Interreligiöses Kicken 2023
Trainingsfleiß der Muslime zahlte sich aus
© Michael RänkerDas Interreligiöse Kicken 2023 wurde auf dem Sportplatz in Rodau ausgetragen, unser Bild zeigt die Teams beim gemeinsamen Mannschafsfoto nach dem Spiel, aus dem das Team der Muslime als Sieger hervorging.15.05.2023 mr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
© Michael RänkerDen Siegerpokal im Rahmen des Interreligiösen Kickens 2023 überreichte der Bergsträßer Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf an die Muslime, namentlich an Recep Güzel, den langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Viernheimer Eyüp-Sultan-Moschee-Gemeinde.Die Niederlage des Christen-Teams war – man entschuldige das Wortspiel – fast so sicher wie das Amen in der Kirche: Beim Training für das Interreligiöse Kicken 2023 stand Tilman Pape, Pfarrer für Ökumene und Mission des Evangelischen Dekanats Bergstraße und Organisator der Fußballbegegnung, allein auf weiter Flur, nämlich auf dem Kunstrasenfeld des Rodauer Sportplatzes:
Während seine evangelischen und katholischen Kollegen offensichtlich selbstbewusst meinten, die diesjährige Neuauflage des Interreligiösen Kickens auch ohne ein gemeinsames Training für sich entscheiden zu können, ließen die Muslime die sich bietende Gelegenheit nicht verstreichen, um sich auf dem Sportplatz im Zwingenberger Stadtteil Rodau für die Begegnung fit zu machen. Das erwies sich als kluger Schachzug, das zahlte sich am Ende aus. Tilman Pape sah sich beim Training zwölf Gemeindevorstehern und Imamen aus den Moschee-Gemeinden der Region gegenüber – kein gutes Omen für den fußballerischen Wettstreit, der jetzt am Samstag zum neunten Mal ausgetragen wurde.
Von neun Spielen fünf gewonnen
Und so kam es, wie es quasi kommen musste: Der Trainingsfleiß zahlte sich aus, die Muslime holten einmal mehr den Pokal, sie entschieden die Begegnung mit 6:2 Toren für sich. Stimmt die Statistik, dann haben die Imame und Gemeindevorsteher von den bislang neun Fußballspielen fünf gewonnen. Eine der sportlichen Begegnungen ging unentschieden aus, drei Mal gewannen die Christen das Interreligiöse Kicken, das erstmals im Jahr 2009 veranstaltet wurde. Veranstalter ist der Christlich-Islamische Dialog (CID); der evangelische Pfarrer Tilman Pape kooperiert dabei mit Titus Möllenbeck, Referent für Politische Erwachsenenbildung in der Akademie Erbacher Hof des Katholischen Bistums Mainz.
In diesem Jahr fand die Begegnung im Zwingenberger Stadtteil Rodau statt, wo man auf einem tollen Kunstrasenplatz auf Kleinfeldabmessungen spielte. Jedes Team bestand aus sechs Feldspielern und einem Torwart, gespielt wurden zwei 20-minütige Halbzeiten, unterbrochen von einer 15-minütigen Halbzeitpause. Der Anpfiff von Schiedsrichter Markus Glanzner konnte allerdings nicht, wie geplant, nach einer halbstündigen Aufwärmphase pünktlich um 11 Uhr erfolgen: Sperrungen auf der A5 in Folge von Bauarbeiten am Darmstädter Kreuz sowie von zwei Unfällen verursachten am Samstag eine enorme Verkehrsbelastung auf den Ausweichrouten, so dass etliche Teilnehmer zunächst im Stau steckten.
Spannender und fairer Wettkampf
Als Schlachtenbummler hatten sich unter anderem Ute Gölz, Präses des Evangelischen Dekanats Bergstraße, die ehemalige Bergsträßer Ausländerbeauftragte Brigitte Paddenberg oder auch Vitali Hermann in Vertretung der Bergsträßer Integrationsbeauftragten Viktoriya Ordikhovska am Spielfeldrand eingefunden.
Bei fast schon hochsommerlichem Wetter lieferten sich Christen und Muslime dann einen ebenso spannenden wie fairen Wettkampf, an dessen Ende der Bergsträßer Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf in Vertretung von Schirmherr Landrat Christian Engelhardt den Gewinner kürte: Der Siegerpokal ging an die Muslime, namentlich an Recep Güzel, den langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Viernheimer Eyüp-Sultan-Moschee-Gemeinde.
Für Matthias Schimpf war es eine besondere Ehre, die Siegerehrung übernehmen zu dürfen, denn er war bereits bei der Premiere des Interreligiösen Kickens im Jahr 2009 dabei: Das fand damals in Bensheim statt, wo Schimpf zu diesem Zeitpunkt als hauptamtlicher Stadtrat arbeitete. „Sie stehen für Vielfalt statt Einfalt“, zollte er den Akteuren des Christlich-Islamischen Dialogs Lob und Respekt: „Wir müssen miteinander statt übereinander reden.“ Der Sport könne „der Schlüssel für gelingende Integration“ sein, auch das Fußballspiel Christen gegen Muslime „ist so ein verbindendes Element“.
Langjährige "Kicker" geehrt
Die Siegerehrung bot auch den Rahmen, um drei langjährige „Kicker“, die in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen werden, zu würdigen. Pfarrer Stefan Ningel (Evangelische Kirche im Überwald), der am Samstag im Tor der Christen stand, dankte Pfarrer Tilman Pape, Dekan Arno Kreh und Jugendreferent Bruno Ehret für ihren fußballerischen Einsatz. Und er eröffnete den künftigen „Rentnern“ ein „Hintertürchen“: Auch Ruheständlern sei das Fußballspielen im Rahmen des interreligiösen Dialogs schließlich nicht verboten… Der fußballerische Wettstreit mündete am Samstag dann in ein gemeinsames Mittagessen als geselligem Abschluss.
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