Dekanat Bergstraße

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Dekanatssynode

„Wenn es um Lebensfragen geht, darf die Kirche nicht schweigen“

© Michael Ränker

Bei der jüngsten Tagung der Synode des Evangelischen Dekanats Bergstraße bezog Dekan Arno Kreh eine klare Position gegen die AfD, das Infragestellen der demokratischen Grundordnung sowie eine Vernachlässigung des Klimaschutzes: „Kirche ist immer dann gefordert, wenn es um die grundlegenden Fragen des Lebens geht, dann müssen wir die Stimme erheben!“

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Kirche mische sich allzu häufig ungefragt ein, muss Arno Kreh sich immer wieder einmal sagen lassen. Der Dekan des Evangelischen Dekanats Bergstraße nimmt solche Anwürfe weitgehend gelassen hin, denn in der Tat ist auch er der Auffassung: „Ja, wir als Kirche müssen uns nicht zu allem und jedem äußern“. Allerdings will der Pfarrer sich auch nicht mundtot machen lassen: „Kirche ist auf jeden Fall immer dann gefordert, wenn es um die grundlegenden Fragen des Lebens geht, dann müssen wir die Stimme erheben!“ Kreh nutzte daher die Dekanatssynode, die am Freitag im Mörlenbacher Bürgerhaus tagte, um eben das zu tun, nämlich die Stimme zu erheben:

Mit dem Christsein unvereinbar

Angesichts der jüngsten AfD-Wahlerfolge in Bayern und Hessen bezog er unter dem Beifall der Synodenteilnehmer eine klare Position: „Die ,Alternative für Deutschland‘ ist keine Partei wie jede andere“, rechtfertigte Arno Kreh den Aufruf der Dekanatsleitung zur Teilnahme an der Mahnwache gegen eine AfD-Wahlkampfkundgebung unlängst in der Schlossberghalle in Hambach. Weder das Auftreten der Partei noch ihre Inhalte „vertragen sich mit unserer christlichen Überzeugung und mit unserem christlichen Menschenbild“.

Leben nicht in einer "Bananenrepublik"

Schweigen verbiete sich für die Kirche auch, „wenn zunehmend die demokratische Grundordnung in Frage gestellt wird“. Kreh: „Manche tun gerade so, als würde unser Land im Chaos versinken und den Politikern sei nicht mehr zu trauen.“ Es gehe ihm nicht darum, so der Dekan, Missstände „schönzureden“, aber Kirche „muss dem Eindruck entgegentreten, dass wir in einer ,Bananenrepublik‘ leben. Dem ist nicht so“. Den „staatstragenden Parteien“ schrieb Kreh allerdings ins Stammbuch, dass ihnen Einigkeit im Handeln und im Auftreten wichtiger sein müsse als um des eigenen Vorteils willen immer nur auf die vermeintlichen Schwächen des politischen Mitbewerbers abzustellen.

Klimawandel nicht aus den Augen verlieren

Als drittes Beispiel für eine „Lebensfrage“, angesichts derer die Kirche sich nicht den Mund verbieten lassen dürfe, diente Arno Kreh der Klimawandel. In Anbetracht von Kriegen und Krisen in der Welt sei es zwar – zumindest auf den ersten Blick - nachvollziehbar, dass dieses Thema hintenangestellt werde, aber die Bewahrung der Schöpfung sei eine Verpflichtung, der man sich nicht entziehen könne: „Wir dürfen den Klimawandel nicht aus den Augen verlieren.“

Bei der jüngsten Tagung des regionalen Kirchenparlaments, zu der Präses Ute Gölz an der Spitze des Dekanatssynodalvorstands 75 der rund 102 Synodalen begrüßen konnte, ging es allerdings nicht ausschließlich um den Blick von Kirche auf Staat und Gesellschaft, sondern auch um die Innensicht: Das Evangelische Dekanat Bergstraße arbeitet nach dem Februar-Beschluss über die Bildung von elf Nachbarschaftsräumen (wir haben berichtet) weiter am Zukunftsprozess „ekhn2030“.

"ekhn2030": Gemeinden haben sich auf guten Weg gemacht

Gegenwärtig sind die 44 Kirchengemeinden in ihren Nachbarschaftsräumen mit der Gebäudeentwicklung beschäftigt. Dazu Dekan Kreh angesichts der kleiner werdenden Gemeinden und der sinkenden Kirchensteuereinnahmen: „Die vorhandenen Räume werden in dieser Fülle nicht mehr benötigt und wir können sie uns auch nicht mehr leisten.“ Ziel sei es, die Aufwendungen für die Baulast in der EKHN um 20 Prozent zu reduzieren. Den Gemeinden zollte der Dekan Lob und Respekt bei der Umsetzung dieses schwierigen Prozesses: „Sie haben sich in den Nachbarschaften miteinander auf einen guten Weg gemacht.“

Vier Anträge gebilligt

Die Synodalen billigten am Freitagabend in Mörlenbach auch drei Anträge, mit denen die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sich demnächst beschäftigen soll. Eine Forderung zielt auf eine Überarbeitung des sogenannten Gebäudebedarfs- und entwicklungsplan-Gesetzes ab, in dem geregelt ist, welche Maßstäbe bei der Gebäudeentwicklung im Zuge des „ekhn2030“-Prozesses anzuwenden sind. Das Dekanat Bergstraße tritt dafür ein, dass es den Nachbarschaften stärker selbst überlassen bleibt, ob sie die besagte Reduzierung der Baulast über die Verminderung der sakralen Flächen (Kirchen) oder der profanen Flächen (Gemeindehäuser) erreichen wollen.

Ein weiterer Antrag fordert die Landessynode dazu auf, dafür Sorge zu tragen, dass in den Nachbarschaften die Arbeit mit Familien und Kindern gestärkt wird. Der Dekanatssynodalvorstand wiederum machte sich eine Initiative der Regionalen Diakonie Bergstraße zu eigen und appelliert gemeinsam mit der Dekanatssynode an das Kirchenparlament der EKHN, die Landeskirchenmittel für die Diakonie nicht zu kürzen.

Von der Dekanatssynode beschlossen wurde auch ein Antrag der Evangelischen Jugend im Dekanat Bergstraße. Sie will im Zuge des „ekhn2030“-Prozesses gewährleistet sehen, dass in den Nachbarschaften die Interessen der Kinder- und Jugendarbeit berücksichtig werden. Die Devise müsse lauten: „Jugend braucht Räume!“

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