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Stadtspaziergang auf den Spuren von Wohnsitzlosen

Armut in der Stadt

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Wo treffen sich Wohnsitzlose in Bensheim? Welchen Aktivitäten gehen sie nach? Wo schlafen sie? Bei einem Stadtspaziergang der etwas anderen Art konnten die Teilnehmer/innen einiges über das Leben und Überleben auf der Straße erfahren.

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Als Beitrag für die Internationale Woche, die auch die Armutsentwicklung thematisiert, hatten das Evangelische Dekanat Bergstraße und das Diakonische Werk Bergstraße zu dem alternativen Stadtspaziergang eingeladen. Der Leiter der Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werks, Björn Metzgen-Meuer, der lange Erfahrungen als Streetworker in Bensheim hat, führte durch die Stadt. Warum, so fragte er, seien am Marktplatzbrunnen als zentralen Ort in Bensheim keine oder nur selten Wohnsitzlose zu sehen? Als Antwort zeigte er auf einen Balkon, an dem eine Kamera installiert ist. Die Aufnahmen der Webcam sind fortlaufend auf der Homepage der Stadt Bensheim zu sehen. So mancher fühle sich da beobachtet und suche deshalb lieber andere Orte auf. „Menschen ohne Wohnung wollen ihre Selbstachtung behalten. Deshalb geschieht Vieles im Verborgenen“, sagt Björn Metzgen-Meuer.

Platte machen in der Tiefgarage

Nach seinen Angaben gehörte zu den favorisierten Plätzen lange Zeit der Beauner-Platz. Er wurde gern von so genannten Stammstehern besucht. Das ist eine Bezeichnung für Menschen, die eine bescheidene Wohnung haben, die aber so klein sei, dass sie nur zum Schlafen diene. Der Beauner-Platz habe als Treffpunkt für soziale Kontakte gedient. Doch seitdem es dort eine Baustelle gebe, der Wetterschutz unter dem Vordach des Bürgerhauses nicht mehr genutzt werden könne und ein nahe gelegener Supermarkt, bei dem sich Stammsteher mit Getränken versorgt hätten, geschlossen wurde, sei dieser Platz uninteressant geworden.

Zu den Haupttreffpunkten gehören vor allem der Bahnhof und seine Umgebung, erläuterte der Streetworker. In der Tiefgarage am Bahnhof würden Wohnsitzlose immer wieder „Platte machen“, das heißt sich einen Schlafplatz für die Nacht einrichten. Das sei nicht erlaubt, werde von der Stadt aber geduldet. Denn wie in den meisten Städten gebe es auch in Bensheim zu wenig Notschlafplätze.

Heute hier morgen dort

Bensheim wird nach Darstellung von Björn Metzgen-Meuer auch immer wieder von so genannten Trebegängern angesteuert. So nennen sich Menschen, die nur wenige Tage an einem Ort bleiben und dann wieder weiterziehen. Ihr gesamtes Hab und Gut würden sie häufig mit einem Fahrrad transportieren. Diese Trebegänger seien gut organisiert und miteinander vernetzt. Sie hinterließen runenähnliche Zeichen an Gebäuden oder auf dem Pflaster, die nach Angaben von Björn-Metzgen-Meuer signalisieren: „Hier gibt es was zu holen.“ Sei es eine Geldgabe, eine Tasse Kaffee oder etwas zu essen.

Mit dem Verkauf einiger Straßenzeitungen wie z.B. „Trott-war“ erzielten Wohnsitzlose einen kleinen Zusatzverdienst. Das ist  nach Ansicht von Björn Metzgen-Meuer für Menschen mit geringem Einkommen eine echte Hilfe. Doch Armut werde auch missbraucht. Vom Kauf der Straßenzeitung „StreetWorker“, die zum Teil von aggressiv auftretenden Verkäufern angeboten wird, rät er ab.

Das vom Diakonischen Werk betriebene Zentrum der Wohnungslosenhilfe betreute in diesem Jahr 286 Menschen, ein Drittel davon Frauen.  In seinem Wohnheim werden pro Jahr über 5.000 Übernachtungen gezählt. Doch nicht alle Wohnungslosen nehmen dieses Angebot in Anspruch. Gerade im Sommer stehen zwischen den Bäumen und Büschen, mit denen der Bensheimer Badesee dicht bewachsen ist, Zelte – bewohnt von Menschen ohne feste Wohnung. Auch leer stehende und zerfallene Gebäude sind als Unterkunft beliebt.

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