Dekanat Bergstraße

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Familien entlasten und stärken

Für eine diakonische Kirche

bbiewDie Dekanatssynode tagte in der Lampertheimer Notkirche.

Die Synode des Evangelischen Dekanats Bergstraße hat sich bei ihrer Tagung in Lampertheim mit der Situation von Familien auseinandergesetzt und den Landkreis Bergstraße gebeten, in regelmäßigen Abständen einen Sozial- und Teilhabebericht zu erstellen.

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Die Familienorientierung der Kirche erfordere ein grundlegendes Umdenken, sagte die Dekanatsreferentin für Familienarbeit Dr. Nicole Metzger. „Alle kirchlichen Angebote, die eine zusätzliche Belastung bedeuten, werden Familien nicht annehmen.“ Die Angebote müssten vielmehr die praktische Unterstützung im Alltag im Blick haben. Als Beispiel nannte die Referentin für Kindergottesdienst Katja Folk das von ihr verantwortete Projekt „Alleinerziehend aber nicht allein“. Dazu gehörten die Frühstückskirche, die Ausflugssonntage oder gemeinsame Auszeiten wie das Wohlfühlwochenende für Alleinerziehende und ihre Kinder. Sie stießen mittlerweile auf große Resonanz. Entlastung schaffe auch das Projekt „Ohne Moos was los“, sagte Oliver Guthier von der Evangelischen Jugendvertretung im Dekanat. Dabei ermöglichten Sponsoren Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien die kostenlose Teilnahme an Freizeiten. Dieses Angebot sollte nach Ansicht des Jugendvertreters ausgeweitet werden.

Gradmesser für Inklusion

Der stellvertretende Leiter des Diakonischen Werks Bergstraße Tobias Lauer erläuterte, dass 30.000 bis 40.000 Menschen im Landkreis Bergstraße arm oder von Armut bedroht seien. Er sprach sich dafür aus, auf Menschen zu zugehen, mit denen die Kirche noch nicht in Kontakt sei. Es gehe um aktives Zuhören, um deren Lebenssituation zu verstehen. „Die Möglichkeit zur Mitgestaltung der Gesellschaft ist ein Gradmesser für Inklusion“, betonte Lauer.

Verlässliche Daten für passgenaue Angebote

Die Synode verabschiedete einstimmig bei einer Enthaltung einen Appell an den Landkreis zur regelmäßigen Erstellung eines  Sozial- und Teilhabeberichts. Zur Begründung heißt es: „Mit verlässlichen Daten zur materiellen, sozialen, gesundheitlichen und auch kulturellen Lebenssituation der Menschen im Kreisgebiet können das Diakonische Werk und andere Wohlfahrtsverbände, aber auch Kirchengemeinden ihre Angebote passgenauer an den konkreten Lebensrealitäten der Menschen ausrichten.“

Den Wortlaut des Appells finden Sie hier

Kirche muss auch politisch sein

Dekan Arno Kreh betonte, dass die evangelische Kirche sich nicht auf die Kerngemeinden zurückziehen dürfe, sondern über den eigenen Kirchturm hinaus blicken müsse. „Unsere Kirche muss eine diakonische Kirche sein“, so der Bergsträßer Dekan, der sich dafür aussprach, soziale Teilhabe zu ermöglichen, Familien zu stärken und sich für die Bewahrung der Schöpfung zu engagieren. In seinem Bericht ging er auch auf die  Seenotrettung im Mittelmeer und den Kauf eines Rettungsschiffs durch die Evangelische Kirche in Deutschland ein mit inzwischen über 400 Partnern im Bündnis „United 4 Rescue“ (deutsch: Zur Rettung vereint). Dafür seien über eine Million Euro an Spenden eingegangen auch aus dem Dekanat Bergstraße, mit denen ein früheres Forschungsschiff gekauft werden konnte. Es sei in Sea Watch 4 umbenannt worden und werde voraussichtlich ab Ostern im Mittelmeer im Einsatz sein. „Es ist nicht Aufgabe der Kirche, sich in die Tagespolitik einzumischen. Kirche muss aber politisch sein, wenn es um Grundfragen des Lebens geht“, betonte Kreh und zitierte das Jesus-Wort aus dem Matthäus-Evangelium „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“. Seit 2014 seien nach Schätzungen rund 19.000 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Die EU habe sich aus der Seenotrettung zurückgezogen. Mit dem Schiff sende die Kirche en Zeichen der Barmherzigkeit.

"Du bist ein Segen"

Die Starkenburger Pröpstin Karin Held zeichnete die Sieger des Wettbewerbs „Du bist ein Segen“ aus. Dabei sollten die Gemeinden darstellen, wie sie ihre Beziehungen zu Gemeindemitgliedern, Ehrenamtlichen, Förderern und Unterstützern pflegen. 15 Gemeinden hatten sich beteiligt. Den mit 4.000 Euro dotierten 1. Preis bekam die Bensheimer Stephanus-Gemeinde für das schlüssigste Gesamtkonzept, zu dem auch selbst gestrickte Taufsocken für Täuflinge gehören. Den zweiten Preis und 3.000 Euro bekam die Gemeinde Rimbach, die unter anderem ein Trauer-Café und die bunte, kreative Familienzeit „Farbklecks“ eingerichtet hat.  2.000 Euro und der 3. Preis gingen an die Lampertheimer Lukas-Gemeinde. Sie überzeugte die Jury insbesondere mit dem „Nachmittag für Brautpaare“. Alle übrigen beteiligten Gemeinden erhielten 100 Euro als Dank für ihr Engagement.

Auch das Corona-Virus beschäftigt die evangelische Kirche. Dekan Kreh regte an, beim Abendmahl auf den Gemeinschaftskelch zu verzichten und sich, sofern keine Einzelkelche vorhanden seien,  auf die Austeilung von Brot zu beschränken.

Haushaltsplan verabschiedet

Die Synode, die von der stellvertretenden Präses Ute Gölz geleitet wurde, stimmte dem Haushaltsplan für 2020 zu. Er hat mit etwas mehr als 16 Millionen Euro ein deutlich höheres Volumen als im Vorjahr. Grund ist die Gemeindeübergreifende Trägerschaft von Kindertagesstätten (GüT). Seit Beginn dieses Jahres werden 15 evangelische Kitas vom Dekanat verwaltet.

Zu Beginn der Tagung hatte die stellvertretende Dekanin Silke Bienhaus die Geschäftsführerin der GüT Sarah Huck und die beiden Sachbearbeiterinnen Kirsten Meiners und Marina Schreiner offiziell in ihre Ämter eingeführt.

Die Dekanatssynode ist das „regionale Kirchenparlament“. Sie setzt sich zusammen aus Delegierten der 44 Kirchengemeinden, der Pfarrerschaft und weiteren gewählten und berufenen Mitgliedern.

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