Jesus, das das letzte werden wird, gehört Judas. Er ist ein Mann der ersten Stunde. Er war von Anfang an im Zwölferkreis um Jesus mit dabei. Aber innerlich geht er immer mehr auf Distanz zu Jesus. Warum? Ist seine Begeisterung mit der Zeit verflogen? Ist seine Verehrung in Enttäuschung umgeschlagen, weil Jesus nicht den politischen Umsturz herbeiführt, den so viele in Israel sich erhoffen? Über den Grund für seinen Verrat steht nichts in der Bibel. Aber Judas sitzt selbstverständlich am Tisch mit Jesus an diesem Abend.

Jesus kennt seine Jünger

Jesus, so erzählen es die Evangelien, weiß, in welcher Gesellschaft er ist. Er kennt seine Jünger. Und er sagt ihnen auf den Kopf zu, wie sie sich verhalten werden. »Einer von euch wird mich heute Nacht verraten«, sagt Jesus in die Runde. »Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, wird mich verraten.« (Matthäus 26,23) Da packt einige Jünger doch der Zweifel ob ihrer vollmundigen Beteuerungen, dass sie nichts und niemand von der Seite Jesu reißen kann. Vielleicht tatsächlich nichts und niemand. Aber am Ende droht die Gefahr gar nicht von außen, sondern von innen. Können sie sich selber trauen? Sie fragen Jesus, einer nach dem anderen, als wollten sie sich selbst peinlich verhören: »Bin ich’s?« (Markus 14,19)

Wer kennt sich selbst?

Kann ich von mir selber sagen, wie ich mich verhalten werde oder verhalten hätte? Kann ich für mich selbst die Hand ins Feuer legen? Ich würde es gern. Ich würde gern versprechen können »Ich werde immer bei dir sein«. Aber werde ich das Versprechen halten können? Ich bin gerne ein treuer Freund. Einer, auf den man sich verlassen kann. Aber kann ich garantieren, dass ich es tatsächlich sein werde, wenn es darauf ankommt? Werde ich im entscheidenden Moment zur Stelle sein und dem Freund ein wahrer Freund? Ich hoffe es und will mein Bestes geben. Die Erzählung vom letzten Abendmahl zwingt zur Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. »Bin ich’s?«, fragen die Jünger Jesus.

Allein gelassen und verraten

Sie sind nicht alle Verräter. Nur einer von ihnen, Judas. Aber auch die anderen halten nicht, was sie versprochen haben. Nach dem Essen gehen sie in den Garten Gethsemane. Jesus bittet sie, mit ihm zu wachen und zu beten. So ein gutes Essen mit Wein macht müde. Und es ist spät geworden. Die Jünger schlafen ein. Sie verschlafen die bitterste Nacht ihres Freundes. »Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?«, fragt Jesus. Die Frage schmerzt. Doch für Reue ist keine Zeit. Die Soldaten kommen in den Garten. Judas führt sie an. Er verrät seinen Freund mit einem Kuss.

Manche fliehen, einer leugnet

Die anderen, die vorher noch für Jesus kämpfen wollten, mit ihm ins Gefängnis und in den Tod gehen wollten, fliehen. Ein junger Mann aus der Entourage von Jesus rennt davon. Die Soldaten packen ihn am Gewand. Er reißt sich panisch los und verschwindet nackt in die Nacht. (Markus 14,51 f)

Petrus will wenigstens von Ferne sehen, wohin sie Jesus bringen, was sie mit ihm machen. Da erkennt ihn eine Frau: »Du gehörst doch auch zu diesem Jesus!« »Ich kenne diesen Menschen nicht«, beteuert Petrus gleich dreimal. Als würde ein Mal nicht reichen, den Freund zu verleugnen. Als Petrus klar wird, was er getan hat, weint er. (Markus 14,66-72)

Die Frauen bleiben

Nur die Frauen, die Jesus gefolgt sind, halten aus. Sie stehen am nächsten Tag unterm Kreuz und bleiben bei Jesus, bis er stirbt. Vielleicht waren sie nicht ganz so gefährdet wie die Männer. Frauen wurden nicht für voll genommen. Die Römer hielten sie nicht für gefährlich. Trotzdem. Sie haben den Mut zu zeigen: Wir gehören zu dem, der da am Kreuz hängt. Die anderen halten ihn für einen verurteilten Verbrecher. Wir haben ihn lieb.

Gottes bedingungslose Freundschaft

Gründonnerstag hätte die Nacht werden können, in der die Freundschaft stirbt. Aber die Freundschaft ist nicht tot. Das liegt an Jesus. Seine Freundschaft ist bedingungslos. Sie ist nicht daran gebunden, ob seine Freunde ihm die Treue halten. Er weiß, dass sie den entscheidenden Augenblick verschlafen werden, dass sie ihn verraten, verlassen und verleugnen. Er sagt zu ihnen bei Brot und Wein: »Das ist mein Leib. Das ist mein Blut. Ich gebe mein Leben für euch.« Gründonnerstag. Abendmahl. Das ist die Nacht von Gottes Freundschaft, die bedingungslos ist.

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