Dekanat Bergstraße

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Bergstraße zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

Predigt über die Jahreslosung 2024

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“

© Evang. Dekanat Bergstraße

Pfarrer Stephan Arras, Propst der Propstei Starkenburg, predigte im Gottesdienst zum neuen Kirchenjahr über die Jahreslosung 2024 aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 16, Vers 14: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Nachfolgend veröffentlichen wir die Predigt in voller Länge.

© Michael RänkerPropst Stephan Arras.

Die Predigt im Rahmen des Gottesdienstes zum neuen Kirchenjahr, der am 2. Dezember 2023 auf Einladung des Evangelischen Dekanats Bergstraße in der Heppenheimer Christuskirche stattgefunden hat (wir haben berichtet), wurde von Pfarrer Stephan Arras, Propst der Propstei Starkenburg, gehalten. Pfarrer Arras predigte über die Jahreslosung 2024 aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 16, Vers 14: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Nachfolgend veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung des Autoren die Predigt in voller Länge:

Predigt zur Jahreslosung 2024

1. Kor 16,14 „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Heppenheim, Christuskirche, 2.12.2023

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus

und die Liebe Gottes

und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Liebe Dekanatsgemeinde, liebe Geschwister im Glauben,

es ist ein schöner Brauch bei Ihnen, den Beginn des neuen Kirchenjahres mit Gottesdienst und Empfang zu feiern: Mit dem anwachsenden Licht der Adventszeit ist damit zu Beginn eines neuen Jahres ein Vorzeichen gesetzt, welches ein optimistisches und hoffnungsvolles ist, denn:

Wer wünscht sich nicht ein Anwachsen an Licht bei in einer Zeit, in der die dunklen Seiten des Lebens zu überwiegen scheinen?

Die dunklen Seiten, das sind nicht nur das Dunkle in unserem privaten Alltag wie Trauer, Scheitern, Depression, Einsamkeit oder gar Schuld. Es sind auch ungelöste Konflikte in Israel und Palästina, der immer noch nicht beendete Krieg gegen die Ukraine, das Anwachsen rechter und antisemitischer Strömungen (nicht nur) in Deutschland, eine Wirtschaftskrise nach der anderen. Und dann ist da noch der Klimawandel, der zu unbewohnbaren Teilen der Welt führen wird und zu einem großen Teil auf menschliches Handeln zurückzuführen ist. Daneben wirkt es fast schon klein, dass sich auch die EKHN und damit das Dekanat Bergstraße in ungemütlichen Zeiten befinden: Kirchenaustritte steigen, Finanzerträge gehen zurück, Relevanz geht verloren und der Glaube an Gott scheint zu verdunsten. 

Wir zünden nicht nur an jedem Adventssonntag bis hin zu Weihnachten mehr Licht an gegen die Dunkelheit. Wir hören auch auf ein biblisches Wort, das uns durch das kommende Jahr begleiten, trösten, stärken möchte.

Die Jahreslosung für 2024 steht im 1. Korintherbrief, Kapitel 16, Vers 14:

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

Wenn dieser Vers nun mit uns geht, was trägt er aus?

Welche Kraft wohnt in den Worten?

Eine Annährung in drei Schritten.

1.)    Das Wort Liebe

Ich denke gleich an Musik: „Love is in the air“ von John Paul Young oder “All you need is love” von den Beatles. Liebe ist Lebenselixier. Liebe ist das Annehmen eines Du, das zum eigenen Ich dazu gehört. Ohne dieses Du gibt es kein Ich. Egal, ob man die Liebe zwischen zwei Menschen meint, oder wie hier in der Jahreslosung, ausgehend vom griechischen Wort agápe, die Nächstenliebe. Welche Kraft darin steckt, wissen wir alle, denn auf unterschiedliche Weise haben wir alle in unserem Leben Liebe erfahren. Wie schön, sie weiterzugeben an andere! Und zugleich: wie schmerzlich, zu sehen, wie viel Hass und Gewalt und Fanatismus sich in dieser Welt sich breit machen. Deswegen die zweite Annäherung:   

2.)    Die jüdische Tradition

Eine Jahreslosung will mit einem gehen, will einem immer wieder etwas ins Ohr flüstern. Mich erinnert das an einen Brauch im orthodoxen Judentum, beim Gebet die Tefila anzulegen. Tefilin, Plural Tefila sind Gebetsriemen mit kleinen Lederkästchen am Arm und an der Stirn, in denen sich Texte aus der hebräischen Bibel befinden. Jedes Mal beim Gebet erinnert man sich so an die Worte, man trägt sie buchstäblich mit sich am Körper. Unter diesen Worten befindet sich das Schma Israel aus 5. Mose 6, die so beginnen: Höre, Israel: Der Herr ist unser Gott, der Herr ist einzig. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein…“ Da steckt auch die Liebe drin. Und so sind wir eingeladen, diese Worte für ein Jahr auf dem Herzen zu haben:

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

Alles was ihr  - ich merke: Das ist gar nicht so einfach. Woher nehmen wir die Kraft, alles, was wir tun, in Liebe geschehen zu lassen? Wie schnell liegen aggressive Worte obenauf, wenn es um Meinungsverschiedenheiten geht. Wie schnell entwickeln sich Enttäuschungen und Machtlosigkeit zu hasserfüllten Botschaften, und wie schnell wird daraus Gewalt. Scheitert nicht meine kleine Liebeskraft am hohen, zu hohen Anspruch, dem „alles“? Und scheitert nicht die Welt täglich daran, dass die Liebe von uns Menschen unentwegt den dunklen Mächten unterliegt?

Darum meine dritte Annäherung:

3.     Ich suche nach der Grammatik der Liebe

Mit der Grammatik beschreibt man die Regeln, wie eine Sprache funktioniert. Subjekt, Prädikat, Objekt, die Fälle, Deklinationen, Zeichensetzungsregeln.

Gibt es das, eine Regel, eine Grammatik, wie agápe, Liebe funktioniert?

Ich schaue mich um bei Paulus in seinem 1. Korintherbrief. Da geht es auf fast allen Seiten um Liebe, um einen liebevollen Umgang der Menschen in der Gemeinde von Korinth untereinander. Es war notwendig, denen zu schreiben, denn sie waren völlig zerstritten.

Und siehe da: in 1. Korinther 13,1-3 finde ich den grammatischen Hinweis, und zwar in der Übersetzung nach Martin Luther:

1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. 2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.

Ich stutze. Bleibe an einem Detail hängen.

Heißt es nun: „Und hätte die Liebe nicht“?

So steht es in der Lutherübersetzung 1984 (und auch im griechischen Text)

oder „und hätte der Liebe nicht“? So steht es ist der Lutherübersetzung von 2017.

Wo ist der Unterschied?

Es ist ein kleiner Unterschied, aber auch für uns heute ziemlich wichtig.

Schaut her:

1984 hat man übersetzt: „und hätte die Liebe nicht“. Wen, die Liebe, Akkusativobjekt. Die Liebe ist dann so etwas wie ein Besitz.

Wen habe ich? Die Liebe.

In der originalen Übersetzung von 1522 hat Martin Luther aber das Genitivobjekt gewählt: „und hätte der Liebe nicht“.

Das altmodische Genitivobjekt bedeutet, dass ich Anteil habe an etwas und es nicht vollständig besitze.

Und genau das ist aber der tiefe Sinn: Im 1. Korintherbrief geht es um Gottes Liebe, die uns geschenkt wird. Gott liebt uns, so wie wir sind, als seine Geschöpfe. Allein aus Gnade, ohne, dass wir etwas dafür tun müssen. Er schenkt uns Anteil an seiner Liebe.

Und das stimmt: Liebe ist kein Besitz. Gnade ist kein Besitz. Und auch das Leben ist kein Besitz. Ob das Leben gelingt, ob die Liebe gelingt, ob wir Menschen lieben können oder geliebt werden: Es ist ein Geschenk. Wir haben Anteil an der Liebe Gottes. Nie können wir die Liebe vollständig besitzen. Wenn wir das versuchen, zerstören wir sie.

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

Vieles bleibt offen und unvollkommen in unserem Handeln, und oft genug scheitern wir mit Liebe und der Nächstenliebe. Vieles bleibt dunkel in unserem Leben und in der Welt. Oft sehen wir nicht, was aus unserem Handeln wirklich wird. Deswegen steht am Schluss meiner Predigt, was Paulus zum Schluss seines 13. Kapitels schreibt, und was antreibt, Liebe zu üben, wo man kann, laut und deutlich trotzdem und trotz allem:

12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, sei mit uns allen, Amen

Propst Stephan Arras

Propstei Starkenburg

Ohlystraße 71

64285 Darmstadt

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top