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Notfallseelsorge Bergstraße

Vereinbarung unterzeichnet: Kreis finanziert Leitung der "Ersthelfer für die Seele"

© Michael RänkerVertrag unterzeichnet: (v.l.) Pfarrerin Jasmin Setny (Interims-Leiterin der Notfallseelsorge Bergstraße), stellvertretende Dekanin Silke Bienhaus, Landrat Christian Engelhardt, Präses Ute Gölz und Dekanin Sonja Mattes freuen sich über die Finanzierungsvereinbarung zwischen Kreis und Dekanat.

Landrat Christian Engelhardt, stellvertretende Dekanin Silke Bienhaus und Präses Ute Gölz unterzeichneten jetzt den von Kreisausschuss und Dekanatssynodalvorstand beschlossenen Vertrag über die Finanzierung der Leitung der Notfallseelsorge Bergstraße.

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Wenn jemandem sprichwörtlich ein Stein vom Herzen fällt, dann ist er bekanntermaßen sehr erleichtert. Eben diese Redewendung war am Freitagabend beim Herbstfest der Bergsträßer Notfallseelsorge (NFS) gleich mehrfach zu hören: Die Veranstaltung, die der Förderverein alljährlich für Mitglieder und Notfallseelsorger ausrichtet, bildete dieses Mal auch den Rahmen für die Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen dem Landkreis und dem Evangelischen Dekanat über die Finanzierung einer Leitungsstelle für die NFS aus Mitteln des Kreises.

Die künftige Organisation an der Spitze war über etliche Monate hinweg ungeklärt, umso erleichterter waren die Akteure der Notfallseelsorge jetzt, dass der Kreis Bergstraße in die Bresche springt: Landrat Christian Engelhardt, stellvertretende Dekanin Silke Bienhaus und Präses Ute Gölz unterzeichneten den von Kreisausschuss und Dekanatssynodalvorstand beschlossenen Vertrag am Freitagabend im Beisein von Dekanin Sonja Mattes und Pfarrerin Jasmin Setny, die als Interims-Leiterin der NFS fungiert.

Eine 25-Prozent-Stelle für fünf Jahre gesichert

Ab dem Jahr 2026 wird im Kreishaushalt ein Budget in Höhe von 20.000 Euro zur Verfügung stehen, aus dem die Leitung der Notfallseelsorge in der Größenordnung einer 25-Prozent-Stelle bezahlt werden kann. Die Vereinbarung ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Angebunden bleibt die Stelle, die demnächst ausgeschrieben wird, an das Evangelische Dekanat Bergstraße, wo seit Gründung der NFS vor fast 25 Jahren die Geschäftsstelle angesiedelt ist. Das Büro wird auch künftig vom Dekanat gestellt, die Sekretariatsstunden werden weiterhin aus Kirchensteuermitteln der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau finanziert, auch für die Ausbildung finanziert die EKHN Personal. Unterstützt wird die NFS auch durch den Beauftragten für Notfallseelsorge des Katholischen Bistums Mainz.

Vor der Unterzeichnung berichtete Landrat Christian Engelhardt in ebenso bewegenden wie bewegten Worten von persönlichen Begegnungen mit Notfallseelsorgern bei dramatischen Einsätzen, die ihn mit dazu bewogen haben, sich für eine Lösung der finanziellen Bredouille der NFS stark zu machen. „Für dieses ehrenamtliche Engagement bin ich von Herzen dankbar“, zollte Engelhardt den Frauen und Männern, die „Erste Hilfe für die Seele leisten“, Lob und Respekt. Im Landkreis Bergstraße übernehme seit jeher die Kirche die Organisation der Notfallseelsorge und engagiere sich – ganz im Sinne des Staates, der nicht alles machen könne – für die Gesellschaft.

Eine "freiwillige Aufgabe - warum?

Weil in Zeiten schwindender Kirchensteuereinnahmen aber auch bei den „Ersthelfern für die Seele“ gekürzt und die halbe Pfarrstelle, die bislang die Leitung übernommen hat, gestrichen werden muss, „haben wir uns entschieden, diese freiwillige Aufgabe mitzufinanzieren“, so Engelhardt. Eine spannende Frage sei es, warum es sich bei der Notfallseelsorge überhaupt um eine „freiwillige Aufgabe“ handele und sie nicht, wie beispielsweise der Einsatz des Notarztes, des Sanitätsdienstes oder der Feuerwehr, eine sei, die gesetzlich geregelt und vergütet werde. „Vielleicht wird sich das einmal ändern, wenn die Erkenntnis sich durchsetzt, dass Menschen auch Hilfe für die Seele benötigen.“

Präses Ute Gölz, Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstands und der Dekanatssynode, machte kein Geheimnis daraus, dass ihr die Frage, wie die Koordination der Notfallseelsorge künftig geregelt werden könne, „enormes Bauchgrummeln bereitet hat“. Gölz wörtlich: „Ich hätte nicht drauf gewettet, dass die Angelegenheit einen derart guten Verlauf nehmen würde.“ Umso dankbarer sei sie dem Landrat und den Kreisgremien dafür, „dass wir jetzt so eine gute Lösung hinbekommen haben“. Das Geld für freiwillige Leistungen liege ja schließlich nicht auf der Straße, „wir von der Kirche wissen, wovon wir reden“.

