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Abschied

Rainer Heymach ist Pfarrer geworden, „weil Menschen Menschen brauchen“

© Michael RänkerRainer Heymach, Seelsorger der Evangelischen Kirchengemeinden Bürstadt-Riedrode und Bobstadt, wird am Sonntag (25.) in den Ruhestand verabschiedet.

Rainer Heymach, Seelsorger der Evangelischen Kirchengemeinden Bürstadt-Riedrode und Bobstadt, wird am Sonntag (25.) in den Ruhestand verabschiedet. Ihm klingt heute noch der Werbeslogan in den Ohren, mit dem die EKHN in den Siebzigerjahren Pfarrer suchte: „Theologie studieren – weil Menschen Menschen brauchen“.

„Theologie studieren – weil Menschen Menschen brauchen!“ Der Werbeslogan, mit dem die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in den Siebzigerjahren junge Leute für den Pfarrberuf gewinnen wollte, klingt ihm noch in den Ohren – und er hat es getan: Rainer Heymach hat Theologie studiert und ist Pfarrer geworden. An diesem Sonntag, 25. Juni, 15 Uhr, wird der Seelsorger nun von Propst Stephan Arras und Dekan Arno Kreh in einem Gottesdienst in der Evangelischen Kirche Bürstadt in den Ruhestand verabschiedet. Fast 36 Jahre nach seiner Ordination am 4. Advent des Jahres 1987 geht der heute 65-Jährige in Pension.

Der Beruf des Pfarrers sei ihm nicht in die vielzitierte Wiege gelegt worden: „Unter meinen Vorfahren hat es auch etliche Generationen zurück keinen einzigen Pfarrer gegeben“, schmunzelt Heymach, der zunächst tatsächlich andere Berufspläne hatte: Physik und Mathematik „und als drittes Fach Theologie“ wollte er eigentlich auf Lehramt studieren. In der Oberstufe kam ihm dann jedoch der beeindruckende Religionsunterricht „von einem unglaublich guten Pfarrer“ in die Quere – und den Rest hat dann nach dem Abitur (1977) der Zivildienst in der Krankenpflege (1977 und 1978) erledigt: „Danach stand fest, dass ich nicht mehr Lehrer, sondern Pfarrer werden will“, so Heymach.

Mathematik-Student war er nur für kurze Zeit

Am Anfang seines Theologiestudiums an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz (1978 bis 1985) war er zwar auch noch als Mathematik-Student eingeschrieben, aber dieses Nebenfach ließ er alsbald sausen. In seinem Berufswunsch, Pfarrer zu werden, bestärkte ihn auch seine spätere Frau Birgit, die er im Studium kennenlernte. Sie studierte Germanistik und Evangelische Theologie auf Lehramt „und ich habe sie gefragt, ob sie sich ein Leben an der Seite eines Pfarrers vorstellen kann“ – sie konnte. 1981 wurde geheiratet, drei - mittlerweile längst erwachsene - Kinder gingen aus der Ehe hervor, mittlerweile sind die Heymach auch „glückliche Großeltern“ von zwei Enkelkindern.

Sein Vikariat machte Rainer Heymach von 1985 bis 1987 in Dillenburg; das Pfarrvikariat absolvierte er von 1987 bis 1990 in Fernwald-Albach. Nach verschiedenen Stationen als Gemeindepfarrer und Schulpfarrer kam Heymach, der mit seiner Frau Birgit in Guntersblum lebt, als Seelsorger der Gemeinden Bürstadt-Riedrode und Bobstadt im Jahr 2015 ins Dekanat Ried, dessen zehn südliche Gemeinden bekanntermaßen im Jahr 2019 mit dem Dekanat Bergstraße fusionierten. Karl Hans Geil, der damalige Dekan des Dekanats Ried, hatte ihn gefragt, ob er nicht die Pfarrstelle II der beiden Pfarrstellen in den Gemeinden Bürstadt-Riedrode beziehungsweise Bobstadt im Rahmen eines Verwaltungsauftrags wahrnehmen wolle – Heymach wollte.

"Ich habe mich getragen gefühlt"

„Ich habe mich immer getragen gefühlt“, blickt Rainer Heymach dankbar auf diese letzte berufliche Etappe zurück: „Ich habe hier zupackende und kooperative Kirchenvorstände erleben dürfen.“ Voller Lob ist er auch für seine Kollegin Johanna Gotzmann, die seit 2017 die zweite Pfarrstelle im Gemeinde-Duo Bürstadt-Riedrode/Bobstadt inne hat: „Mit ihr kam neuer Schwung zu uns.“

In seiner ganz persönlichen Rückschau auf ein langes Pfarrerleben und das, was ihn seinerzeit selbst motiviert hat, den Beruf zu ergreifen, stellt Seelsorger Rainer Heymach mit Blick auf den eingangs zitierten Werbeslogan der EKHN für den Pfarrberuf fest: „Die Zahl der Menschen, die Menschen brauchen, ist nicht kleiner, sondern größer geworden.“ Bedauerlicherweise stehe aber „immer weniger Fachpersonal zur Verfügung, um die Menschen zu begleiten“, ist Heymach angesichts des schwindenden Interesses am Pfarrberuf und angesichts des Reformprozesses „ekhn2030“ besorgt. Der scheidende Seelsorger beklagt überdies eine zunehmende Bürokratie, „die unkomplizierte Hilfe auch immer wieder schwierig oder gar unmöglich macht“.

Diejenigen im Blick, die keine Fürsprecher hatten

„Ich habe immer versucht, Menschen zu begleiten, und dabei vor allem die im Blick gehabt, die keine Fürsprecher hatten“, wollte Heymach seine Haltung zu den Menschen auch stets den Konfirmanden weitergeben: „Denen habe ich immer meine ,FA-Theologie‘ versucht nahezubringen: Für den Anderen da sein, für den Anderen mitdenken, für den Anderen sorgen – das ist es, worauf es beim diakonischen Handeln ankommt.“ Und er habe auch immer versucht vorzuleben, „dass alle Menschen gleich sind: wir haben zwar verschiedene Rollen, in denen wir agieren, aber spiele nie das Spiel mit, dass andere gleicher sind“.

Mit Blick auf den bevorstehenden Ruhestand ist ihm nicht bange, Pläne sind bereits geschmiedet, zumal seine Frau Birgit mittlerweile in Pension gegangen ist: Eine Weltreise steht an, überdies wird mehr Zeit sein, um Motorrad zu fahren oder mit dem Wohnwagen – einem Oldtimer aus dem Jahr 1964 – auf Tour zu gehen. Und Rainer Heymach wird mehr Zeit haben „für den schönsten Verein der Welt“: Seit seinem 19. Lebensjahr ist er Mitglied bei der „Schlaraffia“, jener weltweiten deutschsprachigen Vereinigung zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor, die auch hier in der Region mit ihren sogenannten „Sippungen“ vertreten ist. „Dort habe ich übrigens die freie Rede, das Vortragen, gelernt“, lacht Heymach: „Das bringt Ihnen so kein theologisches Seminar bei.“

Auch der Abschiedsgottesdienst an diesem Sonntag soll voller Lebensfreude sein - der Posaunenchor unter Leitung von Ralph Vierheller wird spielen, überdies wird der renommierte Kirchenmusiker Bernhardt Brand-Hofmeister für seinen Freund Rainer Heymach ein Medley verschiedener Songs auf der Kirchenorgel intonieren: „Ich habe mir viele schöne Titel ausgesucht.“

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