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Petition an den Bundestag

Wenn Trauernde keinen Trost finden

bbiewTrauerbegleitung muss möglich sein, fordern (v.l.) Iris Schmitt, Marianne Bevier, Claudia Lenhardt, Felicia Schöner und Angela Kröger.

Der Hospizdienst Odenwald des Evangelischen Dekanats Bergstraße unterstützt die Bundestagspetition „Trauer ist systemrelevant“, die der Bundesverband Trauerbegleitung e. V. auf den Weg gebracht hat. Darin fordern die Initiatoren, trauernde Menschen begleiten zu können, den Zugang in pflegerische Einrichtungen sowie bundesweit einheitliche Bestattungsregeln.

bbiewDie Initiatorin der Petition Marianne Bevier

Sterben und Trauer in unsicheren Zeiten sei besonders schwer, sagte die Leiterin des Hospizdienstes Felicia Schöner. „Wir sehen die Not, wenn der Trost wegfällt, Menschen sich nicht umarmen können und Trauernde keine Geborgenheit finden.“ Der Hospizdienst habe wegen Corona auch nicht mehr zum Trauer-Café einladen können. Die Petition wolle wachrütteln und auf die schwierige Situation aufmerksam machen, in der sich Trauernde in der Pandemie befänden. In einigen Einrichtungen werde Trauerbegleitern der Zugang verwehrt, ergänzte die Pfarrerin für Altenseelsorge Angela Kröger. Sie selbst begleite trauernde Angehörige oft auf Spaziergängen oder am Telefon. „Bei Telefongesprächen gibt es eine gewisse Anlaufzeit. Doch dann kommt es wie ein Wasserfall, wenn sich der aufgestaute Redefluss löst.“

"Was uns weh tut"

Marianne Bevier, Vorstand des Bundesverbandes Trauerbegleitung e. V., warnte vor den Spätfolgen, wenn Trauer nicht bewältigt werden könne. „Das reicht von Schuldgefühlen über psychische Störungen und Depressionen bis zum Suizid. Wir müssen uns mit dem auseinandersetzen, was uns weh tut, um wieder miteinander nach vorn gehen zu können.“ Sie beklagte, dass Menschen nicht von Verstorbenen Abschied nehmen können, etwa wenn die Teilnehmerzahl bei Bestattungen begrenzt werde. Für die Angehörigen sei das eine enorme Belastung. Die Petition fordere deshalb, den Teilnehmerkreis bei Trauerfeiern auszuweiten und wie bei Besuchen in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen gegebenenfalls das Tragen von Schutzkleidung und mehr Testungen zu ermöglichen.

"Sie durften ihn nicht mehr sehen"

Wie belastend die Einschränkungen sein können, berichtete Iris Schmitt aus Zotzenbach, die sich als ehrenamtliche für den Hospizdienst engagiert. Nach einem Schlaganfall sei ihr Vater ins Krankenhaus gekommen. Dort durften nur sie und ihre Mutter ihn jeweils für eine halbe Stunde am Tag besuchen. „Wir wussten, dass er im Sterben liegt. Seine neun erwachsenen Enkel durften ihn nicht mehr sehen. An der Bestattung konnten dann nur 14 Personen teilnehmen. Dabei sind wir eine große Familie“. Insbesondere ihre Mutter habe das sehr mitgenommen.

Der Bundesverband Trauerbegleitung hat angeregt, am 22. April einen Gedenktag sowohl für die Corona-Toten als auch für ihre trauernden Angehörigen zu begehen. Die Petition, die Trauer wieder stärker in den Blick der Gesellschaft rücken will, kann noch bis zum 22. März unterstützt werden. Es ist der Jahrestag des ersten Lockdowns in Deutschland.

Den Wortlaut der Petition finden Sie hier 

Sehen Sie dazu auch das Video im YouTube-Kanal "Balsam Birkenau" mit Pfarrer Dieter Wendorff hier

 

 

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