Dekanat Bergstraße

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"Verstehen-Vergeben-Versöhnen" in Mannheim

"Hoffnungsgeschichten für unsere Zeit"

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Die Ausstellung des Evangelischen Dekanats Bergstraße „Verstehen – Vergeben – Versöhnen – Erinnerungen an den 2. Weltkrieg“ ist gestern Abend mit einem Gottesdienst in der Mannheimer Lukaskirche (Rottfeldstr. 16) eröffnet worden. Auf großformatigen Porträts sind Zeitzeugen aus der Region Bergstraße zu sehen, die noch bewusste Erinnerungen an den 2. Weltkrieg haben und aus eigener Anschauung wissen, was Krieg bedeutet.

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Bei den Menschen, die über ihre persönlichen Erinnerungen an den 2. Weltkrieg berichten, handelt es sich vorwiegend um so genannte Kriegskinder der Jahrgänge 1925 bis 1940 und in drei Fällen um junge Erwachsene, die als Soldaten in den Krieg ziehen mussten.

Gemeindepfarrer Günther Welker sagte, dass die Aussagen der Zeitzeugen niemand unberührt lassen könne. Einige Porträts bezeichnete er als „Hoffnungsgeschichten für unsere Zeit“ und zitierte aus dem Bericht von Christa Reichelt aus Auerbach.

„Sie (die Polen) vertrieben uns am 3. und am 4. Mai 1946 aus unserem Dorf. Meine ganze Familie hatte deshalb über Jahrzehnte einen richtigen Groll gegenüber den Polen. Doch im Alter habe ich mir gesagt, so will ich nicht aus dem Leben gehen. Ich habe jetzt eine polnische Freundin und ich habe polnisch gelernt. Das Heimweh nach Schlesien hat mich nie verlassen. Ich will dort begraben werden. Das Grab ist bereits gekauft und der Stein beschriftet. Jetzt habe ich Frieden.“

"Wir lagen uns in den Armen und weinten"

Ein weiteres Hoffnungszeichen sei die Geschichte von Wolfgang Lehmann aus Rimbach, der als 16jähriger bei dem Absturz eines amerikanischen Kampfflugzeuges schwer verletzt wurde.

„Erst viele Jahrzehnte später erfuhr ich, dass ein amerikanischer Soldat sich retten konnte und überlebt hatte. Es war John Henry Bryner, der heute in San Francisco lebt. Zu ihm nahm ich Kontakt auf und er schlug vor, für alle Opfer des Absturzes – Deutsche wie Amerikaner – in Großräschen ein Friedensmahnmal zu errichten. Zur Einweihung 2005, genau 60 Jahre nach dem Ereignis, kamen er und weitere 29 Amerikaner, darunter der Bruder eines der getöteten amerikanischen Soldaten. Er hat am Ende das Vater-unser auf Deutsch gesprochen. Wir drei lagen uns in den Armen und weinten. Und die 150 Gäste der Gedenkveranstaltung weinten mit. John sagte zu mir: „Was meinst Du, was ich dafür geben könnte, wenn ich das ungeschehen machen könnte.“ Vergebung und Versöhnung – das ist das Entscheidende. Wenn das die Menschen in aller Welt beherzigen würden, gebe es auch keine Kriege.“

"In die Irre gegangen"

Pfarrer Welker erinnerte auch an das Stuttgarter Schuldbekenntnis, das die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vor 75 Jahren veröffentlichte und dabei den fehlenden Widerstand der Kirche im NS-Staat offen benannte. Wörtlich heißt es in der Erklärung „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“

Noch deutlicher, so Pfarrer Welker, sei der Bruderrat der Evangelischen Kirche 1947 mit dem „Darmstädter Wort“ geworden. Einer der Kernsätze lautet: „Wir sind in die Irre gegangen, als wir begannen, den Traum einer besonderen deutschen Sendung zu träumen, als ob am deutschen Wesen die Welt genesen könne. Dadurch haben wir dem schrankenlosen Gebrauch der politischen Macht den Weg bereitet und unsere Nation auf den Thron Gottes gesetzt.“

Die Ausstellung ist bis zum Dezember in der Lukas-Kirche zu sehen. Zum Abschluss am 3. Dezember lädt die Gemeinde zu einem Dreiklang-Gottesdienst ein „Zwischen Ohnmacht und Hoffnung: Kindheit und Jugend in Kriegszeiten – Gespräche mit Zeitzeugen“

Das Plakat zur Ausstellung zum Herunterladen hier

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