Wieder Gottesdienste in der Kirche
„Schone sie nicht, nutze sie“
bbiewKirchenpräsident Volker Jung01.12.2019 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Vor dreieinhalb Jahren musste die Kirche wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Was einem die Kirche bedeute, merke man oft erst dann, wenn sie nicht da sei, sagte Kirchenpräsident Jung und zitierte Martin Luther: „Wo das Wort erklingt, da ist Gott.“ Der Glaube sei eine Quelle der Kraft, der Menschen zu einem guten, sinnvollen Leben führe, betonte Jung. „Damit uns diese Kraft erreicht, kommen wir hier zusammen. Dafür wurden Kirchen gebaut.“
Es wird nicht dunkel bleiben
Der Kirchenpräsident räumte ein, dass er große Sorge habe, ob der Zusammenhalt in der Gesellschaft bleibe. Es fielen so böse und hässliche Worte. „Das sind schwere Zeiten, die ganz dunkel werden können.“ Er forderte gegenseitigen Respekt und betonte, dass Gott mit Jesus Christus in unser Leben gekommen sei. Deshalb werde es nicht dunkel bleiben. Den Groß-Rohrheimer rief er zu: „Schonen Sie diese Kirche nicht. Nutzen Sie sie!“
Schließung von jetzt auf gleich
Musikalisch wurde die Kirche bei der Wiedereröffnung in voller Bandbreite genutzt. Mit der Rohrheimer Blasmusik, dem Flötenensemble, verschiedenen Chören und Solisten war alles vertreten, was Groß-Rohrheim zu bieten hat. Zudem erklang erstmals die Orgel wieder, die ebenfalls saniert wurde.
Die federführende Architektin Iris Schäfer berichtete im Gottesdienst, dass ursprünglich nur geringfügige Sanierungsarbeiten geplant gewesen seien. Doch eine böse Überraschung sei auf die andere gefolgt. Die entdeckten Schäden bei den tragenden Säulen seien so massiv gewesen, dass die Kirche von jetzt auf gleich geschlossen werden musste. Von jetzt auf gleich stand auch die Gemeinde ohne Kirche da. Für dreieinhalb Jahre war deshalb großes Improvisationstalent gefragt.
Unterstützung durch die katholische Gemeinde
Während der Bauarbeiten hatte die Gemeinde einige Gottesdienste und Andachten an ungewöhnlichen Orten gefeiert etwa im benachbarten Vogelpark, in der Bürgerhalle oder mitten in der Baustelle. Es sei beeindruckend, dass eine Gemeinde herausgehe und zeige, dass sie zur Mitte des Ortes gehöre, sagte der Bergsträßer Dekan Arno Kreh. Ansonsten konnten die Protestanten die katholische Kirche kostenlos nutzen. Dafür bedankte sich Pfarrer Martin Müller ausdrücklich bei der Vorsitzenden des katholischen Pfarrgemeinderats, Ursula Schmitt.
Eine Kirche für alle
Die Gesamtkosten der Sanierung beliefen sich auf rund 1,5 Millionen Euro – darunter ein beträchtlicher Eigenanteil der Kirchengemeinde. Allein der Förderverein mit ihrer Vorsitzenden Rosemarie Krauß hatte zur Erhaltung der Kirche 100.000 Euro beigesteuert. „Wir alle tragen die Kirche“ lautete das Motto der Spendenkampagne. Die Sanierung ist nach Angaben der Gemeinde noch nicht vollständig abgeschlossen. Weitere Arbeiten am Kirchturm seien in Vorbereitung.
Das große Engagement der Groß-Rohrheimer – ob evangelisch oder nicht – hoben in ihren Grußworten der Bergsträßer Landrat Christian Engelhardt, Groß-Rohrheims Bürgermeister Rainer Bersch und die Landtagsabgeordnete Birgit Heitland hervor. Der frühere, heute in Berlin im Ruhestand lebende Gemeindepfarrer Konrad Knolle war eigens zur Wiedereröffnung nach Groß-Rohrheim gefahren. Er sagte: „Unsere Kirche war nie nur für die Evangelischen, sondern für alle.“
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