KI-Direktorin plädiert für Ökumene des Einspruchs
"Mut zur Differenz"
bbiewDr. Mareile Lasogga vom Konfessionskundlichen Institut24.02.2017 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die Ökumene werde im Jahr des Reformationsjubiläums medienwirksam in Szene gesetzt, sagte Lasogga in ihrem Vortrag bei der Dekanatskonferenz Bergstraße, in der alle Pfarrerinnen und Pfarrer sowie die Fach- und Profilstelleninhaber des Dekanats vertreten sind. Die Bilder etwa vom Besuch der EKD-Delegation beim Papst riefen Emotionen hervor und zeigten, dass sich das gegenseitige Vertrauen verstärkt habe. „Das ist wehr wertvoll“, sagte die Theologin. Diese Bilder geben nach ihrer Überzeugung aber keine inhaltliche Orientierung. Im Kirchenverständnis bestehe weiterhin ein „fundamentaler Unterschied“ zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Dies aber werde aus „ökumenepolitischen Gründen“ nicht mehr angesprochen.
Gemeinschaft von Gleichberechtigten oder Nicht-Gleichberechtigten
Für das unterschiedliche Kirchenverständnis sei das unterschiedliche Verständnis des Glaubens von zentraler Bedeutung. Nach evangelischem Verständnis sei der Glaube nicht an eine Autorität gebunden, sondern allein an der Überzeugung, die das Gewissen binde. Kirche sei dadurch eine Interpretationsgemeinschaft von grundsätzlich Gleichberechtigten. Nach katholischem Verständnis sei die Kirche eine Gemeinschaft nicht-gleichberechtigter Interpreten. Die Deutungshoheit habe letztlich das bischöfliche Amt, das die Wahrheit der Schrift und den rechten Glauben verbürge. „Ein Katholik könne deshalb sagen: ich glaube, was die Kirche glaubt. Das ist Protestanten nicht möglich“, sagte Lasogga.
Selbstbewusst Positionen vertreten
Die Direktorin des Konfessionskundlichen Instituts betonte, dass es seit 500 Jahren eine Deutungsalternative zur katholischen Kirche gebe. Das Reformationsjubiläum sollte nach ihrer Ansicht genutzt werden, um sich über das evangelische Glaubens- und Kirchenverständnis zu vergewissern. In der ökumenischen Debatte plädierte Lasogga für den „Mut zur Differenz“ und eine „Ökumene des Einspruchs“. Grundlage dafür biete die immer wieder neue Befragung der Bibel, die Auseinandersetzung mit der Schrift und damit das gewissenhafte Ringen um die Wahrheit. Der konstruktive Dialog als Mittel der Verständigung sollte nicht auf die Einheit der Kirche zielen, sondern auf die gegenseitige Anerkennung. „Die katholische Kirche vertritt ihre Position selbstbewusst und das sollten wir auch tun“, erklärte Lasogga.
Das Konfessionskundliche Institut hat seit 1947 seinen Sitz in Bensheim. Träger ist der Evangelische Bund e.V. in Bensheim. Das Institut wird zudem von der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, der Evangelischen Landeskirche in Baden und der Evangelischen Kirche der Pfalz finanziell getragen.
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