Verabschiedung von Pfarrer Reinald Engelbrecht
Die Freiheit eines Christenmenschen
bbiewDie Steinplatte dient als Altar. Im Pfarrgärtchen – direkt neben der Kirche von Beedenkirchen - feierte Pfarrer Reinald Engelbrecht gern und immer wieder Gottesdienste im Freien.19.04.2022 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
bbiewPfarrer Engelbrecht: "Wir sollen eigenständig prüfen und nicht unhinterfragt lassen, was wir als christliche Lehre bezeichnen.“Der gebürtige Darmstädter war fast zehn Jahr im Lautertal tätig. Maßgeblich für sein Verständnis vom Pfarrdienst sei die Freiheit eines Christenmenschen, betont der 62jährige. „Die Selbstbestimmtheit und die Eigenverantwortung vor Gott und der Welt sind mir wichtig. Wir sollen eigenständig prüfen und nicht unhinterfragt lassen, was wir als christliche Lehre bezeichnen.“
Sein Interesse an Kirche und Theologie sei durch seine Mitarbeit im Evangelischen Jugendwerk Darmstadt geweckt worden. Er habe als Pfarrer deshalb auch immer besonderen Wert auf die Kinder- und Jugendarbeit gelegt. In Beedenkirchen sei es zudem gelungen, Jugendliche als Jugenddelegierte für den Kirchenvorstand zu gewinnen. „Sie sind in das Leitungsgremium der Gemeinde genauso hineingewachsen, wie wir uns das vorgestellt haben“, erklärt der scheidende Pfarrer, der in früheren Jahren auch regelmäßig Jugendfreizeiten in Taizé oder auf der Jugendburg Hohensolms der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) organisierte.
Attraktive Gottesdienste in zeitgemäßer Form
Bis 2015 war Reinald Engelbrecht zudem für die drei evangelischen Kindertagestätten im Lautertal zuständig. „Die Arbeit hat sich immer weiter professionalisiert. Mit der Organisation der Kitas wurde der Kirchenvorstand immer stärker in Anspruch genommen. Betriebswirtschaft haben Pfarrer nicht gelernt. Deshalb ist es gut und richtig, dass die GüT Entlastung geschaffen hat.“ Die mittlerweile vier Lautertaler Kitas werden seit sieben Jahren gemeinsam mit den evangelischen Kitas Rimbach und Zotzenbach von der GüT, der Gemeindeübergreifenden Trägerschaft von Kindertagesstätten, verwaltet.
Attraktive Gottesdienste in zeitgemäßer Form war Reinald Engelbrecht ein zentrales Anliegen. Da gab es mitunter auch das eine oder andere Anspiel mit Sketch oder einen Dialog statt der klassischen Predigt. Der größte Schrecken seiner Amtszeit dürfte im Herbst 2014 gewesen sein, als die Orgel in der Kirche von Beedenkirchen plötzlich verstummte. Siebenschläfer hatten das Instrument lahmgelegt. Die Orgel war fast ein ganzes Jahr nicht bespielbar und musste grundsaniert werden. Statt der Orgel steuerte unter anderem ein Leierkastenmann die Musik im Gottesdienst bei.
Siebenschläfer müssen seitdem zwangsweise draußen bleiben. „Wir haben Fenster und Türen so abgedichtet, dass seitdem kein Tier mehr hereingekommen ist“, bekräftigt der Pfarrer. Dennoch ist die Kirche für Besucher nicht nur am Sonntag offen. Denn sie ist Teil des neuen Pilgerwegs „Camino Incluso“ für Menschen mit und ohne Behinderung, die barrierefrei die Kirchen auf der 84 Kilometer langen Route betreten können.
Die Natur genießen
Vor seiner Tätigkeit im Lautertal war Reinald Engelbrecht 15 Jahre als Pfarrer im benachbarten Schönberg-Wilmshausen tätig. Evangelische Theologie studierte er in Frankfurt und Heidelberg. Sein Vikariat, die praktische Ausbildung zum Pfarrer, absolvierte er in Birkenau, ein einjähriges Spezialvikariat in der Evangelische Gemeinde Rom. Seine ersten Stationen als Pfarrer waren Seeheim und Wiesbaden.
Im Ruhestand will er mit seiner Frau weiter in Beedenkirchen wohnen und vor allem die Natur genießen. „Wenn ich in der Natur unterwegs bin, erdet mich das. Ich kann zum Wesentlichen, zur Verbindung mit den Schöpfungsgesetzen kommen.“
Der Gottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrer Engelbrecht am 24. April, den auch Dekan Arno Kreh mitgestalten wird, beginnt um 10 Uhr in der Kirche von Beedenkirchen. Ab dem 1. Mai wird der frühere Dekan des Dekanats Darmstadt-Land Arno Allmann den Vertretungsdienst übernehmen.
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