Ordination und Amtseinführung
„Ich wollte eigentlich nie auf der Kanzel stehen“
© Sebastian GörnerPfarrer Dr. theol. Dominik Weyl.20.12.2023 mr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Nein, den geraden Weg ins Pfarramt – „quasi vom kirchlichen Kindergarten, über den Posaunenchor und Kirchenvorstand ins Pfarrhaus“ –, den habe er nicht gemacht, lacht Dominik Weyl. Der 38-Jährige, der am 1. Januar seinen Dienst als neuer Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Groß-Rohrheim antreten wird, wollte eigentlich Pädagoge werden, studierte ab 2006 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Germanistik, Evangelische Theologie, Geschichte und Bildungswissenschaften für das Lehramt an Gymnasien.
Zum Studienschwerpunkt entwickelte sich rasch die Theologie, vor allem die Systematische Theologie. Sein Studium schloss der Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und der Hessischen Lutherstiftung im Jahr 2013 mit dem ersten Staatsexamen ab. Auf die praktische Ausbildung zum Lehrer allerdings verzichtete Weyl, der sich schon immer für Kirche und ihre Gremienarbeit interessierte: Statt „Lehrer im Vorbereitungsdienst“ wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professorin Christiane Tietz am Seminar für Systematische Theologie und Sozialethik der Universität Mainz.
Über Bonhoeffer promoviert
Als Frau Tietz dem Ruf ans Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie der Universität Zürich folgte, blieb Dominik Weyl ihr Assistent und verlagerte mit seiner Frau Christin den gemeinsamen Lebensmittelpunkt in die Schweiz. An der Universität Zürich promovierte Weyl im Jahr 2021 mit einer Arbeit über die Theologie des jungen Dietrich Bonhoeffer, die 2023 mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Forschungspreis ausgezeichnet wurde. Ehrenamtlich engagiert er sich für die Internationale Bonhoeffer-Gesellschaft, Deutschsprachige Sektion, deren Geschäftsführer und Vorstandsmitglied er ist.
Die Orientierung vom Lehramt aufs Pfarramt habe sich während der vergangenen Jahre prozesshaft vollzogen, bilanziert der in Diez an der Lahn geborene und aufgewachsene Dominik Weyl: „Zuhause sind sehr viele Menschen wahrscheinlich nicht überrascht davon, dass ich jetzt Pfarrer werde – die haben’s wohl schon immer gewusst.“ Für ihn selbst war das nicht so klar: „Ich wollte eigentlich nie auf der Kanzel stehen – und werde die Menschen auch jetzt nicht ‚abkanzeln‘.“
Ein Reifeprozess
Aber er habe sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit der Frage beschäftigt, „wo mein Arbeitsplatz in der Kirche sein kann“. Mit seiner Frau Christin, die als Mathe- und Religionslehrerin in Weiterstadt arbeitet, war Dominik Weyl mehrfach auf dem Jakobsweg pilgern: „Ich will das auf gar keinen Fall zu einem spirituellen Erlebnis hochstilisieren, aber auch dabei ist der Gedanke gereift, Pfarrer zu werden. Man hat einfach viel Zeit zum Nachdenken.“
Seine praktische Ausbildung zum Seelsorger absolvierte der promovierte Theologe dann ab September 2021 bei Pfarrer Volker Herwig in der Evangelischen Kirchengemeinde Riedstadt-Wolfskehlen. Das sich anschließende Spezialvikariat macht Dominik Weyl noch bis zum Ende des laufenden Jahres 2023 bei der Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union in Berlin. Die Bevollmächtigte, Prälatin Anne Gidion, ist „Kirchendiplomatin“ und Vermittlerin zwischen Staat und Kirche sowie Seelsorgerin für Menschen in Politik und Verwaltung. Weyls Themenschwerpunkt dort ist die Frage nach den Herausforderungen und Chancen des neuen Selbstbestimmungsgesetzes.
Mal kurz in Australien
Mit dem Dienstantritt von Dominik Weyl als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Groß-Rohrheim geht die Vakanz zu Ende, die mit der Verabschiedung von Pfarrer Martin Müller im November 2022 in den Ruhestand eingetreten war.
Allerdings müssen die Groß-Rohrheimer auf ihren neuen Seelsorger im Januar gleich eine Woche lang verzichten: Dominik Weyl nimmt am XIV. International Bonhoeffer Congress teil, der am United Theological College im australischen Sydney stattfindet, um dort seine Doktorarbeit „Menschenwille und Gotteswille. Beobachtungen zu Dietrich Bonhoeffers systematisch-theologischen Erkundungen 1925–1929“ vorzustellen. Seine Ordination durch Pfarrer Stephan Arras, Propst der Propstei Starkenburg, und Pfarrer Arno Kreh, Dekan des Evangelischen Dekanats Bergstraße, erfolgt dann am 28. Januar, 14 Uhr, in der Evangelischen Kirche Groß-Rohrheim. Den ersten Gottesdienst mit der Gemeinde feiert Dominik Weyl am 7. Januar, 11 Uhr.
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken