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Holocaustgedenktag

„Nicht nur die Menschen lieben, die so sind, wie wir selbst“

© Michael RänkerSeit vielen Jahren bereits richtet die GEW am Stolperstein-Mahnmal in der Bensheimer Fußgängerzone immer zum Jahrestag der Auschwitz-Befreiung eine Gedenkveranstaltung aus.

Seit vielen Jahren bereits richtet die GEW am Stolperstein-Mahnmal in der Bensheimer Fußgängerzone immer zum Jahrestag der Auschwitz-Befreiung eine Gedenkveranstaltung aus. Für das Evangelische Dekanat Bergstraße sprach Dekanin Sonja Mattes.

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„Der Boden, auf dem die Gräueltaten des Nationalsozialismus wuchsen, war nicht allein die Ideologie einer kleinen Gruppe von Fanatikern. Es war ein Boden, der durch Gleichgültigkeit, Angst und Mitläufertum gedüngt wurde“, wies Holger Giebel, Vorsitzender des Kreisverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), bei seiner Rede anlässlich des Holocaust-Gedenktags auf die gesellschaftliche Verantwortung hin, wenn es darum geht, die Worte „Nie wieder“ nicht zur Floskel werden zu lassen.

Seit vielen Jahren bereits richtet die GEW am Stolperstein-Mahnmal in der Bensheimer Fußgängerzone immer zum Jahrestag der Auschwitz-Befreiung eine Gedenkveranstaltung aus. Giebel unterstrich seine Sorge beim Blick auf das Erstarken autoritärer Bewegungen weltweit, die allesamt dieselben Mittel einsetzen: Spaltung der Gesellschaft, Verbreitung von Angst, Schüren von Hass, gern auch mithilfe von Falschinformationen.

Der Gewerkschafter verdeutlichte, dass jeder seinen Beitrag dazu leisten könne, ein anderes Signal zu setzen und damit auch die Demokratie zu fördern: „Wir sind die Demokratie. Jede Handlung, jede Entscheidung, die auf Respekt und Toleranz basiert, ist ein Beitrag zu einer stabilen und gerechten Gesellschaft. Demokratie ist noch nie einfach vom Himmel gefallen. Man muss dauerhaft mit ihr arbeiten, sie pflegen.“

Darüber hinaus sei es wichtig, berechtigte Sorgen der Menschen ernst zu nehmen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Giebel wies auf steigende Kinder- und Altersarmut, den erodierenden Mittelstand und dessen Zukunftsängste sowie auf Tafeln hin, die so viele Menschen versorgen, dass sie keine weiteren aufnehmen können. Dass Bundespräsident Steinmeier angesichts dieser Tatsachen davon spreche, dass wir „im besten Deutschland, das es je gab“ leben, sei nicht nachvollziehbar. „Die allermeisten Menschen erleben eine andere Realität als die vom Bundespräsidenten skizzierte. Das muss die Politik erkennen, ansonsten leistet sie der Demokratie einen Bärendienst und lässt nur diejenigen jubeln, die von Demokratie rein gar nichts halten und die in den letzten Jahren zunehmend nach oben gespült wurden“, machte Giebel klar.

Der GEW-Kreisvorsitzende rief dazu auf, „nicht nur der Vergangenheit zu gedenken, sondern auch die Zukunft zu gestalten – mit Mut, mit Mitgefühl und mit der festen Überzeugung, dass die Werte der Freiheit, Gleichheit und Menschlichkeit immer verteidigt werden müssen“.

Pfarrerin Sonja Mattes, Dekanin des Evangelischen Dekanat Bergstraße, verwies als Christin zunächst darauf, dass die Wurzeln ihrer Religion im Judentum liegen „und wir in Deutschland aufgrund des grauenvollen Geschehens vor über 80 Jahren die besondere Verantwortung tragen, diese enge Verbindung zu Jüdinnen und Juden ins Gedächtnis zu rufen und nie wieder aufzugeben“.

In den Mittelpunkt ihrer Ansprache stellte die Theologin das Bibelwort „Prüft alles und das Gute behaltet“ (1. Thessalonicher 5,21) und damit die Jahreslosung für 2025. Obgleich bereits vor drei Jahren für das laufende Jahr festgelegt „passt es zu den besonderen Herausforderungen, vor die wir gestellt sind: wir wählen unseren Bundestag neu“. Und es sei zu befürchten, dass mit der AfD eine „in Teilen gesichert rechtsextremistische Partei unfassbar hohe Wahlergebnisse erzielt – und das 80 Jahre nach Ende der Herrschaft der Nationalsozialisten“.

Als Christin sei es ihre Perspektive und ihr Kriterium, um der Jahreslosung folgend das Gute zu finden, die Liebe: „Eine Liebe, die mir geschenkt wird und die ich darum anderen Menschen zu gewähren habe. Mein Glaube bringt darum Werte wie Mitmenschlichkeit, Barmherzigkeit und den Einsatz für Frieden mit sich.“ Sie rief die Zuhörer auf: „Und lieben wir nicht nur die Menschen, die wir mögen, weil sie so sind wie wir selbst. Sondern lieben wir einen jeden Menschen, dem wir in die Augen schauen, weil er ein Herz hat und ein Recht zu leben.“

Manfred Forell, Sprecher der Initiative „Vielfalt! Jetzt!“, verwies darauf, dass die Gräueltaten des Nationalsozialismus durchaus wieder vorstellbar seien, wenn Demokratie und Menschenwürde nicht geachtet würden.

Sven Wingerter (DGB Bergstraße) wies auf die Bedeutung des Erinnerns hin, wenn man nicht Gefahr laufen möchte, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Mit Sorge sei etwa die Entwicklung in Österreich zu betrachten, wo die „Brandmauer“ bereits gefallen sei und alle Zeichen auf eine rechtskonservative Regierung hindeuten.

Franz Beiwinkel (DGB Heppenheim) erinnerte daran, dass der Plan der Nazis die komplette Vernichtung der Juden in Europa war, also das Morden eigentlich noch weitergehen sollte. Mit erschütternden Zitaten von Holocaust-Überlebenden zeigte er das Grauen auf, das die Menschen erlebten. Günther Schmidl (DGB Bensheim) sagte, dass die beste Versicherung gegen Völkerhass, Faschismus und Rassismus die Vergegenwärtigung der Geschichte bleibe, weshalb das Erinnern auch so wichtig sei.

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