"Mein Herz freut sich ganz, ganz arg"

Namentlich in ihren Dank schloss Frau Gölz auch die stellvertretende Dekanin Silke Bienhaus und seitens der Kreisverwaltung Alexander Löffelholz ein, der als Referent des Landrats mit Frau Bienhaus das Vertragswerk ausgehandelt hat. Nicht minder dankbar war sie Jasmin Setny: Die Heppenheimer Gemeindepfarrerin – selbst langjährige Notfallseelsorgerin – übernahm in den zurückliegenden Monaten die Leitung der NFS.

„Wir haben uns viel Zeit genommen, um zu überlegen, wie bekommen wir eine gute Lösung hin“, erinnerte sich stellvertretende Dekanin Silke Bienhaus in ihrem Schlusswort an das erste Gespräch, das geführt wurde und an dem Hans-Peter Falter (Organisationsteam der Notfallseelsorge Bergstraße), Jörg Oberkinkhaus (Fachbereichsleiter Rettungsdienst beim Kreis Bergstraße), Steffen Lutter (Kreisbrandinspektor), Stefanie Zott-Brandis (Fachberaterin Notfallseelsorge der Johanniter) und die mittlerweile im Ruhestand befindliche NFS-Leiterin Pfarrerin Karin Ritter beteiligt waren. Sie selbst sei von Anfang an optimistisch gewesen, „dass wir eine gute Lösung finden werden, auch wenn das nicht immer alle geglaubt haben“. Bienhaus: „Heute den Vertrag unterschreiben zu können, dafür bin ich sehr dankbar – mein Herz freut sich ganz, ganz arg.“

Der Vertragsunterzeichnung vorausgegangen war ein Gottesdienst, den Pfarrerin i.R. Barbara Tarnow, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der Notfallseelsorge und frühere Leiterin der NFS, gemeinsam mit Hans-Peter Falter sowie Hermann Waßmuth (Keyboard) gestaltete. Nach der Vertragsunterzeichnung folgte das Herbstfest, das maßgeblich von Sabina Geiger, Sekretärin der NFS, organisiert wurde.

Die Notfallseelsorge im Kreis Bergstraße – Rückschau und Ausblick:

Im Jahr 1999 schlossen sich Hilfsorganisationen im Kreis Bergstraße und die christlichen Kirchen zusammen, um gemeinsam einen ehrenamtlichen Unterstützungsdienst für Menschen, die von einem plötzlichen Unglück getroffen wurden, auf den Weg zu bringen. Kurze Zeit später wurde in der Kreisstadt Heppenheim der Arbeitskreis Notfallseelsorge (AK NFS) ins Leben gerufen, der bis heute aus Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche sowie der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Johanniter Unfallhilfe (JUH), des Malteser Hilfsdienstes (MHD), der Freiwilligen Feuerwehren (FFW) und des Technischen Hilfswerks (THW) besteht.

Am 1. Juni 2001 nahm die Bergsträßer Notfallseelsorge dann ganz praktisch ihre Arbeit auf. Die beiden Mit-Initiatoren - Hermann-Josef Herd, langjähriger Seelsorger der katholischen Pfarrei St. Peter in Heppenheim, und Pfarrerin Barbara Tarnow - erinnerten aus Anlass der Feier des 20-jährigen Bestehens im Jahr 2021 daran, dass unter anderem das Busunglück am 14. Juni 1994 auf der Autobahn 67 zwischen Gernsheim und Lorsch die Initialzündung für die Gründung eines Kriseninterventionsteam gewesen sei. Bei dem Unfall hatte ein Holztransporter Ladung verloren und beim Ausweichversuch stürzte ein Reisebus eine Böschung hinunter: Sechs Tote und 45 Verletzte waren die Folge.

Die Notfallseelsorge begann vor nunmehr fast 25 Jahren mit 39 Ehrenamtlichen, die für ihre Tätigkeit zuvor umfassend geschult wurden. Heute sind rund 60 Frauen und Männer aus den unterschiedlichen Bereichen und Berufen für die Einrichtung tätig. Sie sind in Zweier-Teams rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr dienstbereit. Über die Leitstelle gerufen wird die Notfallseelsorge im Landkreis Bergstraße vorwiegend bei plötzlichem häuslichem Tod, Suizid, Unfällen, Brand oder – gemeinsam mit der Polizei – zur Überbringung einer Todesnachricht, aber auch in Folge von Gewaltverbrechen. Im Jahr 2024 wurde in jeder der 22 Kommunen des Kreises „Erste Hilfe für die Seele“ geleistet. 157 Einsätze wurden im vergangenen Jahr registriert.

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