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Was heißt es, in Würde zu sterben?

Alternativen zum Suizid

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Beihilfe zum Suizid ist im Grunde unnötig. Es gibt andere Möglichkeiten, um das Leiden und den Schmerz schwerstkranker Menschen zu lindern. Das war Konsens bei einer Podiumsdiskussion, zu der das Evangelische Dekanat Bergstraße unter dem Motto „In Würde sterben“ in die Bensheimer Stephanusgemeinde eingeladen hatte.

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Der Mediziner und Leiter des palliativ-medizinischen Dienstes an den Städtischen Kliniken Darmstadt, Dr. Andreas Rost, erläuterte, dass die Palliativmedizin in den vergangenen zehn Jahren enorme Fortschritte gemacht habe. Es gebe inzwischen ein Netz an stationärer wie ambulanter Palliativersorgung, dazu stationäre Hospize wie ambulante Hospizdienste. Die Schmerztherapie kann nach seiner Überzeugung auch bei größten Schmerzen Leiden deutlich verringern. „In den wenigen Fällen, wo dies nicht gelingt, können Patienten in eine leichte Narkose versetzt werden und ihnen auf diese Weise geholfen werden“, betonte Rost. Diese – wie es im Fachjargon heißt – palliative Sedierung erfolge bei unerträglichen Schmerzen.

Für das Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zum Selbstmord

Die Viernheimer Bundestagsabgeordnete und Fraktionsgeschäftsführerin der SPD, Christine Lambrecht, beklagte ein Informationsdefizit. „Die Möglichkeiten, die es gibt, um Schmerzen zu lindern oder zu verhindern, sind oft nicht bekannt.“ Mit dem neuen Palliativgesetz habe jeder einen Rechtsanspruch auf Beratung. Lambrecht hatte im Bundestag für den mit deutlicher Mehrheit verabschiedeten Gesetzentwurf gestimmt, der geschäftsmäßige Suizidassistenz durch Ärzte, Einzelpersonen oder Organisationen unter Strafe stellt. Nur in Einzelfällen beziehungsweise durch Angehörige oder dem Sterbewilligen nahestehende Personen bleibt die Hilfe zur Selbsttötung erlaubt.

Ein theoretisches Problem, das sich in der Praxis nicht stellt?

Der Leiter des Zentrums für Ethik in der Medizin am Agaplesion-Markus-Krankenhaus in Frankfurt, Pfarrer Dr. Kurt W. Schmidt, begrüßte es, dass geschäftsmäßige, auf Wiederholung angelegte Suizidbeihilfe jetzt strafrechtlich verfolgt werde. Er kritisierte aber, dass mit dem verabschiedeten Gesetz auch Ärzte strafrechtlichen Ermittlungen ausgesetzt sein könnten: „Theoretisch müsste bei jedem Suizid geprüft werden, ob es eine Beihilfe gegeben habe, die auf Wiederholung angelegt sei.“ Christine Lambrecht widersprach: „Dieses Problem wird sich in der Praxis nicht stellen.“

"Die Würde ist gewahrt, wenn das Sterben erträglich bleibt"

Der Theologe und Sozialethiker an der Evangelischen Hochschule Darmstadt, Professor Dr. Stefan Heuser, verwies auf Untersuchungen, wonach etwa zwei Drittel aller Menschen Angst hätten, dass das Sterben lange dauere, mit großen Schmerzen verbunden sei und dass sie damit allein gelassen würden. Viele wünschten sich deshalb den plötzlich Tod. „Sterben ist eine Lebensphase mit eigener Würde. Diese Würde wird gewahrt, wenn das Sterben erträglich bleibt“, so Heuser. Er plädierte deshalb für den weiteren Ausbau von Hospizen, Hospizdiensten und der Palliativversorgung.

Wunsch nach Sterbehilfe verliert an Bedeutung

In der vom Bergsträßer Dekan Arno Kreh moderierten Diskussion kamen auch der Geschäftsführer des Hospizes Bensheim, Michael Braun sowie die Leiterin des evangelischen Hospizdienstes in Wald-Michelbach, Anneliese Pappe-Fischer zu Wort. Braun hob hervor, dass seit dem Start des Hospizes vor fünf Jahren 650 Gäste betreut worden seien, aber nur ein einziges Mal der Wunsch nach Sterbehilfe an ihn herangetragen worden sei. Ähnlich beim ambulanten Hospizdienst im Odenwald. Pappe-Fischer berichtete von einem Fall in zehn Jahren. Das Fazit der beiden: Wenn schwerstkranke Menschen Schmerzen oder Angst vor unerträglichem Leiden haben, sinkt der Lebensmut. Wenn man die Schmerzen in den Griff bekomme und die Menschen das Gefühl hätten, nicht allein gelassen, sondern begleitet zu werden, steige die Lebensqualität. Die Frage nach Sterbehilfe verliere dann deutlich an Bedeutung.

Als „Anwälte des Publikums“ hatten der Präses des Evangelischen Dekanats, Dr. Michael Wörner und seine Stellvertreterin Irmgard Wagner Fragen der Besucher gesammelt, geordnet und an die Podiumsteilnehmer gerichtet. Dabei wurde deutlich, wie groß das Informationsbedürfnis ist. Zu Beginn der Veranstaltung hatte Präses Wörner zu einer Schweigeminute aufgerufen für die Opfer des Terrors in Paris und in aller Welt.

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