Prädikanten-Jubiläum von Erich Nauth
Ein halbes Jahrhundert auf der Kanzel
16.10.2018 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
bbiewDer dienstälteste Prädikant der EKHN. Die Kirche von Zotzenbach hängt auch im Wohnzimmer von Erich Nauth.Was ihn bewogen hat, sich als Prädikant ausbilden zu lassen, will Erich Nauth nicht vorab verraten. Das werde er in seiner Predigt am 21. Oktober sagen. Nur so viel lässt er durchblicken. Der Predigttext an diesem Sonntag ist für ihn persönlich von ganz entscheidender Bedeutung. Er stammt aus dem Matthäus-Evangelium, in dem Jesus sagt: „Gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt 28,19-20)
Nicht länger als 15 Minuten
Das Evangelium auslegen und die frohe Botschaft weitersagen, das betrachtet Erich Nauth als seine Aufgabe. „Ich will dabei nicht die Pfarrer nachahmen und auch nicht so predigen wie sie. Und Pfarrer werden wollte ich auch nie. Wortverkündigung ist auch anders möglich. Ich will meinen Mitchristen mit meinen eigenen Worten sagen, wie ich die Bibel verstehe.“ Dabei hält er sich an den Grundsatz, dass eine Predigt nicht länger als 15 Minuten dauern solle. Danach lasse die Aufmerksamkeit der Zuhörer nach.
Erich Nauth räumt nach 50 Dienstjahren ein, dass es Predigtexte gebe, mit denen er nichts anfangen könne. „Ich nehme mir dann die Freiheit, einen anderen Text zu wählen.“ Ob er vor seinem ersten Gottesdienst Lampenfieber hatte und bei seiner ersten Predigt aufgeregt gewesen sei? Der 81jährige verneint die Frage postwendend und erklärt: „Ich war Bürgermeister und gewohnt, öffentlich zu reden.“ In Nieder-Beerbach war er mit 30 Jahren einst der jüngste Bürgermeister Hessens.
Bürgermeister und Prädikant
Als Bürgermeister in Rimbach wurde ihm einmal vorgehalten, er wolle auf der Kanzel Wahlpropaganda betreiben. Diesen Vorwurf weist Erich Nauth entschieden zurück. „Ich habe sie in den Gottesdienst eingeladen. Aber sie sind nicht gekommen“, betont er und fügt hinzu: „Wenn ich vom Evangelium spreche, spreche ich vom Leben. Und das Leben ist auch politisch.“
Erich Nauth ist in einer kirchlich geprägt Familie aufgewachsen. Er engagierte sich früh als Jugendgruppenleiter und übernahm immer wieder verschiedene Aufgaben in der Evangelischen Kirche. So war er nicht nur Mitglied der Dekanatssynode, sondern auch Bergsträßer Vertreter in der Kirchensynode der EKHN. Dort war er unter anderem im Finanzausschuss tätig. Bis heute gehört er dem Kirchenvorstand in Zotzenbach an.
Der dienstälteste Prädikant, der am 27. September 1968 von der EKHN bevollmächtigt wurde, hat kein Buch darüber geführt, wie viele Gottesdienste er bislang gehalten hat. Es dürften mehr als 600 sein. Wenn er Rückmeldungen zu seiner Predigt erhalte, was regelmäßig vorkomme, sei dies für ihn ein gelungener Gottesdienst. Ans Aufhören denkt er mit seinen 81 Jahren nicht. „Ich kann zwar Nein sagen, wenn es mir zu viel wird. Doch solange ich das Gefühl habe, dass die Gemeinde hören will, was ich sage, möchte ich weitermachen."
Am Sonntag, den 21. Oktober (10 Uhr), wird Erich Nauth in der Evangelischen Kirche Zotzenbach (Hauptstr. 14) predigen, Pfarrer Hermann Birschel wird an der Liturgie mitwirken und der Bergsträßer Dekan Arno Kreh wird den Jubilar würdigen.
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