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Einführung

Scharfsinnige Denkerin mit viel Herz

© Peter BongardIn einem live übertragenen Fernsehgottesdienst hat Volker Jung nach 16 Jahren als Kirchenpräsident sein Amt an Christiane Tietz übergeben.

In einem live übertragenen Fernsehgottesdienst hat Dr. Volker Jung nach 16 Jahren als Kirchenpräsident sein Amt an Christiane Tietz übergeben. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, hat Tietz als neue Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eingeführt.

Am Sonntag, 26. Januar 2025 hat Volker Jung nach 16 Jahren sein Amt als Kirchenpräsident an Christiane Tietz übergeben. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, hat Tietz im Beisein von über 700 Gästen als neue Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eingeführt.

Vor seiner Entpflichtung in der Wiesbadener Lutherkirche wurde Jung gewürdigt für sein Engagement als leidenschaftlicher Theologe und zugewandter Kirchenpräsident der EKHN und auch für sein Wirken in der EKD. Jung dankte seinen Wegbegleitern und betonte, wie wichtig ihm die Vielfalt der EKHN, die Zusammenarbeit in der EKD und die enge ökumenische und interreligiöse Anbindung gewesen seien und blieben. An der Liturgie im Gottesdienst in der Lutherkirche waren auch Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer und der katholische Limburger Bischof Georg Bätzing beteiligt.

Dank für Jungs Engagement 

Die Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, hob wertschätzend Volker Jungs Wirken hervor: „Mit Mut zu neuen Aufbrüchen, einer tief gegründeten Menschenfreundlichkeit und theologischem Feinsinn hat Volker Jung den Protestantismus bundesweit mitgeprägt. Wir danken ihm für sein großartiges Engagement, das er in einer Fülle von Themen und Gremien in seiner klugen, friedfertigen Art eingebracht hat. Und mehr noch: wir danken für die Liebe, die er über all die Jahre seines Dienstes unserer Kirche geschenkt hat“.

Fehrs führte Tietz in das Amt ein

Im Anschluss führte Fehrs Tietz in das Amt der Kirchenpräsidentin ein: „Von Herzen gratuliere ich Christiane Tietz zu ihrer Einführung als Kirchenpräsidentin – und ebenso gratuliere ich der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau. Denn die Kirche gewinnt mit Christiane Tietz nicht nur eine kluge und tiefgründige Theologin, die es liebt zu predigen, sondern auch eine scharfsinnige und präzise Denkerin, die die gewichtigen Themen des Leitungsamtes sorgfältig bearbeiten und die anstehenden Veränderungsprozesse mit Mut voranbringen wird. Christiane Tietz strahlt dabei als ‚hoffnungsvolle Realistin‘, wie sie sich selbst bezeichnet, so viel Herzlichkeit und Zuversicht aus, dass es den Menschen - auch inmitten des ganzen Irrsinns in dieser Welt - Kraft geben wird und Orientierung. Ich freue mich sehr auf die künftige Zusammenarbeit mit ihr und wünsche ihr für ihr neues Amt weiterhin diese Kraft und Klarheit, kluges Augenmaß und Gottes reichen Segen".

Zur Person Christiane Tietz

Tietz war Ende September 2024 mit großer Mehrheit von der Kirchensynode der EKHN im ersten Wahlgang gewählt worden. Die 1967 in Frankfurt am Main geborene Theologin kehrt zurück nach Darmstadt aus Zürich, wo sie zuletzt Ordentliche Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich war.

Tietz: Mut haben, kontroverse Themen zu besprechen

Nach ihrer Einführung durch Fehrs ermutigte Tietz in ihrer Predigt dazu, über Religion und Politik zu sprechen: „Ich wünsche mir, dass wir uns trauen, darüber zu sprechen, was Glaube für uns bedeutet, wo er uns stützt und Kraft gibt, aber auch, wo wir zweifeln. Ich will mich im neuen Amt weiter von der guten Nachricht der Nähe Gottes tragen lassen. Und ich möchte ins Gespräch kommen und erfahren, wie das bei anderen ist. In solchen Gesprächen liegt für mich ein Schlüssel für die Zukunft der Kirche.“ Solch eine Offenheit sei auch mit Blick auf die Politik notwendig.

