Perspektiven für Studierende der Theologie
Keine Angst vor Reformen
bbiewDie Bibel ist nicht das einzige, aber das wichtigste Buch, das Theologiestudierende in die Hand nehmen.28.12.2021 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Laura Pfeifer aus Auerbach studiert Theologie in Heidelberg, Zacharias Neserke aus Zotzenbach in Frankfurt. Beide peilen demnächst die Zwischenprüfung an. Die Pandemie habe sie um ein bis zwei Semester zurückgeworfen, erläutern sie im Online-Gespräch mit Dekan Arno Kreh.
„Ich bin zeitlich im Verzug, weil sich einige wenige Dozenten der Online-Lehre verweigert haben. Ein Seminar ‚Neues Testament‘ und ein Latein-Intensivkurs hatten deshalb nicht stattgefunden“, sagt Zacharias Neserke. Bei Laura Pfeifer hat es nach eigenen Angaben zwar keine Ausfälle von Seminaren oder Vorlesungen gegeben. „Doch der zeitliche Aufwand und die Leistungsanforderungen sind deutlich höher als bei normalen Präsenzveranstaltungen. Das ist schon stressig.“
Kirchliche Studienbegleitung
Beide schätzen dennoch den Freiraum, den das Theologiestudium bietet. So könnten sie sich im Gegensatz zu anderen Studienfächern aussuchen, wann sie welche Seminare belegten. Das soziale Miteinander unter den Theologiestudierenden sei auch in der Pandemie nicht zu kurz gekommen. Wenn persönliche Begegnungen mal nicht möglich gewesen seien, habe die Fachschaft alternative Angebote entwickelt. Zacharias Neserke sind zum Beispiel die Zoom-Online-Partys mit Pub-Quiz gut in Erinnerung. Auch Studienanfänger, die an der Uni noch niemand kennen, seien gezielt angesprochen worden.
Die Studienbegleitung durch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) habe sich in den letzten Jahren verbessert, betonen beide. Es gebe regelmäßig Treffen von Studierenden verschiedener Universitäten, Beratungsangebote und Studienfahrten wie 2022 nach Israel.
Pfarrer/inn der EKHN
Nach der Zwischenprüfung will Zacharias Nerserke die Uni wechseln und voraussichtlich in Kiel weiterstudieren. Laura Pfeifer möchte in Heidelberg bleiben. Die Theologische Fakultät dort sei die größte in Deutschland mit den meisten Lehrstühlen. Sie schätzt das reichhaltige Lehrangebot.
Beide möchten Pfarrer bzw. Pfarrerin der EKHN werden, die nach ihrer Ansicht die liberalste Landeskirche der Evangelischen Kirche in Deutschland ist. Zwischen Sorge und Hoffnung betrachten sie den laufenden Reformprozess „ekhn2030“, der aufgrund sinkender Mitgliederzahlen einschneidende Veränderungen mit sich bringen werde. „Die Welt, in der Sie Pfarrer oder Pfarrerin werden, hat sich verändert“, sagte Dekan Kreh den beiden Theologiestudierenden.
Unterstützung durch das Dekanat
Pro Pfarrstelle werde es zwar bei rund 1600 Gemeindemitgliedern bleiben. Doch das Prinzip ‚einer macht alles‘ werde der Vergangenheit angehören. „Die Zusammenarbeit in Nachbarschaften muss stattdessen verstärkt werden und Pfarrerinnen und Pfarrer werden teamorientiert arbeiten“, erläuterte der Bergsträßer Dekan. Das sei eine Herausforderung, vor der man aber keine Angst haben müsse. Laura Pfeifer und Zacharias Neserke betrachten dies auch als „Chance, dass Kirche wieder attraktiver wird“. Beide nahmen die Einladung zu den regelmäßigen Konferenzen über Einzelaspekte des Reformprozesses „ekhn2030“ dankbar an.
Dekan Kreh bot den Theologiestudierenden zudem Unterstützung bei der Suche nach Praktikumsplätzen an, etwa in der Spezialseelsorge im Gefängnis oder bei der Notfallseelsorge, in den Kirchengemeinden oder auch in einer der Fachstellen im Dekanat. Das Evangelische Dekanat greift Theologiestudierenden aus der Region Bergstraße auch finanziell unter die Arme: Pro Semester mit 50 Euro Büchergeld.
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