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Flüchtlinge in Wald-Michelbach

Der Wind hat sich nicht gedreht

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Sie verstehen sich auch ohne große Worte und pusten nach Herzenslust Seifenblasen in die Luft. Deutsche, syrische, irakische, iranische und tschetschenische Kinder sind mit ihren Eltern ins evangelische Gemeindehaus von Wald-Michelbach gekommen zu einem Treffen mit ihren Unterstützern und Paten.

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Hedwig Wenzel steht seit mehr als zwei Jahren der Familie Darwish mit Rat und Tat zur Seite. Die Syrer wohnen mit anderen Flüchtlingsfamilien in einem Haus, das der evangelischen Gemeinde gehört und früher als Altenheim genutzt wurde. „Die Familie mit ihren beiden Kindern hat sich gut eingelebt“, sagt Hedwig Wenzel. Die Mutter Khadija bestätigt dies mit einem Kopfnicken und fügt auf Deutsch hinzu:  “Nur jetzt bin ich traurig wegen dem Krieg“. Die Familie stammt aus Afrin, jener Stadt in Nordsyrien, gegen die die Türkei eine Militäroffensive startete. Bei ihrer Flucht vor zweieinhalb Jahren war der Sohn Abduramman von der Familie getrennt worden. Während der damals Zwölfjährige es in die Türkei schaffte, wurden seine Eltern und sein Bruder an der Grenze von Soldaten nach Syrien zurückgedrängt. Zwei Jahre dauerte es, bis Abduramman wieder mit seinen Eltern zusammen war.

Familien gehören zusammen

„Das ist kein Einzelfall und zeigt, wie wichtig Familienzusammenführung ist. Der einzelne Mensch zählt“, betont der Bergsträßer Dekan Arno Kreh, der ebenfalls zu dem Treffen nach Wald-Michelbach gekommen war. Er würdigte insbesondere das Engagement der Ehrenamtlichen. „Sie beweisen einen langen Atem, helfen dort, wo sie helfen können und geben auch bei Schwierigkeiten nicht auf. Das ist vorbildlich und verdient Respekt. “

Eine Geflüchtete singt im Kirchenchor

Zu den Ehrenamtlichen gehört auch Anneliese Daub, die die Familie Munesi unterstützt. „Bei uns fing alles in der Kirche an“, erinnert sie sich. Die vierköpfige Familie stammt aus dem Iran, besuchte in Wald-Michelbach den Gottesdienst und ließ sich vor zwei Jahren taufen. Die Mutter Sarah Munesi singt im Kirchenchor und will arbeiten. „Ich möchte eine Ausbildung zur Krankenpflegerin machen und beginne jetzt ein Praktikum im Heppenheimer Kreiskrankenhaus.“

Diesen Berufswunsch teilt auch die 13jährige Anwar Alahmed, die mit ihren Eltern und ihren Geschwistern aus dem Irak geflohen war. Sie möchte später ebenfalls in der Krankenpflege arbeiten, doch zunächst geht es um ihre Schulausbildung. Anwar geht in die 6. Klasse. Auffällig ist, dass sie wie viele andere Flüchtlingskinder fließend Deutsch spricht und mitunter für ihre Eltern dolmetscht.

Kinder lernen schneller Deutsch als ihre Eltern

In dem Haus, das die evangelische  Gemeinde Flüchtlingen zur Verfügung stellt, wohnt auch die Familie Gadaev mit ihren sechs Kindern. Das jüngste heißt Jakup und ist eine Woche alt. Die Familie stammt aus Tschetschenien und wird von Gabriela Fieber, die Mitglied im Kirchenvorstand ist, betreut. „Das Zusammenleben verläuft gut. Die deutsche Sprache lernen war und ist das größte Problem“. Im Gegensatz zu den Erwachsenen lernen Kinder Deutsch offenbar spielend leicht im Kindergarten oder in der Schule.

Flüchtlingskinder in der Kita

In den evangelischen Kindergarten gehen derzeit sechs Flüchtlingskinder. „Es gab vereinzelt Stimmen, dass  wir diese Kinder bevorzugen würden. Das stimmt nicht,“ betont die Kirchenvorstandsvorsitzende Ute Gölz. Wenn es wie aktuell Wartelisten gebe, werde nach klaren Kriterien entschieden. Der Verdacht der Bevorzugung kam vermutlich auf, weil zunächst mehr Flüchtlingskinder den evangelischen Kindergarten besuchten als die kommunale Kita. Das liegt nach Ansicht von Ute Gölz aber eher daran, dass der evangelische Kindergarten zentral liegt und fußläufig gut zu erreichen ist, während sich die kommunale Kita etwas außerhalb befindet.

In Wald-Michelbach ist es auch dank der evangelischen Gemeinde bei der grundsätzlich positiven Haltung gegenüber Flüchtlingen geblieben. „Der Wind hier im Ort hat sich nicht gedreht“, stellt Ute Gölz fest. Die Probleme, die es gibt, unterscheiden sich kaum von denen in anderen Orten. Es geht um Kindergartenplätze, um Wohnraum und um Arbeit.

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