Reformprozess „ekhn2030“
Bewährte Zusammenarbeit der Überwälder Protestanten mündet in Fusion
© Evang. Kirchengemeinde Überwald
Der Abschluss der Sommerkirche 2025 bildete den Rahmen für die Unterzeichnung des Fusionsvertrages der Evangelischen Kirchengemeinden Wald-Michelbach mit Siedelsbrunn, Hammelbach und Affolterbach. Ab dem 1. Januar bildet man die Evangelische Kirchengemeinde Überwald.
22.12.2025
mr
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Pfarrerin Martina Beyer und ihre Kollegen Stefan Ningel und Jörg Michas sind sich einig: „Für unsere Gemeindemitglieder wird sich erst einmal spürbar nichts verändern.“ Und das ist in Zeiten, in denen sich innerhalb der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) durch den Reformprozess „ekhn2030“ so vieles tiefgreifend wandelt, eine gute Nachricht.
Die Seelsorger der evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Affolterbach, Hammelbach und Wald-Michelbach mit Siedelsbrunn bilden gemeinsam mit Gemeindepädagogin Birgit Ruoff das Verkündigungsteam der genannten Kirchengemeinden, aus denen zum 1. Januar 2026 eine einzige Kirchengemeinde wird: Die Gemeinden fusionieren. Die entsprechende Urkunde wurde im Sommer von den Kirchenvorständen unterzeichnet – künftig tritt man als Evangelische Kirchengemeinde Überwald auf.
Gut funktionierendes Team
Der EKHN-weiten Vereinheitlichung wegen darf der Begriff „reformiert“ im Namen künftig nicht mehr geführt werden. Wie Kirche mit ihren Traditionen vor Ort gelebt wird, muss das jedoch nicht beeinflussen – das bleibt in der Verantwortung der lokalen Akteure. Und in Sachen Zusammenarbeit macht den Überwäldern ohnehin so schnell niemand etwas vor: Seit vielen Jahren bilden die Kirchengemeinden bereits ein gut funktionierendes Team.
„Wir haben das über Jahre hinweg vorbereitet und immer schon darauf geachtet, dass die Kirchengemeinden im Überwald sich annähern“, erinnert sich Jörg Michas an die Anfänge der gottesdienstlichen Kooperation. „Auswärtsspiel“ – so lautete in Anlehnung an den Fußballsport der Name des ersten Kanzeltausches. Martina Beyer ergänzt mit Blick auf das gesellige Miteinander: „Und noch viel früher haben wir schon gemeinsame Skifreizeiten gemacht.“
Keine Überraschung
Auch die Kirchenvorstände kamen bereits vor einem Jahrzehnt zu einem gemeinsamen Grillfest zusammen. In Kooperation mit dem Evangelischen Dekanat Bergstraße wurde vor gut zehn Jahren zudem der erste gemeinsame Kinderkirchentag im Überwald gefeiert. Gemeinsame Konfi-Freizeiten oder die Sommerkirchen sind weitere Belege dafür: Die Überwälder haben – und das aus freien Stücken – schon miteinander kooperiert, lange bevor es den „ekhn2030“-Prozess gab. „Also von daher ist es keine Überraschung, dass wir jetzt fusionieren“, sagt Jörg Michas und ist sich mit seinen Kollegen einig, dass für den Überwald keine andere Rechtsform sinnvoll gewesen wäre.
Zur Wahl hätte noch die Zusammenarbeit als Arbeitsgemeinschaft gestanden – die „unverbindlichste“ Form der Kooperation. Dabei bleibt jede Gemeinde vollständig selbstständig mit eigenem Kirchenvorstand, Haushalt und Vermögen. Die Kooperation erfolgt auf Grundlage einer Vereinbarung und wird durch einen geschäftsführenden Ausschuss koordiniert. Wirkliche Synergieeffekte entstehen dabei jedoch nicht.
Nur die Fusion macht Sinn
Eine weitere Möglichkeit wäre der Zusammenschluss zu einer Gesamtkirchengemeinde gewesen. In diesem Modell bewahren die einzelnen Gemeinden ihre rechtliche Eigenständigkeit; die Leitung liegt bei einem gemeinsamen Gesamtkirchenvorstand. Finanzen, Personal und Verwaltung werden zentral organisiert, um Synergien zu nutzen und Ressourcen effizient einzusetzen. Das Eigentum an Gebäuden oder Grundstücken verbleibt dabei bei den jeweiligen Ortskirchengemeinden.