Tietz betonte, dass es gefährlich werden könne, wenn man sich mit anderen Argumenten nicht mehr auseinandersetze: „Es ist wichtig, dass wir auch hier im Gespräch bleiben. Bis zur Wahl und sicher auch danach. Dabei geht es nicht nur um Argumente, sondern auch um Gefühle. Ich setze auf den Mut, einander auch bei kontroversen Themen zugewandt zu bleiben und uns von unseren Ängsten, Sorgen und Hoffnungen zu erzählen. So begegnen wir uns menschlich.“

Grußwort von Präses Dr. Brigit Pfeiffer

Birgit Pfeiffer, Präses der Kirchensynode der EKHN, sagte zur neuen Kirchenpräsidentin: „Ich bin außerordentlich dankbar dafür, dass Christiane Tietz dieses verantwortungsvolle Leitungsamt in Zeiten übernimmt, die auch für die Kirche herausfordernd sind. Ihre fundierten theologischen Kompetenzen sind wertvoll für die zukünftige Gestaltung der EKHN. Ich blicke erwartungsvoll auf die Zusammenarbeit der Synode mit der neuen Kirchenpräsidentin und freue mich auf gemeinsame mutige und hoffnungsvolle Entscheidungen.“

Gäste halten Grußworte

Grußworte hielten neben Rhein auch Georg Bätzing, Bischof von Limburg, und Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Unter den Gästen waren auch die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, der rheinische Präses Thorsten Latzel, die Präses der EKD-Synode Anna-Nicole Heinrich und der frühere EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm.

Außerdem haben Vertreter:innen aus Partnerkirchen von vier Kontinenten teilgenommen: Für Asien aus Indien Bischof Pradeep Kumar Samantaroy, für Afrika aus Tansania Bischof Benson Bagonza, für Europa aus der Waldenser-Kirche Moderatora Alexandra Trotta und für die USA Conference Minister Rev. Marsha Williams (UCC).

Mehr zur neuen Kirchenpräsidentin 

Christiane Tietz wurde 1967 in Frankfurt am Main geboren. Sie hat Mathematik und Evangelische Theologie auf Lehramt an Gymnasien in Frankfurt und Tübingen studiert. In Tübingen wurde sie 1999 in Evangelischer Theologie promoviert und hat sich 2004 habilitiert. Von 2008 bis 2013 war sie Theologieprofessorin an der Universität Mainz. Von 2010 bis 2012 war sie berufenes Mitglied der Kirchensynode der EKHN, von 2010 bis 2013 im Rat der EKD, von 2021 bis 2024 als Mitglied der EKHN berufene Synodale der EKD-Synode und Vorsitzende des Theologischen Ausschusses der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Von 2013 bis Januar 2025 war sie Ordentliche Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich. Längere berufliche Auslandsaufenthalte führten sie nach Chicago, New York und Princeton. Sie nimmt in der Dreikönigsgemeinde in Frankfurt einen regelmäßigen Predigtauftrag wahr.

Mehr zur EKHN

Zum Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gehören weite Teile von Mittel- und Südhessen mit dem Rhein-Main-Gebiet sowie ein Teil von Rheinland-Pfalz inklusive Mainz. Die EKHN zählt rund 1,3 Millionen Mitglieder. Kirchenpräsident ist Volker Jung, Präses der Kirchensynode ist Birgit Pfeiffer. Wie alle evangelischen Kirchen ist die EKHN getragen nicht nur vom Engagement der rund 20.000 Hauptamtlichen, sondern vor allem von den fast 60.000 Ehrenamtlichen, die sich in Kirchenvorständen, in der Gemeindearbeit und in spezialisierten Funktionen wie der Notfallseelsorge engagieren.

Zur EKHN gehören zahlreiche Einrichtungen wie beispielsweise rund 600 Kindertagesstätten. Das evangelische Sozial- und Gesundheitswesen ist darüber hinaus u.a. in der Regionalen Diakonie in Hessen und Nassau organisiert, einer 100prozentigen Tochtergesellschaft der EKHN. Die EKHN hat lutherische und reformierte, liberale und pietistische Traditionen. Diese geistliche und gesellschaftliche Vielfalt gibt der EKHN ihr besonderes Profil.

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