Kirchenvertreter zur Lage in Idomeni
"Menschenrecht wird vorenthalten"
Marcel Kuß/ekir.deKinder im inzwischen aufgelösten "wilden" Flüchtlingslager Idomeni in Nordgriechenland. Die Grenzen waren dicht. Die Flüchtlinge hingen fest.07.04.2016 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Marcel Kuß/ekir.deIdomeni„Ich hoffe sehr, dass Europa sich an diesen Zustand hier nicht gewöhnt, und dass wir uns nicht damit abfinden“, sagte Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, beim Besuch des provisorischen Camps, in dem derzeit rund 13.000 Menschen unter unwürdigen Bedingungen ausharren. Gemeinsame Lösungen forderte auch Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau: „Die Situation wird von Griechenland alleine nicht zu lösen sein. Deshalb wird es darum gehen, dass Europa noch einmal gemeinsam hier hinschaut und auch gemeinsam Lösungen für ein vernünftiges und ordentliches Aufnahme- und Registrierungsverfahren findet.“ Dabei müsse es vor allem um diejenigen gehen, die einen Asylantrag stellen wollten. „Im Moment ist es so, dass ihnen dieses Menschenrecht vorenthalten wird.“
Ehrenamtliche arbeiten über ihre Kräfte hinaus
„Was ich hier erlebe, macht mich sprachlos“, so Martin Engels, Moderator des Reformierten Bundes, im Flüchtlingslager Idomeni: „40 Prozent der hier lebenden Menschen sind unter 14 Jahren alt.“ Das Lager sei weit davon entfernt, humanitären Standards zu entsprechen. „Zugleich erlebe ich Mitarbeitende des UNHCR, ich erlebe ehrenamtliche Mitarbeitende der Griechischen Evangelischen Kirche, die über ihre Kräfte hinaus hier tätig sind. Der Umgang unserer Kirchen mit Flüchtlingen ist keine rein politische Frage, sondern, die Frage, wie wir mit Menschen, die in bitterster Not sind, umgehen, ist eine Frage des christlichen Bekenntnisses.“
Erschrecken über die katastrophale Lebenssituation im Camp
„Wir sind mitten in Europa, aber wenn man sich die Lebenssituation der Menschen hier anschaut, dann erschüttert und bewegt mich das sehr, und es erschreckt mich auch“, kommentierte Präses Rekowski seine Eindrücke. Normalerweise solle es in Flüchtlingslagern eine Toilette für 20 Menschen geben. In der Zeltstadt in Idomeni müssen sich 150 Menschen eine Toilette teilen. Lange Schlangen an der Essensausgabe sind Alltag für die Menschen, deren Zukunft an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien derzeit völlig ungewiss ist.
Solidaritätsbesuch bei evangelischen Gemeinden Griechenlands
Heute treffen Rekowski, Jung und Engels im Rahmen ihres Solidaritätsbesuchs in Griechenland Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen und kirchlichen Organisationen, die Flüchtlingshilfe und -arbeit leisten. Außerdem ist ein Treffen mit der deutschen Gemeinde in Thessaloniki vorgesehen.
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