Nach ihrer gemeinsamen Vorgeschichte kam für die Überwälder jedoch nur der Gemeindezusammenschluss im Sinne einer Fusion in Frage – also die vollständige Vereinigung der Gemeinden zu einer einzigen neuen Kirchengemeinde. Diese neue Gemeinde wird eine eigenständige Körperschaft des öffentlichen Rechts mit einem gemeinsamen Kirchenvorstand, einem einheitlichen Haushalt und zentraler Verantwortung für Personal und Gebäude. Die Verantwortlichen in den Kirchengemeinden Affolterbach, Hammelbach und Wald-Michelbach mit Siedelsbrunn versprechen sich von dieser klaren Struktur eine Vereinfachung vieler Entscheidungswege.
Verwaltungssitz in Wald-Michelbach
Veränderungen wird es im Zuge der Fusion bei den Gemeindebüros geben, denn der „ekhn2030“-Reformprozess sieht vor, dass die Arbeit der Gemeindesekretärinnen künftig zentralisiert wird. Der gemeinsame Verwaltungssitz ist in Wald-Michelbach vorgesehen. Mit den Sekretärinnen seien die Aufgaben bis dahin klar verteilt, erläutert Jörg Michas: Anja Hahn kümmere sich um den Gemeindebrief – der schon jetzt gemeinsam herausgegeben wird – sowie um die Webseite. Auch der Internetauftritt ist heute bereits ein Gemeinschaftswerk der Gemeinden. Gabi Sellenthin wiederum übernimmt die Verwaltungsaufgaben.
Neu organisiert werden muss auch die Zusammenarbeit der Kirchenvorstände und ihrer Ausschüsse – zumindest bis im Rahmen der Kirchenvorstandswahl 2027 ein neues gemeinsames Gremium gewählt wird. Im Zuge des Fusionsprozesses haben die Gremien bereits mehrfach gemeinsam getagt, auch gesellige Treffen fanden statt. Im Februar 2026 soll bei einer Klausurtagung „die Arbeit für die Übergangszeit bis 2027 aufs Gleis gesetzt werden“, wie Stefan Ningel es formuliert. Die Kirchenvorstände von Affolterbach und Hammelbach arbeiten schon heute eng zusammen – der gemeinsame Seelsorger Ningel ist dafür gewissermaßen „die Klammer“.
Vakanzen könnten zum Problem werden
Eine große Herausforderung wird die Überarbeitung des Gottesdienstkonzepts sein, denn die Zahl der Pfarrpersonen wird sinken: Gegenwärtig verfügt die Evangelische Kirche im Überwald über dreieinhalb volle Stellen, bis Ende 2029 werden es – angesichts rückläufiger Gemeindegliederzahlen – nur noch zweieinhalb sein. Bereits heute ist eine halbe Stelle vakant, die drei vollen Stellen sind mit dem Trio Beyer, Ningel und Michas besetzt. Allerdings gehören sie zur Generation der Babyboomer und stehen kurz vor dem Ruhestand. Die frei werdenden Stellen müssen nach und nach neu besetzt werden – eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre, zumal auch die EKHN vom Fachkräftemangel betroffen ist.
Zunächst bleibt jedoch alles beim bekannten Gottesdienst-Rhythmus: In Affolterbach und Hammelbach werden die Gottesdienste abwechselnd gefeiert, in Siedelsbrunn sowie Wald-Michelbach wöchentlich und in Kreidach sowie Schimmeldewog einmal im Monat. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden werden vom Verkündigungsteam in zwei Lerngruppen (Hammelbach/Affolterbach sowie Wald-Michelbach/Siedelsbrunn) unterrichtet, kommen immer wieder in Projekten zusammen, werden jedoch in ihren ursprünglichen Kirchengemeinden konfirmiert.
Erste Veranstaltung: Neujahrskonzert
Die erste Veranstaltung der neuen Evangelischen Kirchengemeinde Überwald wird übrigens am 1. Januar 2026, Mittwoch, ein festliches Konzert in der Kirche in Siedelsbrunn sein. Ab 17 Uhr spielt bei diesem Neujahrsempfang ein Ensemble der Kurpfalzharmonie Heidelberg, die Cineastrings. Die Musizierenden unter der Leitung von Arne Müller bringen ein Programm mit, das „Herz und Seele anspricht“, wie die Veranstalter hervorheben. Unter dem Motto „Von Babelsberg bis Hollywood“ erklingen Klassiker aus UFA-Filmen der 1930er-Jahre ebenso wie Werke großer Hollywood-Komponisten.
Das Konzert soll eine Gelegenheit bieten, „das alte Jahr dankbar zu beschließen und das neue in guter Stimmung zu beginnen“. Im Anschluss sind alle Gäste zu einem Umtrunk eingeladen. Bei einem Glas Sekt oder Saft soll Zeit für Gespräche, Begegnungen und gute Wünsche sein. Der Eintritt ist frei; Spenden für die kirchenmusikalische Arbeit sind willkommen.
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