Inklusion
Die Menschen fragen, was sie brauchen
bbiew13.07.2022 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
bbiewStefanie Honig: Was willst du, dass ich für dich tun soll? Das ist Inklusion.Frau Honig, was können Sie als Beauftragte für Menschen mit Behinderung bewirken?
Ich sehe mich in erster Linie als Ansprechpartnerin und Vermittlerin. Ich selbst kann sicherlich nicht Lösungen für alle Probleme anbieten, aber ich kann Kontakte zu den Fachleuten herstellen, die solche Lösungen möglich machen können. Ich war sechs Jahre Mitglied im Dekanatssynodalvorstand (DSV) und zwölf Jahre im Kirchenvorstand. Ich weiß, wen ich ansprechen kann. Wenn jemand, der Rat sucht, mit der Beauftragten ein Gesicht verbindet, fällt es sicherlich leichter zu sagen, ach ja, da schreibe ich doch mal der Frau Honig.
Was hat Sie bewogen, sich für dieses Ehrenamt zur Verfügung zu stellen?
Ich selbst habe Funktionseinschränkungen der Arme und bin beruflich als Therapeutin für Menschen mit Schluck- und Sprecheinschränkungen tätig. Ich bin sozusagen ‚vom Fach‘. Aber Leitmotiv ist für mich der Bibelvers aus dem Markus-Evangelium, in dem Jesus einen blinden Menschen fragt: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“ Das ist Inklusion. Wir müssen die Menschen fragen, was sie brauchen. Und wir dürfen nicht so tun, als ob wir wissen, was für sie gut ist. Hinzu kommt, dass ich während meiner Zeit im DSV Vertreterin der Evangelischen Kirche in der Kreisteilhabekonferenz des Landkreises Bergstraße war. Als offizielle Dekanatsbeauftragte für Menschen mit Behinderung kann ich dort weiter tätig sein. In der Teilhabekonferenz geht es um Themen wie Schule, Arbeit, Sport, Freizeit, Kultur und Wohnen, also die großen Aufgaben und Herausforderungen für Inklusion.
Wie steht es denn mit der Inklusion im Dekanat Bergstraße?
Offen gesagt habe ich hier noch nicht viel von Inklusion gehört. Es mag einzelne Kirchengemeinden geben, die das eine oder andere tun. Aber insgesamt habe ich nicht den Eindruck, dass Inklusion im Dekanat ein wichtiges Thema ist. Ich war neulich in Greifswald. Dort weist ein Plakat am Dom daraufhin, wo und wann der nächste Gehörlosengottesdienst stattfindet. So etwas habe ich an der Bergstraße noch nicht gesehen, ebenso wenig wie ein Gebärdensprecher oder eine -sprecherin neben dem Pfarrer oder der Pfarrerin. Anderes Beispiel: Im Veranstaltungskalender der Dekanats-Homepage steht etwa bei Konzerten der Eintrittspreis und dass es für Schülerinnen und Schüler Ermäßigung gibt, nicht aber für schwerbehinderte Menschen. Auch nicht, dass die Begleitperson das Konzert kostenfrei besuchen kann.
Wie können Ratsuchende Sie am besten kontaktieren?
Ich freue mich über jede Anfrage – sei es von Kirchengemeinden oder Einzelpersonen. Am einfachsten geht es über meine E-Mail-Adresse stefanie.honig@ekhn.de oder telefonisch über das Dekanatssekretariat 06252/673320. Wer sein Anliegen nennt und seine Telefonnummer herausgibt, den rufe ich dann zurück. Ich kann nur dazu ermuntern, sich für die Inklusion auf den Weg zu machen. Von dem früheren Bundesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen Hubert Hüppe stammt der Satz: „ Wer Inklusion will, sucht Wege, wer sie nicht will, sucht Begründungen“.
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