Gottesdienst zum Thema „Demenz“
„Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Gottes Liebe nicht“
© Johannniter23.01.2024 red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
© Käthe MüllerVon Käthe Müller
Die evangelische Kirche in Rimbach war bis auf den letzten Platz besetzt, als Pfarrer Uwe Buß und die Clownin mit ihrer Drehorgel einzogen. Mit der Melodie von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ begann der außergewöhnliche Gottesdienst, der dem Thema „Demenz“ gewidmet war. Pfarrer Buß passte den Text des Schlagers mit einem Schmunzeln dem Gottesdienstgeschehen an. „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Gottes Liebe nicht“, so seine einleitenden Worte.
Mitarbeiterinnen der Johanniterhäuser Rimbach und Ladenburg, die Regionale Diakonie Bergstraße und die evangelische Kirche Rimbach planten und gestalteten den Gottesdienst gemeinsam.
„Umgang mit Demenz“ ist ein Thema, das immer mehr Menschen betrifft. Die Betroffenen selbst, die diese Diagnose erst einmal verkraften müssen, aber auch die Angehörigen, die vor einer großen Herausforderung stehen. Jeder ahnt, dass diese Diagnose an die Grenzen von Kraft und Geduld stößt.
Ein gespielter Dialog zwischen einer an Demenz erkrankten Frau und deren Angehörige, kam vielen Besuchern bekannt vor. Wiederholungen und Situationskomik, Liebenswertes und Nervenzehrendes bestimmen die Gespräche. Tag für Tag.
Die „KontaktClownin Rosa“, Katharina Müller aus Darmstadt, gibt dem schweren und schwierigen Thema eine leichte Note. Sie besucht regelmäßig Pflegeeinrichtungen, um mit Clownerie Heiterkeit und vor allem „Begegnung“ in den Alltag von Gästen und deren Angehörigen zu bringen. Die Schwere des Themas „Demenz“ und die Leichtigkeit, die die Clownin vermittelt, erlebten die Besucher des Gottesdienstes in der ganzen Bandbreite.
Die demenzielle Erkrankung lässt sich sehr gut mit Seifenblasen vergleichen. Pfarrer Uwe Buß und Clownin Rosa griffen dies in ihrer gemeinsamen Predigt auf.
Die Farben des Regenbogens, die sich in den Seifenblasen spiegeln, erinnern an den Regenbogen als Zeichen der Treue Gottes. Die Zartheit der Seifenblasen, die schon bei leichtester Berührung platzen, wurde in Beziehung gesetzt zu den leicht ablenkbaren Gedanken und nachlassendem Kurzzeitgedächtnis von Menschen mit Demenz.
Die Seifenblasen, die mit ihrer Schönheit und Leichtigkeit Kinder und Erwachsene immer aufs Neue begeistern, sind schnell verflogen. Diese Vergänglichkeit der Seifenblasen griff Pfarrer Buß zu dem Text aus dem Buch der Prediger auf. „Alles hat seine Zeit“. Alles auf dieser Welt ist zeitlich begrenzt. Das gehört zum Leben dazu. Alle Freude, aber auch aller Kummer, alle Leichtigkeit, aber auch alle Sorgen sind zeitlich begrenzt. Trotz der Zeitlichkeit hat alles seinen Wert. Diesen Wert zu sehen und zu schätzen, das ist die Aufgabe, der jeder Mensch sich stellen sollte.
Rosa erzählte von einem Erlebnis, das ihr zeigte, wie wertvoll die kurzen Momente sind, die sie mit den Patientinnen und Patienten in den Pflegeeinrichtungen erlebt. Sie betrat das Zimmer einer Sterbenden. Die Tochter saß am Bett ihrer Mutter und war entsetzt, als eine grell gekleidete Frau mit Clowns-Nase das Zimmer betrat. Warum platzt die Clownin in diesen Abschied? Rosa fragte, ob sie ein Lied mit der Mutter singen dürfe. Ein Lied, das sie bei jedem Besuch gemeinsam gesungen hatten. Die Tochter willigte ein. Als Rosa nun das Lied anstimmte, hob die Mutter den Finger und bewegte ihn im Takt der Musik mit. In diesem Moment verschwand die schwere Atmosphäre, die zuvor im Raum geherrscht hatte. Gemeinsam freuten sich die beiden Besucherinnen mit der Sterbenden, die die Musik wahrnehmen konnte.
Am Ausgang des Gottesdienstes stand Rosa mit ihrer Drehorgel. Die Besucher waren dankbar und sichtlich berührt von dem Erlebten. Sie wünschten sich einhellig weitere Gottesdienste dieser Art.
Die Autorin Käthe Müller ist Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising der Regionalen Diakonie Bergstraße.
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