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Empfang zum neuen Kirchenjahr

Der Islam in Deutschland

bbiewStarkenburg-Medaille für Werner Hahl (dritter v. l)

Den einen unverwechselbaren Islam gebe es nicht. Wie der Islam praktiziert werde, hänge vielmehr von der Kultur der Länder ab, aus denen die in Deutschland lebenden Muslime kämen. Das sagte der ZDF-Journalist und Islamwissenschaftler Abdul-Ahmad Rashid bei seinem Festvortrag zum Empfang des neuen Kirchenjahres in Heppenheim, zu dem die Evangelischen Dekanate Bergstraße und Ried gemeinsam eingeladen hatten.

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Rashid, der Sohn eines Afghanen und einer Deutschen ist, war kurzfristig für die erkrankte Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt und Leiterin des Forschungszentrums "Globaler Islam“ Susanne Schröter eingesprungen. Der Festredner war aus Berlin angereist, wo er gemeinsam mit Schröter an der Islamkonferenz des Bundesinnenministeriums teilgenommen hatte. Zur Streitfrage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, zitierte Rasid einen ZDF-Kollegen mit den Worten: „Egal, ob er dazu gehöre oder nicht. Er ist da!“ Deutschland sei für Muslime ein Schmelztiegel. Hier treffe sich die gesamte islamische Welt. Jedes islamische Land habe seine eigene Prägung, es gebe aber im Gegensatz zum Christentum keine verschiedenen islamischen "Kirchen", betonte der Festredner vor rund 200 geladenen Gästen. „Ich bin in Köln aufgewachsen und damit rheinisch-muslimisch.“

Moscheen als Heimatersatz

Rashid erinnerte daran, dass der Islam nicht erst in den 60er Jahren mit den so genannten Gastarbeitern nach Deutschland gekommen sei. Die erste Moschee sei 1915 im Halb-Mond-Lager in der Nähe von Berlin gebaut worden. Dort waren während des 1. Weltkriegs muslimische Kriegsgefangene interniert. Erst mit dem Anwerbestopp in den 70er Jahren seien viele Moscheen vor allem in Hinterhöfen errichtet worden. Nach Rashids Angaben befürchteten damals viele Muslime, dass sie bei einer Ausreise aus Deutschland nicht wieder zurückkehren könnten. Die Moscheen seien daher ein Heimatersatz gewesen. Entscheidend für Muslime sei das gemeinschaftliche Gebet und nicht die Predigt. „Für Protestanten ist das schwer nachvollziehbar“, meinte der Islam-Experte, der beim ZDF Mitglied der Redaktion „Kirche und Leben ev.“ ist.

Volle Moscheen - leere Kirchen

Einen weiteren markanten Unterschied sieht Rashid im Gemeindeverständnis. Die meisten Muslime fühlten sich einer Moschee zugehörig, ohne aber Mitglied der Moscheegemeinde zu sein. „Die Moscheen sind voll, aber kaum jemand ist Mitglied. Die christlichen Kirchen haben Millionen Mitglieder, aber die Kirchen sind leer.“ Die Hälfte der Muslime in Deutschland sei unter 30 Jahren. Sie fühlten sich als deutsche Bürger muslimischen Glaubens. Als „zartes Pflänzchen“ eines liberalen Islams bezeichnete Rashid die von der Frauenrechtlerin und Juristin Seyran Ateş gegründete Ibn Rushd-Goethe-Moschee in Berlin.

Eine Werbung für das Ehrenamt

Mit der Starkenburg-Medaille – der höchsten Auszeichnung, die das Dekanat Bergstraße vergibt – wurde Werner Hahl geehrt. Er habe die Medaille verdient für seinen lebenslangen und ehrenamtlichen Einsatz für Kirche und Diakonie, sagte Ried-Dekan Karl Hans Geil in seiner Laudatio. Werner Hahl ist seit 1976 ununterbrochen Mitglied im Kirchenvorstand der Lampertheimer Lukasgemeinde, seit 1998 Mitglied der EKHN-Kirchensynode und seit 38 Jahren für die Diakoniestation Lampertheim aktiv. „Eine Vorzeigestation unserer Landeskirche“, betonte Dekan Geil.  „Diese Ehrung“, sagte Werner Hahl in seiner Dankesrede, „ist auch eine Werbung für das Ehrenamt.“

Frieden braucht den Schulterschluss

Die Jahreslosung für das neue Kirchenjahr stellte die Starkenburger Pröpstin Karin Held vor. Die aus dem Psalm 34 stammende Losung „Suche Frieden und jage ihm nach“ sei eine doppelte Aufforderung, sich intensiv um Frieden zu bemühen. „Das ist eine Aufgabe, die niemals enden wird. Wenn es um Frieden geht, geht es um das Miteinander. Das Bemühen um Frieden braucht den Schulterschluss“, so Pröpstin Held.

Vertrauen verloren

In seinem Grußwort kritisierte der katholische Dekan Thomas Meurer den Umgang mit dem sexuellen Missbrauch in der katholischen und evangelischen Kirche. „Es ging oft darum, Schaden von der Kirche abzuwenden, die Opfer waren dagegen kaum oder gar nicht im Blick. Wir als Kirche haben Vertrauen verloren und sind selbst daran schuld.“

Vertrauen in der Krise

Der Landrat des Kreises Bergstraße Christian Engelhardt sprach das Unbehagen in weiten Teilen der Gesellschaft an. Die Kreisfinanzen seien finanziell solide, die Arbeitslosigkeit sei mit 3,4 Prozent vergleichsweise sehr gering und die Kriminalitätsrate die fünfniedrigste in ganz Hessen. Dennoch sei das Gefühl weit verbreitet, das alles immer schlimmer werde. „Woher kommt diese Vertrauenskrise?“, fragte der Landrat, ohne eine Antwort geben zu können.

"Der 1. Januar kann kommen"

Musikalisch gestaltet wurde der Empfang von einem Projektchor mit Sängerinnen und Sängern beider Dekanate, den Propsteikantor Konja Voll leitete. Der Empfang war der letzte, der gemeinsam von den Dekanaten Bergstraße und Ried veranstaltet wurde. Das Dekanat Ried wird zum Jahresende aufgelöst. Die zehn Gemeinden des südlichen Rieds werden in das Bergsträßer Dekanat eingegliedert. Dazu habe es in den vergangenen Monaten einen regen und produktiven Austausch gegeben, sagte der Bergsträßer Präses Dr. Michael Wörner und betonte: „Der 1. Januar 2019 kann getrost kommen“. Zum Abschluss des Abends lud Dr. Reinhart Baehr im Namen der Dekanatsstiftung zum gemeinsam Essen ein.

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1 Kommentar verfügbar

dirk römer - Ich finde die Erklärung von A-A Raschid sehr einleuchtend, so sind mir auch viele Muslime hier an der Bergstraße begegnet - und entsprechend ev. oder kath. Christen. Die Kultur prägt die religiöse Wahrnehmung entscheidend. Ich kenne die gesundheitlich verhinderte
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Vor 5 Jahren 4 Monaten
 

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