Verabschiedung von Pfarrer Müller
Mit dem Fernrohr Gottes Schöpfung im Blick
bbiew21.11.2022 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
bbiewMartin Müller - ein Pfarrer, der dreieinhalb Jahre ohne Kirche Gottesdienste feierte.Pfarrer Müller war mehr als sieben Jahre in der Ried-Gemeinde tätig und erlebte im März 2016 dort die größte Schrecksekunde seiner Dienstzeit. „Ich stand plötzlich ohne Kirche da. Es sollten eigentlich nur ein paar Reparaturarbeiten durchgeführt werden. Da kam die Architektin auf mich zugerannt und sagte, die Kirche müsse sofort geschlossen werden.“ Es bestand akute Einsturzgefahr. Drei Jahre und acht Monate Generalsanierung folgten.
Die Gemeinde, so erinnert sich Martin Müller, machte das Beste aus der Situation. „Es gab einen richtigen Schub für die enge Zusammenarbeit mit der katholischen und auch mit der politischen Gemeinde sowie mit den örtlichen Vereinen. Gottesdienste konnten wir in der katholischen Kirche und auch in der Bürgerhalle feiern.“ Darüber hinaus lud die Gemeinde an ungewöhnliche Gottesdienstorte ein, etwa im Vogelpark oder draußen vor der Großbaustelle an der evangelischen Kirche. Erst am 1. Dezember 2019 konnte die Kirche wieder eröffnet werden.
In seiner Dienstzeit war Martin Müller nach eigenen Angaben die Arbeit mit und für Kinder besonders wichtig. „Wir laden regelmäßig zu Familien- und Kindergottesdiensten ein, die zum Teil auch ökumenisch gefeiert werden. Und ich habe in der Grundschule gern Religionsunterricht erteilt“, betont der Pfarrer, der seinen Ruhestand in seiner Heimatstadt Michelstadt verbringen wird.
"Evolution ist das Schönste, was es an Gottes Schöpfung gibt“
Dort will er sich unter anderem einem Hobby widmen, für das in seinem Pfarrdienst zu wenig Zeit blieb: der Astronomie. Er schaue gern mit Fernrohren in den Himmel und interessiere sich für die Verbindung von Evolution und Theologie. „Evolution ist für mich kein Gegensatz zur Schöpfung. Für mich ist sie vielmehr das Schönste, was es an Gottes Schöpfung gibt.“
Evangelische Theologie hatte Martin Müller in Marburg und Heidelberg studiert. Sein Vikariat, die praktische Ausbildung zum Pfarrer, absolvierte er in den Babenhäuser Dorfkirchengemeinden Hergershausen und Sickenhofen und im Anschluss sein Spezialvikariat in der Klinikseelsorge Darmstadt. Vor seiner Dienstzeit in Groß-Rohrheim war er als Pfarrvikar in der Gemeinde Triangelis Eltville-Erbach-Kiedrich und anschließend als Pfarrer in Mossautal-Güttersbach sowie am Otzberg tätig. Die Entscheidung zum Theologiestudium war während seines Zivildienstes beim Diakonischen Werk und dem Kennenlernen der Waldensergemeinden auf Sizilien gefallen.
Seine Verabschiedung fällt auf den 1. Advent, just jener Feiertag, an dem 2019 auch die Kirche in Groß-Rohrheim wieder genutzt werden konnte.
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