Glaube und Naturwissenschaft
Verabschiedung von Pfarrer Dr. Stefan Kunz
bbiew18.03.2022 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
bbiewStefan Kunz: "Kirche kann nur leben, wenn sie sich auf das Evangelium besinnt.“Seinen 24jährigen Pfarrdienst in Bensheim beschreibt der promovierte Theologe als eine erfüllte Zeit. Strohfeuer zu entfachen und kurzzeitig irgendeinen Leuchtturm zum Flackern zu bringen, ist seine Sache nicht. Für ihn zählt der Alltag im Pfarrdienst. „Predigt, Seelsorge, Unterricht – das sollte ein Pfarrer oder eine Pfarrerin schon ordentlich machen. Kirche kann nur leben, wenn sie sich auf die geistliche Dimension, das Evangelium besinnt.“ Dies habe er nicht allein im Gottesdienst im Blick gehabt. Wichtig seien ihm auch Meditationsabende, Exerzitien im Alltag, Glaubenskurse, Bibelkreise oder die Anleitung von Pilgerwegen gewesen.
Mit der geistlichen Dimension beschäftigte er sich auch in seiner Promotion über den im Spätmittelalter lebenden Theologen, Philosophen und Mystiker Meister Eckhart. Sein Spezialvikariat verbrachte er bei der Kommunität Imshausen bei Bebra, wo es ihn immer wieder zu Einkehrtagen und Einkehrwochen hinzog.
Glaubensgewissheit und Wahrheitssuche
Zugleich war Stefan Kunz nach eigenen Angaben schon seit Schulzeiten an der Schnittstelle von Theologie und Naturwissenschaften interessiert. „Es geht dabei um Glaubensgewissheit und Wahrheitssuche“, betont er. In seiner Zeit als Studierendenpfarrer an der damaligen Technischen Hochschule Darmstadt hatte er sich den Ruf eines Theologen erworben, der etwas von Physik und Mathematik versteht. Dort arbeitete er im Team mit der späteren und kürzlich in den Ruhestand verabschiedeten Starkenburger Pröpstin Karin Held.
Wissenschaftlich habe er Grenzen überwunden. „Rein räumlich aber bin ich nicht sehr weit gekommen“, sagt Pfarrer Kunz schmunzelnd. Er ist in Jugenheim geboren, machte in Bensheim sein Abitur, absolvierte sein Vikariat in Lindenfels und wurde 1984 in Fränkisch-Crumbach ordiniert. Nach seiner Zeit als Hochschulpfarrer von 1992 bis 1998 in Darmstadt übernahm er die Pfarrstelle in Bensheim und folgte damit einem Ruf seines Studienfreundes Dr. Christoph Bergner, dem anderen Pfarrer der Michaelsgemeinde. Stefan Kunz ist überaus dankbar für die, wie er sagt, „außergewöhnlich gute, vertrauensvolle und fruchtbare Zusammenarbeit“ mit ihm über so viele Jahre hinweg. Evangelische Theologie studierte er in Tübingen, wo er Christoph Bergner kennenlernte und in Heidelberg. Dort war er zeitweise wissenschaftlicher Mitarbeiter des Religionsphilosophen Georg Picht.
"Meine Frau hat 2 zu 1 gewonnen“
Stefan Kunz betont, dass er überglücklich sei, dass er fast gleichzeitig mit seinem Ruhestand die Pfarrerstaffel in seiner Familie habe weitergeben können. Seine Tochter Mareike von Nordheim ist seit vergangenem Jahr Pfarrerin in Auerbach, wo sie sich mit ihrem Mann Lukas von Nordheim die Pfarrstelle teilt. Seine beiden anderen Kinder haben sich beruflich dagegen an der Mutter orientiert und sind Psychologen geworden. „Ganz klar, meine Frau hat 2 zu 1 gewonnen“, sagt der Pfarrer augenzwinkernd.
Im Ruhestand will Stefan Kunz in Bensheim wohnhaft bleiben und erst einmal ein Sabbatjahr eingelegen. Dabei wolle er das tun, was in seiner aktiven Dienstzeit zu kurz gekommen sei: Wandern, lesen und forschen. Außerdem wohnen noch die beiden Enkel um die Ecke. „Ich bin mit Begeisterung Opa“, betont er mit Nachdruck. Nach dem Sabbatjahr könne er sich vorstellen, hin und wieder mal auszuhelfen. Dann steht das Kürzel Pfarrer i.R. vermutlich weniger für ‚im Ruhestand‘, sondern mehr für ‚in Rufbereitschaft‘.
Der Starkenburger Propst Stephan Arras wird Pfarrer Kunz am Sonntag, den 27. März verabschieden und von seinen Aufgaben entpflichten. Der Gottesdienst in der Michaelskirche, an dem auch der Bergsträßer Dekan Arno Kreh und Pfarrer Bergner mitwirken werden, beginnt um 10 Uhr.
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