Hilfe und Beratung
Eindrückliche Erfahrungen im Demenzsimulator
© Michael Ränker
08.10.2025
mr
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Das Projekt der Fachstelle Altenseelsorge des Zentrum Seelsorge und Beratung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hilft Teilnehmenden, sich in die Lebens- und Erfahrungswelt demenzerkrankter Menschen hineinzuversetzen. Der Demenzsimulator umfasst insgesamt 13 Stationen, die wie ein Parcours den Tagesablauf eines an Demenz erkrankten Menschen nachempfinden – vom Aufstehen über die Mahlzeiten bis zum Zubettgehen. In Alsbach waren sieben dieser Stationen aufgebaut, an denen Besucherinnen und Besucher praktisch erleben konnten, wie stark Demenz Wahrnehmung, Orientierung und Selbstständigkeit beeinträchtigt.
Eine der Aufgaben lautete beispielsweise, ein Papierbällchen mit Messer und Gabel – und nur mit Blick in einen Spiegel – auf einen aufgezeichneten Teller zu balancieren. Eine vermeintlich einfache Aufgabe, die im Spiegelbild schnell zur Herausforderung wird. Das zeigt, wie selbstverständlich wirkende Alltagsaufgaben nicht nur demenziell Erkrankte schnell überfordern können. Es macht den Impuls nachvollziehbar, mit den Händen zu essen.
Damit wird eines der zentralen Ziele des Demenzsimulators deutlich: Verständnis zu wecken für das auf Außenstehende oft ungewöhnlich wirkende Verhalten von Menschen mit Demenz. Der Simulator zeigt, wie mühselig der Alltag sein kann, wenn man alltägliche Dinge einfach nicht mehr hinbekommt. Durch diese Erfahrung kann es leichter gelingen, einfühlsam und angemessen auf demenziell erkrankte Menschen einzugehen.
Begleitet wurde die äußerst gut besuchte Veranstaltung von einem Kurzvortrag der Physiotherapeutin Jana Balitsch-Ewald vom Alsbacher Therapiezentrum „Balitsch.Ewald“, die über Ursachen, Symptome und den Verlauf der Erkrankung informierte. Sie begegnet in ihrer täglichen Praxis immer wieder dementiell Erkrankten und ihren Angehörigen. Aufgrund ihrer Erfahrung betonte sie die Bedeutung von Geduld und Akzeptanz.
Silke Bienhaus, stellvertretende Dekanin des Evangelischen Dekanats Bergstraße, plädierte für einen „ehrlichen Umgang“ mit den Betroffenen: Das bedeute, als betreuende Person nicht an der Realität festzuhalten, sondern sich auf die Wahrnehmung des Erkrankten einzulassen: „Im Wort ,ehrlich‘ steckt nicht umsonst der Begriff ,Ehre‘ – und genau das sollen wir tun: Dem Menschen die Ehre erweisen.“
Organisiert wurde der Abend von Susanne Philippi-Nest, Gemeindepädagogin im Evangelischen Nachbarschaftsraum Bergstraße Nord (Bickenbach, Jugenheim, Seeheim-Malchen und Ober-Beerbach) und Sabine Almenröder, Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung des Evangelischen Dekanats Bergstraße. Beide hoben hervor, wie wertvoll solche Erfahrungsangebote seien, um Empathie und Bewusstsein in der Gesellschaft zu fördern.
Der Demenzsimulator hinterließ bei den Teilnehmenden einen tiefen Eindruck – und das Bewusstsein, dass Verständnis und Mitmenschlichkeit entscheidende Schlüssel im Umgang mit Demenz sind.
Hilfe- und Beratungsangebote für Angehörige
Angehörigen-Selbsthilfegruppe Demenz
An jedem dritten Donnerstag im Monat um 19 Uhr trifft sich die Angehörigen-Selbsthilfegruppe Demenz im Evangelischen Gemeindehaus in Alsbach. Angehörige von demenzerkrankten Menschen tauschen sich aus, geben sich gegenseitig Anregungen und erfahren, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine dastehen. Die Gespräche in der Gruppe werden von Gemeindepädagogin Susanne Philippi-Nest geleitet. Neue Teilnehmende sind herzlich willkommen.
Psychosoziale Beratung
Angehörige von Menschen mit Demenz leisten viel und stoßen dabei auch an ihre Grenzen. Gemeindepädagogin Susanne Philippi-Nest bietet vertraulich entlastende Gespräche und bei Bedarf Verweisberatung an.
Kontakt: Telefon 06257/2340 oder 01573/5228984, E-Mail: Susanne.Philippi-Nest@ekhn.de
Demenzservicezentrum Groß-Zimmern
Das Demenzservicezentrum der Regionalen Diakonie Darmstadt-Dieburg bietet Beratung und Unterstützung für Betroffene und deren Angehörige an. Es informiert über das Krankheitsbild, bietet Schulungen für Angehörige und freiwillig Tätige an, unterstützt den Aufbau von Gesprächskreisen und hält Entlastungsangebote für pflegende Angehörige bereit.
Kontakt: Jakob Neufeld, Telefon 06071/61899, E-Mail: demenz@diakonie-darmstadt.de
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