Abschied
„Pfarrer zu sein, das ist ein schöner Beruf“
© Michael RänkerPfarrer Michael Lohenner wird am 29. Mai in den Ruhestand verabschiedet.08.05.2023 mr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Er hätte Maschinenbau oder vielleicht Betriebswirtschaft studieren können, um das mittelständische Unternehmen seiner Eltern zu übernehmen, doch er hat einen anderen Berufsweg eingeschlagen: Michael Lohenner ist Pfarrer geworden – am 29. Mai wird der Seelsorger nun im Rahmen eines Gottesdienstes, der im Alten- und Pflegeheim „Haus Johannes“ in Heppenheim stattfindet, von Propst Stephan Arras und Dekan Arno Kreh in den Ruhestand verabschiedet.
21 Jahre lang war Michael Lohenner Gemeindepfarrer in der Evangelischen Auferstehungsgemeinde Kriftel, dann war er „Pfarrer für Gemeinden im Übergang“, wie er selbst sagt, um im Jahre 2017 neu anzukommen, nämlich als Altenseelsorger im Evangelischen Dekanat Bergstraße. Seitdem arbeitet er schwerpunktmäßig im „Haus Johannes“, einem Alten- und Pflegeheim in Trägerschaft des Agaplesion-Verbundes. Er engagiert sich aber zum Beispiel auch in der Arbeitsgruppe Demenz, bringt in einem Projekt mit der örtlichen Heilig-Geist-Gemeinde Senioren und Konfirmanden – also Alt und Jung – zusammen und ist auch in den Seniorenheimen in Bickenbach und Lorsch zu Gast.
"Aus dem Nest geworfen"
Hält der heute 65-Jährige Rückschau auf seine berufliche Vita, „dann bin ich Gott dankbar für die Vielfalt, die ich erleben durfte“: Ein Religionslehrer in der Oberstufe hat bei dem im südlichen Westfalen aufgewachsenen Lohenner das Interesse an Glaubensfragen und am Beruf des Pfarrers geweckt. „Ich bin nicht, wie andere Pfarrer, aus der Gemeindearbeit heraus erwachsen.“ Als für seine Eltern offenkundig war, dass er nach dem Abitur nicht in den Familienbetrieb einsteigen wird, „wurde ich sozusagen ,aus dem Nest‘ geworfen“, schmunzelt er.
„Gelandet“ ist er seinerzeit in einem heute nicht mehr existierenden Konvikt der EKHN in Frankfurt. Ein Jahr lang hat er in der Mainmetropole Theologie studiert. Von dort wechselte er nach Marburg, wo er seine spätere Frau Christa, ebenfalls Theologiestudentin, kennenlernte.
Das Vikariat hat Michael Lohenner anschließend in die Nähe von Herborn und zwar in die Evangelische Kirchengemeinde Merkenbach geführt, wo er auch zum Pfarrer ordiniert wurde. Sein Lehrpfarrer habe ihm viele Freiheiten gelassen, denkt Lohenner dankbar zurück: „Ich konnte mich ausprobieren.“
Den "American Way of Life" kennengelernt
Das Spezialvikariat verbrachte der Seelsorger 1986/87 dann gemeinsam mit seiner Frau Christa in den USA. An der Ostküste und dort in Baltimore tat er in der Deutsch-Amerikanischen Gemeinde Dienst – und weil er bereits ordinierter Pfarrer war, konnte er umfassend eingesetzt werden. „Wir haben den ‚American Way of Life‘ kennengelernt und viel Ökumene erlebt, all das hat unser Leben sehr bereichert“, zieht Michael Lohenner ein positives Resümee. Und fügt mit etwas Fernweh hinzu: „Aber seitdem waren wir leider nie wieder in den USA.“ Wenn seine Frau Christa, Schulpfarrerin an der Pädagogischen Akademie Elisabethenstift in Darmstadt, in zwei Jahren ebenfalls in den Ruhestand geht, dann könnte Nordamerika ein Reiseziel sein.
Zurück in Deutschland absolvierte Michael Lohenner sein Pfarrvikariat in Hofheim-Marxheim. Von dort aus war er in der benachbarten Evangelischen Auferstehungsgemeinde Kriftel als Vertretung im Einsatz. Und als er dort 1990 die Gelegenheit erhielt, Inhaber der vollen Pfarrstelle zu werden, wechselte er nach Kriftel – und seine Frau ebenfalls. Sie übernahm die freie halbe Stelle.
21 Jahre lang waren die Beiden gemeinsam mit ihren mittlerweile längst erwachsenen Söhnen „ihrer“ Gemeinde eng verbunden, „das war eine tolle Zeit – anstrengend und schön zugleich“, lässt Lohenner keinen Zweifel daran, dass er diese Zeit weder bereut noch missen möchte. „Trotzdem war ich dann die Triebfeder für eine Veränderung – das musste einfach sein.“ Viele Menschen in Kriftel hatten Verständnis für den Wunsch nach etwas Neuem, „aber es gab auch Verletzungen“.
"Sprung ins kalte Wasser"
Während Christa Lohenner Schulpfarrerin in Darmstadt wurde, „war es für mich ein Sprung ins kalte Wasser – aber das hatte ich ja so gewollt“, so Michael Lohenner. Von 2010 bis 2017 „war ich dann für Gemeinden, die sich in einem Übergangsstadium befanden, da“: Lohenner fand Gefallen daran, vakante Pfarrstellen zu vertreten. Arnoldshain, Groß-Karben oder Burgholzhausen vor der Höhe waren einige seiner Stationen.
In dieser Zeit hatte er dann intensiveren Kontakt zur Altenseelsorge, lernte im Altenzentrum auf dem Heilsberg bei Bad Vilbel sogar noch die dort lebende Sekretärin des ehemaligen EKHN-Präsidenten Martin Niemöller kennen. Er knüpfte an die guten Erfahrungen an, die er mit Altenheimseelsorge bereits in Kriftel gemacht hat.
Als dem Absolventen der Klinischen Seelsorge-Ausbildung (KSA) und Gestaltberatung dann im Rahmen eines zeitlich von 2015 bis 2024 befristeten Altenseelsorgeprojekts der EKHN die Stelle als Altenseelsorger im Evangelischen Dekanat Bergstraße mit Sitz im „Haus Johannes“ angeboten wurde, „da habe ich zu mir gesagt: mache doch das, was dir immer Freude bereitet hat“. Und Michael Lohenner beendete seine Zeit als Pfarrer mit der letzten Station als Altenseelsorger in Heppenheim.
„Pfarrer zu sein, das ist ein schöner Beruf“, bilanziert Michael Lohenner kurz vor seiner bevorstehenden „Entpflichtung“ aus dem Dienst – „dankbar bin ich vor allem dafür, dass ich immer Menschen getroffen haben, die mich unterstützt haben, die mitgemacht haben – die waren Gold wert für mich“. Lohenner: „Ich habe Menschen begleiten dürfen – und sie haben mich begleitet.“
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