Dekanat Bergstraße

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Das besondere Verhältnis von Christen und Juden

Weiterhin zur Umkehr gerufen

bbiewDekan Kreh bedankt sich bei den beiden Referentinnen

Die Neubestimmung des Verhältnisses von Christen und Juden bleibt eine dauernde Aufgabe und Herausforderung. Das wurde bei der Veranstaltung „Zur Umkehr gerufen“ deutlich, zu der das Evangelische Dekanat Bergstraße ins Heppenheimer Haus der Kirche eingeladen hatte.

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Anlass war die Änderung des Grundartikels der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) vor mehr als 25 Jahren. Der Grundartikel ist ein etwa mit einer Präambel vergleichbarer Gesetzestext, auf den alle Pfarrerinnen und Pfarrer verpflichtet werden. Der Veranstaltungstitel ist ein Zitat aus diesem Grundartikel, der 1991 um diese beiden Sätze erweitert wurde:

„Aus Blindheit und Schuld zur Umkehr gerufen bezeugt sie (die EKHN) neu die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen. Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließt dieses Zeugnis ein.“

Damit sei die EKHN ans Eingemachte ihrer Verfassung gegangen, sagte die Bickenbacher Pfarrerin Andrea Thiemann, die Vorsitzende des evangelischen Arbeitskreises für das christlich-jüdische Gespräch ImDialog ist. Die EKHN lehnte es mit dieser Grundartikelerweiterung ab, Juden zum Religionswechsel zu bewegen.  „Juden brauchen Jesus nicht, um einen Weg zu Gott zu finden“, sagte Thiemann und betonte: „Solange Christen sagen, Juden gehen uns nichts an, ist es immer noch ein weiter Weg zur Umkehr. Und so etwas höre ich immer wieder.“ Sie hält es für erforderlich, dass die Neubestimmung des Verhältnisses zum Judentum auch in den Kirchengemeinden stärker vermittelt wird. Das könne im Konfirmandenunterricht geschehen, in Gesprächskreisen, durch Predigthilfen oder die vom Arbeitskreis ImDialog konzipierte Wanderausstellung „Irrweg und Umkehr“. Sie ist noch bis zum 24. Februar im Heppenheimer Haus der Kirche zu sehen. Auf zehn großformatigen Schautafeln werden die wichtigsten Stationen der christlichen Irrwege und der Umkehr im Verhältnis zum Judentum nachgezeichnet.

"Jesus ist nur in seinem jüdischen Kontext zu verstehen"

Die Generalsekretärin des Internationalen Rats der Christen und Juden Anette Adelmann sagte, dass der Antisemitismus ein Problem sei, dem sich Christen stellen müssten. Zugleich plädierte die evangelische Theologin dafür, den Holocaust nicht als Hauptmotivation für den christlich-jüdischen Dialog zu betrachten. „Christen sollten vielmehr das Gespräch mit Juden suchen, weil wir eine besondere Beziehung zum Judentum haben. Jesus ist nur in seinem jüdischen Kontext zu verstehen. Wir können uns dabei gegenseitig zu kritischen Zuhörern erziehen.“ Das Alte Testament, auf das sich Christen wie Juden gleichermaßen berufen, mache die besondere Beziehung Gottes zum jüdischen Volk deutlich. Mit Blick auf die zunehmende zeitliche Distanz zum Holocaust sprach sich Adelmann dafür aus, neue Konzepte für den christlich-jüdischen Dialog zu entwickeln.

"Die Bibel immer wieder neu befragen"

Mit der Behauptung, Gott habe das Volk der Juden verworfen, habe die Kirche über Jahrhunderte das Judentum abgewertet, erklärte der Bergsträßer Dekan Arno Kreh, der gemeinsam mit dem Präses des Evangelischen Dekanats, Michael Wörner, die Veranstaltung moderierte. Mit dem geänderten Grundartikel, der die bleibende Erwählung der Juden hervorhebt, habe die EKHN eine Neuorientierung vollzogen. „Wir sind zur Umkehr gerufen und sollten dabei das machen, was uns die Reformatoren aufgetragen haben: immer wieder die Bibel neu befragen und dann Konsequenzen ziehen, wenn sich herausstellen sollte, dass wir nicht auf dem richtigen Weg sind“, erklärte Kreh.

Die Veranstaltung war Teil der Reihe „Glauben-Leben-Fragen“, mit der das Evangelische Dekanat das Gespräch mit engagierten Christen und Verantwortungsträgern aus Kirche und Gesellschaft sucht.

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