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Verabschiedung

Pfarrer Manfred Hauch geht in den Ruhestand

Ursprünglich hatte er Industriekaufmann gelernt, ein Volkswirtschaftsstudium begonnen und war aus der Kirche ausgetreten – am 19. Februar geht Manfred Hauch in Rente. Aber nicht als Mann der freien Wirtschaft, sondern als Mann der Kirche. Der Pfarrer wird in der Alsbacher Kirchengemeinde von Propst Stephan Arras und stellvertretender Dekanin Silke Bienhaus in den Ruhestand verabschiedet.

© Michael RänkerPfarrer Manfred Hauch geht in den Ruhestand.

Der Kirche hatte Manfred Hauch schon früh den Rücken gekehrt, und das mit aller Konsequenz: In den 1970er-Jahren erklärte der gelernte Industriekaufmann, damals war er Mitte Zwanzig, seinen Austritt - am 19. Februar, Sonntag, geht der mittlerweile 66-Jährige in Rente. Und das nicht etwa als Industriekaufmann, sondern als Pfarrer. Stephan Arras, Propst der Evangelischen Propstei Starkenburg, wird den Seelsorger gemeinsam mit Silke Bienhaus, stellvertretende Dekanin des Evangelischen Dekanats Bergstraße, ab 14 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes in der Evangelischen Kirche Alsbach (Kirchstraße 21) in den Ruhestand entlassen.

Manfred Hauch hätte durchaus eine Karriere in der freien Wirtschaft machen können: Auf den Besuch der Handelsschule Grünstadt folgten eine Lehre zum Industriekaufmann und eine anschließende Festanstellung. Auf dem Katholischen Ketteler-Kolleg in Mainz holt er das Abitur nach und begann Anfang der 1980er-Jahre an der Universität Mainz ein Studium der Volkswirtschaft – das allerdings schloss Manfred Hauch nicht ab. Denn in diese Zeit fällt das, was der aus der Kirche ausgetretene Hauch in der Rückschau als „mein persönliches Damaskus-Erlebnis“ beschreibt: „Was ich in der Konfirmandenzeit nie verstanden habe, das habe ich auf einmal verstanden, da wurde ich angesprochen.“

Er, der als Anfang Zwanzigjähriger die Standardwerke von Kirchenkritikern wie Feuerbach, Marx oder Nietzsche geradezu verschlungen und sich ihre Ansichten zu eigen gemacht hatte und der privat wie beruflich Andere damit gerne provozierte, der hatte auf einmal durch seinen Besuch des Katholischen Ketteler-Kollegs und die Aufnahme des VWL-Studiums einen anderen Zugang zu Religion, Kirche, Glaube. Zu seinem Freundeskreis gehörte eine katholische Gemeindepädagogin, mit Jobs bei der Katholischen Kirche verdiente er sich seinen Lebensunterhalt und mit Priesteramtskandidaten verbrachte er die Mittagspausen. „Religion, Kirche, Glaube, das waren heiße Themen“, so Hauch, der dann den Entschluss fasste: „Widme ich mich doch dem, worüber ich täglich diskutiere.“

Das Studium der Volkswirtschaft hängte der inzwischen 27-Jährige an den Nagel und studierte von 1984 bis 1990 in Mainz und Marburg Theologie. Das Vikariat führte Manfred Hauch in die Mainzer Christuskirchengemeinde (1991/92), sein Spezialvikariat (1992/93) absolvierte er auf der Kinderkrebsstation der Uni-Klinik Mainz – vor allem die Begegnung mit einem unheilbar erkrankten Mädchen, an die sich Hauch auch 30 Jahre später noch erinnert, als würde er gerade jetzt an ihrem Krankenbett sitzen, war prägend. „Der Glaube ist in jedem von uns bereits angelegt, zumindest die Sehnsucht danach – unsere Aufgabe als Kirche ist es, sozusagen den nötigen Tropfen Öl hinzuzugeben, auf dass die Blockaden sich lösen und Glaube möglich ist.“

Die Wartezeit auf eine Pfarrstelle überbrückte Manfred Hauch unter anderem als Sozialberater für den Internationalen Bund mit Sitz in Mainz, am 20. Juni 1995 wurde er zum Pfarrer ordiniert. Von 1995 bis 1999 war der Seelsorger dann Pfarrvikar in der Martin-Luther-Gemeinde in Dietzenbach-Steinberg, bevor er die Ernennung als Pfarrer auf Lebenszeit erhielt und von 1999 bis 2017 als Gemeindepfarrer für die Evangelische Kirche in Eschollbrücken arbeitete.

Nach 18 Jahre währender Tätigkeit im Evangelischen Dekanat Darmstadt beziehungsweise im Pfungstädter Ortsteil Eschollbrücken wechselte Pfarrer Manfred Hauch ins Evangelische Dekanat Bergstraße. Dort stellte sich der langjährige Gemeindepfarrer, der in Zwingenberg wohnt, einer besonderen Herausforderung:

Er übernahm ab dem 1. Oktober 2017 eine Stelle für Vakanzvertretungen – und wechselte im Laufe von nunmehr sechs Jahren mehr als ein Dutzend Mal den Einsatzort. Der „Startschuss“ fiel in der Friedenskirche Viernheim und in der Stephanusgemeinde Bensheim, aktuell und bis zu seiner Ruhestandsversetzung vertritt Manfred Hauch vakante Pfarrstellen in Bickenbach und in Lautertal. Weitere Stationen waren Birkenau-Reisen, Lampertheim, Nordheim und Biblis, Mörlenbach, Neuschloss und Hüttenfeld, Bürstadt und Bobstadt, Seeheim-Malchen sowie das Evangelische Gemeindenetz Nördliche Bergstraße beziehungsweise Zwingenberg und Alsbach.

Gefehlt haben ihm in der jüngeren Vergangenheit die sogenannten „Tür-und-Angel-Gespräche“, wie er sie 18 Jahre lang mit „seinen“ Eschollbrückern führen konnte: Da war er als „Gesicht“ bekannt, da wurde der Gang zum Bäcker mal so ganz nebenbei für ein Seelsorge-Gespräch genutzt. Das ist im Rahmen einer Vakanzvertretung nur schwer möglich. Nachgelassen hat Manfred Hauch trotzdem nie in seinem Bemühen, persönliche Kontakte zu schließen und „das Subjektive im Menschen zu stärken“: „Wir müssen nichts Neues erfinden, wir müssen nur helfen, den Glauben auszudrücken – und die Gewissheit vermitteln: Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand!“

Manfred Hauch hat es „stets als Privileg empfunden, sich hauptberuflich um so etwas Inniges wie den privaten Glauben eines Menschen an Gott kümmern zu dürfen“. Im bevorstehenden Ruhestand will Hauch, der leidenschaftlich gerne fotografiert und ebenso gerne kocht, mehr für seine Gesundheiterhaltung tun, sich mehr bewegen, Spazieren und Wandern gehen. Und er will sich häufiger der Kunst widmen, die ihm vor allem als „als Sehschule“ für Fragen der Religion wichtig geworden ist.

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