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Auszeichnung für Werner Hahl

Ein Leben für die Kirche

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Die Ehrennadel der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) wird für besondere Verdienste um die Kirche verliehen. Im Fall von Werner Hahl aus Lampertheim für ein ganzes Leben für Kirche und Diakonie.

bbiewWenn schon ein Foto, dann hier, sagte Werner Hahl. Auf dem Mosaik in der Diakoniestation ist der barmherzige Samariter zu sehen.

Das sind die nackten Zahlen: 45 Jahre Mitglied im Kirchenvorstand der Lampertheimer Lukasgemeinde, 35 Jahre Dekanatssynodaler, davon 14 Jahre Mitglied im Dekanatssynodalvorstand, 25 Jahre Vertreter in der EKHN-Kirchensynode und 41 Jahre Vorsitzender der Ökumenischen Diakoniestation. Die Liste ist unvollständig und ließe sich beliebig verlängern. Angefangen hatte alles im Kindergottesdienst – „links die Jungs, rechts die Mädchen“, erinnert sich Werner Hahl an die getrennte Sitzordnung. „Die Geschichte und Gleichnisse, die ganze Sache mit Jesus haben mich als Kind fasziniert und mich bis heute nicht losgelassen“, sagt der 66jährige, der bis zu seiner Pensionierung Beamter in der Lampertheimer Stadtverwaltung war.

Im Talar und im Baucontainer

Vom Besucher des Kindergottesdienst wurde er zum Helfer. Von Teamer sprach damals noch niemand. Danach engagierte er sich zehn Jahre in der Evangelischen Jugend und schließlich im Kirchenvorstand. Für ihn war es ein Ausdruck von Würde und Feierlichkeit, als er und die anderen Kirchenvorsteherinnen und -vorsteher in der 1970er Jahren das Abendmahl in einen schwarzen Talar austeilten. „Das Abendmahl hat für mich einen hohen Stellenwert. Der Talar war ein sichtbares Zeichen des Priestertums alle Gläubigen. Ich bedauere es, dass es das heute nicht mehr gibt.“ Die Talare fielen einem Brand in der Sakristei zum Opfer. Werner Hahl unternahm zwar einen Versuch, neue anzuschaffen. Doch das wurde im Kirchenvorstand vehement zurückgewiesen. „Jetzt im neuen KV habe ich bei den Jüngeren gespürt, dass sie durchaus offen in der Talarfrage sind. Ich bleibe dran am Thema“, sagt er augenzwinkernd. Dran bleiben und nicht aufgeben - auch nicht bei Schwierigkeiten und Gegenwind - ist ohnehin eine Eigenschaft, die Werner Hahl auszeichnet.

Bei der Sanierung der Domkirche in Lampertheim hatte er vorgeschlagen, Bruchstücke des roten Sandsteins zu verkaufen und für die Finanzierung zu verwenden. Dafür erntete er bei seinen Mitstreitern Kopfschütteln und auch den einen oder anderen Lacher. Werner Hahl stieg dennoch beherzt in den Baucontainer und verkaufte die Steine für insgesamt 3.000 Euro. Hinterher schüttelte niemand mehr den Kopf. Oder als es um die Frage ging, wie die Domkirche vom Taubenkot befreit werden kann. Mit dem Rat des katholischen Pfarrers, „Konfirmiert die Tauben doch. Dann sind sie weg“, wollte sich Werner Hahl nicht zufrieden geben. Er beschäftigte sich mit verschiedenen Methoden, die Tauben fernzuhalten und die zugleich das Tierwohl zu berücksichtigen. Mit Erfolg! Die Domkirche ist mittlerweile frei von Taubenkot.

Eine Kirche, die offen für alle ist

Für Werner Hahl ist Kirche ohne Diakonie nicht denkbar. 1979 wurde die Ökumenische Diakoniestation gegründet, die von neun Lampertheimer Kirchengemeinden getragen wird. Begonnen hatte es mit drei Schwestern. Heute hat die Diakoniestation 85 Beschäftigte und gilt als eine Vorzeigeeinrichtung. Im Jahr 2000 erhielt sie als erste in der EKHN das Diakoniesiegel. „Andere Diakoniestationen haben sich inzwischen in eine GmbH verwandelt. Mir ist es wichtig, dass unsere Diakoniestation unter dem Dach der Kirchen bleibt. Wir sind Kirche und das muss deutlich bleiben“, sagt Werner Hahl, der zugleich betont, dass bei der Diakoniestation inzwischen auch eine muslimische Schwester arbeite. „Eine Muslima kann genauso diakonisch handeln wie eine Christin oder ein Christ.“ Er selbst stehe für eine Kirche, die offen für alle sei und in der jeder und jede seinen Platz finde.

„Ich mach`s halt immer noch gern.“

Fragt man langjährige Weggefährten, was sie an Werner Hahl schätzen, dann sind es seine Fähigkeiten zum Ausgleich und seine Offenheit für Neues. „Manchmal hat es deutliche Worte gegeben. Aber mit Werner Hahl kann man vortrefflich streiten und hinterher ein Glas Wein trinken und wieder lachen. Deshalb war er auch zurecht Schiedsmann und Ortsgerichtsvorsteher“, sagt der stellvertretende Bergsträßer Dekan Karl Hans Geil.

Offen ist Werner Hahl auch für den Reformprozess ekhn2030. Er selbst hatte sich damals  dafür eingesetzt, dass ein zweites Pfarrhaus mit Gemeindezentrum errichtet wird. Heute betonte er, dass es richtig sei, sich von Gebäuden zu trennen. „Wir müssen da ran gehen, auch wenn es weh tut. Nur so können wir bei zurückgehenden Mitgliederzahlen und Einnahmen die Zukunft unserer Kirche sichern“. 

Ursprünglich wollte Werner Hahl für die Dekanatssynode, den Dekanatssynodalvorstand und auch wieder für die Kirchensynode kandidieren. Wegen seines gesundheitlichen Zustands, so betont er, werde er bei seinem ehrenamtlichen Engagement  jetzt etwas kürzer treten müssen. Kirchenvorsteher möchte er bleiben und auch Vorsitzender der Ökumenischen Sozialstation. Seine Begründung: „Ich mach`s halt immer noch gern.“

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