Fünf Jahre Kooperation in Südhessen
Notfallseelsorge kennt keine Grenzen
S.RummelTeam Notfallseelsorge Südhessen06.07.2018 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
S.Rummelvl. Annette Herrmann-Winter (Dekanat Odenwald), Heiko Ruff-Kapraun (Dekanat Vorderer Odenwald und Darmstadt-Stadt) und Karin Ritter (Dekanat Bergstraße)Von Silke Rummel
„Etwas gemeinsam zu machen, ist besser, als es alleine zu machen“, sagt Heiko Ruff-Kapraun, Pfarrer für Notfallseelsorge in den Evangelischen Dekanaten Darmstadt-Stadt und Vorderer Odenwald. So ist es auch in Notfallsituationen: „Wenn man im Notfallsystem alleine ist, macht es noch einsamer, wenn man im Team ist, stärkt es“.
Angefangen hat es vor sechs Jahren, als Annette Herrmann-Winter, Barbara Tarnow, Winfried Steinhaus und Heiko Ruff-Kapraun auf freiwilliger und freundschaftlicher Basis begannen, in der Region zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu vertreten. Das klappte so gut, dass daraus der Gedanke erwuchs, die Kooperation zu institutionalisieren.
Entlastung und Synergieeffekte
„Meine Vision war immer, für die Notfallseelsorge Strukturen zu schaffen, die unabhängig von Personen sind, die eine Leitungsstelle innehaben. In der Kooperation haben wir die Zusammenarbeit rechtlich abgesichert“, sagt Annette Herrmann-Winter. „Wir haben uns selbst und den Menschen gegenüber, für die wir zuständig sind, die Verpflichtung, gesund zu bleiben. Darum brauchen wir eine Kooperation, die Entlastung und Synergien sicherstellt.“
Unterstützt vom Zentrum Seelsorge und Beratung und dem Referat Seelsorge in der Kirchenverwaltung wurde 2013 die Kooperationsvereinbarung unterschrieben und die Notfallseelsorge Südhessen in der Pfarrdienstordnung festgeschrieben. Damit wurde die Zusammenarbeit in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Homepage, gemeinsame Aus- und Fortbildung und Außendarstellung sowie gegenseitige Vertretungen besiegelt.
Kollegiale Beratung
Fünf Jahre sind nun rum. Zwischenzeitlich hat sich die Konstellation verändert: Auf Winfried Steinhaus folgte Heiko Ruff-Kapraun im Dekanat Vorderer Odenwald und im Dekanat Bergstraße Karin Ritter auf Barbara Tarnow. Zur Bilanzierung der zurückliegenden Arbeit haben Annette Herrmann-Winter, Karin Ritter und Heiko Ruff-Kapraun sich erstmals untereinander in ihren Teamsitzungen besucht und waren nach eigenen Angaben überrascht, wie gut die Zusammenarbeit bei den Ehrenamtlichen in der Notfallseelsorge ankommt.
„Die Teams haben großes Interesse an der Kooperation – für ihr eigenes Handeln“, sagt Ruff-Kapraun. Dadurch würden sie einander besser kennen, es hätten sich auch schon Freundschaften über die Dekanatsgrenzen hinweg entwickelt. Zudem lobten sie den Blick über den eigenen Tellerrand, die Breite der Ausbildung, die Größe der Ausbildungsgruppen, die gemeinsamen Standards und die Synergien. Es sei eine Selbstverständlichkeit, sich zu ergänzen und zu unterstützen. Davon profitiert auch das System Notfallseelsorge: „Durch die Kontakte und die gemeinsamen Fortbildungen könnten wir in einem Großschadensfall gut Hand in Hand arbeiten“, sagt Karin Ritter. Für sie sind außerdem die kollegiale Beratung und gegenseitige Ergänzung bei der Aus- und Weiterbildung der Ehrenamtlichen eine wertvolle Bereicherung.
Ein Modell, das Schule macht?
Dr. Dr. Raimar Kremer, Fachberater und Studienleiter im Zentrum Seelsorge und Beratung, spricht von einem „guten Erfolg“. Die Pilotphase ist abgeschlossen – das Konzept könne als bewährtes Modell übertragen werden.
Die Notfallseelsorge versteht sich als Erste Hilfe für die Seele, ist festes Glied in der Rettungskette und rund um die Uhr rufbereit. Sie ist ökumenisch ausgerichtet und bei den Dekanaten angesiedelt. „Die Notfallseelsorge gehört in kirchliche Hand, weil im Notfall das Ansehen des einzelnen Menschen in Gefahr ist“, sagt Pfarrer Ruff-Kapraun. „Ein christliches Angebot schenkt dem Menschen Ansehen und das Zutrauen, mit dem eigenen Notfall zurecht zu kommen.“
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