„ekhn2023“
Bergsträßer Protestanten arbeiten in elf Nachbarschaften zusammen
© Michael RänkerBei der Synode im Bürgerhaus der Gemeinde Gorxheimertal wurde lebhaft diskutiert, zentrale Themen waren die Regionalplanung und die Finanzen.12.02.2023 mr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Mit einer eindrucksvollen Mehrheit hat die Synode des Evangelischen Dekanats Bergstraße am Freitagabend den vom Dekanatssynodalvorstand (DSV) unter der Leitung von Präses Ute Gölz vorgelegten Regionalplan beschlossen und damit elf Nachbarschaftsräume festgelegt, in denen die 44 Gemeinden des Dekanats künftig zusammenarbeiten wollen. Vor der Beschlussfassung durch das Kirchenparlament der Protestanten im Bürgerhaus der Gemeinde Gorxheimertal hatte Dekan Arno Kreh noch einmal leidenschaftlich dafür geworben, den im Rahmen des Zukunftsprozesses „ekhn2030“ von den Gemeinden im Ried, an der Bergstraße und im Odenwald gemeinsam erarbeiteten Regionalplan zu billigen.
Angesichts von absehbar weniger Mitgliedern, weniger Geld, weniger Pfarrerinnen und Pfarrern und vor dem Hintergrund einer enormen Baulast, die die Gemeinden schultern müssen, sei die Bildung der Nachbarschaften die folgerichtige Reaktion. In dem „Prozess zur Kirchenentwicklung“, der bis 2030 vollzogen sein soll, werden künftig in den Nachbarschaften sogenannte Verkündigungsteams arbeiten, die aus mindestens vier Vollzeitstellen bestehen und die Bereiche Pfarrdienst, Gemeindepädagogik und Kirchenmusik abdecken.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) erwarte von ihren 25 Dekanaten zwar erst bis zum Herbst dieses Jahres eine Entscheidung über die jeweilige Regionalplanung, so Kreh, der DSV des Dekanats Bergstraße sei jedoch davon überzeugt: „Wir sollten uns nicht länger mit Strukturen befassen, als unbedingt nötig.“ Und eben jene Strukturfragen seien nunmehr hinreichend geklärt: „Wir haben in den vergangenen Jahren an vielen Stellen bereits nachbarschaftliche Zusammenarbeit entwickelt, darauf können wir jetzt aufbauen. Und die Kirchenvorstände haben sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Thema beschäftigt und viele Gespräche im Nachbarschaftsbereich geführt.“
Der Dekan dankte den Kirchenvorständen „herzlich für das große Engagement“, dass diese durch ihre „intensive Mitarbeit“ in den „breiten Beteiligungsprozess“ eingebracht hätten: „Wir haben dabei allen Varianten durchgespielt - und Alternativen zur Bildung von Nachbarschaften wurden keine vorgeschlagen.“ Jetzt gelte es möglichst frühzeitig in die nächste Phase einzutreten und in den nunmehr abgegrenzten Nachbarschaften „konkreter über die Inhalte zu sprechen“.
Wenngleich die Billigung der Regionalplanung mit großer Mehrheit erfolgte – von den über 70 Teilnehmern des eigentlich aus rund 100 Personen bestehenden Kirchenparlaments votierte nur ein Synodaler mit Nein, fünf enthielten sich –, wurden aber auch Kritik und Sorgen laut:
Von einem Synodalen wurde das Fehlen „wirklicher Alternativen“ bemängelt („wir haben nicht frei entscheiden können“); zwei Synodale wiederum sorgten sich darum, welche Nachteile die Nachbarschaftsräume eventuell in der Praxis mit sich bringen könnten und befürchteten zum Beispiel eine Reduzierung des Gottesdienstangebots oder weitere Wege. Auch der Wunsch, die Entscheidung über die Regionalplanung erst bei der Herbstsynode zu treffen - „für die Gemeinden ist der Prozess ein beschwerlicher Weg“ – wurde erhoben.
Alexander Gemeinhardt, berufenes Mitglied der Dekanatssynode und Mitglied der Bensheimer Stephanusgemeinde, trat in Reaktion auf Kritik und Sorge mit einem engagierten Redebeitrag dafür ein, die Regionalplanung „zwar nicht naiv, aber mit Gottvertrauen und in Geschwisterlichkeit“ zu verabschieden: „Wir wollen schließlich Kirche sein!“ Auch Dekan Arno Kreh ignorierte die Bedenken nicht, appellierte aber an die Synodalen: „Lassen Sie uns die Chance nutzen, jetzt das zu regeln, was so oder so auf uns zukommt.“ In den Nachbarschaften könnten die künftigen Herausforderungen besser bearbeitet werden wie in den einzelnen Gemeinden.
Kreh weiter: „Gesellschaftliche Entwicklungen wie eine zunehmende Säkularisierung, eine immer größere Individualisierung und die Beschleunigung des Lebens sind von uns kaum beeinflussbar. Wie wollen wir unter diesen Bedingungen Kirche sein?“ Gerade der Weiterentwicklung einer regionalen Perspektive komme bei der Beantwortung dieser zentralen Frage eine besondere Bedeutung zu: „Es geht darum, Menschen so anzusprechen, dass sie über ihr eigenes Verständnis von Gott neu nachdenken und sich herausgefordert fühlen, darauf zu antworten.“ In Anlehnung an die Haltung von Kirchenleitung und Synode der EKHN formulierte Dekan Arno Kreh: „Wir können unserem Auftrag unter den neuen Bedingungen am besten gerecht werden, wenn wir die nachbarschaftliche Zusammenarbeit stärken!“
Region Ried
1. Ried West: Biblis, Bobstadt, Bürstadt, Groß-Rohrheim, Hofheim, Nordheim
2. Ried Ost: Einhausen, Lorsch, Schwanheim
3. Lampertheim: Hüttenfeld, Lukasgemeinde Lampertheim, Martin-Luther-Gemeinde Lampertheim, Neuschloß
4. Viernheim: Auferstehungsgemeinde, Christuskirchengemeinde
Region Bergstraße
1. Bergstraße Nord-Ost: Bickenbach, Jugenheim, Ober-Beerbach, Seeheim-Malchen
2. Bergstraße Nord-West: Alsbach, Hähnlein, Zwingenberg
3. Bensheim: Auerbach, Gronau-Zell, Michaelsgemeinde, Schönberg-Wilmshausen, Stephanusgemeinde
4. Heppenheim: Christuskirchengemeinde, Heilig-Geist-Gemeinde
Region Odenwald
1. Odenwald Nord / Lautertal: Beedenkirchen, Fürth, Gadernheim, Lindenfels, Reichenbach, Schlierbach
2. Weschnitztal: Birkenau, Gorxheimertal, Mörlenbach, Reisen, Rimbach, Zotzenbach
3. Überwald: Affolterbach, Hammelbach, Wald-Michelbach
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