Dekanat Bergstraße

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Bergstraße zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

Internationaler Tag der Homophobie

Wie steht die EKHN zu Queerness?

© ekhn/Jöckel/ReinelEin weißes Logo der EKHN steht vor dem Hintergrund einer Grafik mit senkrechten Streifen in Regenbogenfarben.

Die EKHN sagt ausdrücklich: Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität, non-binäre und queere Lebensformen sind ein Teil der Schöpfung. In der evangelischen Jugendarbeit bringen queere Jugendliche ihre Bedürfnisse und Ideen ein. Dafür gibt es gute Gründe.

von Online Redaktion der EKHN / Martin Reinel

Am "Internationalen Tag gegen Homophobie" wirbt die queere Community am 17. Mai für Toleranz. Auch in der EKHN gibt es Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und Identität. Selbstverständlich können in den Kirchen der EKHN gleichgeschlechtliche Paare vor den Traualtar treten. Die EKHN sagt ausdrücklich: Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität, non-binäre und queere Lebensformen sind ein Teil der Schöpfung. In der evangelischen Jugendarbeit bringen queere Jugendliche ihre Bedürfnisse und Ideen ein. Dafür gibt es gute Gründe.

„Wir glauben heute: Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität, non-binäre und queere Lebensformen sind ein Teil der Schöpfung.“

Gesellschaftlich ist Deutschland auf dem Weg zur Akzeptanz von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- sowie intersexuellen und queeren Menschen. Dennoch berichten viele von ihnen, dass sie auch heute von Diskriminierung betroffen sind. Wie steht die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zu Themen, die heute unter dem englischen Begriff LGBTIQ+ (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, intersexuell, queer, + und viele mehr Orientierungen) zusammengefasst sind? Die EKHN lebt Gleichberechtigung und Solidariät mit Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und Identität. Zudem wendet sie sich gegen jede Form der Diskriminierung. Damit lädt die EKHN Menschen der LGBTQ+Community ein, sich als völlig gleichberechtigte Mitglieder am kirchlichen Leben zu beteiligen.

 

In der EKHN wird Queerness gelebt, denn:

  • Die EKHN nimmt Erfahrungen ihrer Kirchenmitglieder und Mitarbeitenden ernst. Einige waren herausgefordert, sich mit ihrem christlichen Glauben und der Wahrnehmung ihrer homo- oder bisexuellen Orientierung auseinander zu setzen. Andere Gläubige haben sich als transgender erlebt. Viele von ihnen haben sich dann für Akzeptanz und Gleichstellung in der Kirche eingesetzt – und wurden gehört.
  • Nach christlichem Verständnis gilt jeder Mensch als Geschöpf Gottes und ist damit von Gott gewollt und geliebt (1. Buch Mose Kapitel 1, Vers 27; 3. Buch Mose Kapitel 19, Vers 18; 1. Brief des Johannes Kapitel 4, Vers 7).
  • Das Ringen um Gerechtigkeit zieht sich als roter Faden durch die Bibel. Viele biblische Geschichten fordern dazu auf, die Würde von an den Rand gedrängten Menschen wahrzunehmen und sie in der Mitte der Gesellschaft zu integrieren (Matthäusevangelium Kapitel 25, Vers 40; Lukasevangelium Kapitel 17, Verse 36 ff; Lukasevangelium Kapitel 14, Vers 23; Lukasevangelium Kapitel 19, Verse 1-10).

 

So zeigt sich die Position der EKHN im kirchlichen Leben:

  • Die Trauung für gleichgeschlechtliche Paare ist seit 1. Januar 2019 in der EKHN möglich. Segnungen gibt es bereits seit 2002.
  • Queere Engagierte gestalten seit Jahren das Leben in der Kirche mit – ob als Pfarrer:innen oder ehren- und hauptamtlich Mitarbeitende.
  • Die EKHN war die erste Kirche in Deutschland, die sich intensiv mit Transgender-Personen und den Konsequenzen für die Gemeindearbeit beschäftigt hat. 
  • Die evangelische Jugendarbeit greift die Anliegen queerer Jugendlicher und junger Erwachsener auf und unterstützt die Identitätsfindung. Eine Broschüre gibt Impulse für queere Jugendarbeit.
  • Die EKHN ermutigt in einer Broschüre, auch Transitionen mit einer gottesdienstlichen Segensfeier zu begleiten.
  • Zum CSD gestalten evangelische Christ:innen an vielen Orten "CSD-Gottesdienste" mit anderen Gruppen, vor vielen Einrichtungen wird in der Prideweek die Regenbogenflagge gehisst.
  • Anliegen queerer Studierender werden in den Evangelischen Studierendengemeinden, ESG in der EKHN, aufgegriffen.
  • Die EKHN hat das Verbot von Konversionstherapien zur Veränderung der sexuellen Orientierung begrüßt, das der Bundestag 2020 erlassen hat.
  • Für ihr Engagement gegen Homophobie erhielt die hessen-nassauische Kirche 2016 den europäischen „Tolerantia Award“.
  • Kirchenpräsident Volker Jung wurde für sein Engagement 2014 mit der „Kompassnadel“ des Queeren Netzwerks Nordrhein-Westfalen sowie 2015 mit dem Ehrenpreis des Bundesverbands der Lesben und Schwulen in der CDU/CSU (LSU) ausgezeichnet.

 

Christliche Werte als Richtschnur:

Die EKHN zeigt sich solidarisch mit der LGBTIQ+Community. Dabei plädiert sie dafür, dass alle Christinnen und Christen ihre Haltung zu sich selbst und ihre Beziehungen nach christlichen Werten gestalten. Wichtig sind nicht die sexuelle Orientierung, sondern:

  • die Achtung der menschlichen Würde 
  • die Selbst- und Nächstenliebe, die sich an der Gottesliebe orientiert 
  • das verantwortungsvolle Verhalten in Beziehungen
  • die Rücksichtnahme auf Bedürfnissen anderer

Dem seelischen, körperlichen und sexuellen Missbrauch sowie der Anwendung von Gewalt erteilt die EKHN eine klare Absage und setzt sich mit umfassender Präventions- und Interventionsmaßnahmen dafür ein, menschliches Leid abzuwenden. Wo solches geschehen ist, muss es aufgearbeitet werden.

In einem „Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen“ bittet die EKHN im Jahr 2023 queere Menschen um Verzeihung für Diskriminierung und Leid, das diese erfahren haben. Damit gibt die EKHN zu, als Kirche queere Menschen ausgegrenzt und ihnen Unrecht getan zu haben. Das Schuldbekenntnis enthält nun die Verpflichtung, die bestehende Vielfalt von Geschlechtern und Lebensformen anzuerkennen und zu fördern. Und in einem ausdrücklichen Glaubenssatz heißt es: „Wir glauben heute: Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität, non-binäre und queere Lebensformen sind ein Teil der Schöpfung."

 

Auseinandersetzungen auf dem Weg zur Gleichberechtigung:

Erst seit dem Jahr 1994 ist Homosexualität in Deutschland nicht mehr strafbar. Damals wurde der Paragraph 175, welcher Homosexualität zuvor verboten hatte, aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. Damit war aber Homosexualität in vielen gesellschaftlichen Bereichen noch nicht akzeptiert. Mit Unterschriften-Aktionen und Projekten engagierte sich beispielsweise die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche e.V. (HuK) mit Unterschriftenaktion, Ausstellungen und Projekten für die volle Teilhabe am gesellschaftlichen und kirchlichen Leben von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Intersexuellen (LSBTIs).

Über Jahrhunderte hatten allerdings die christlichen Kirchen ein schwieriges Verhältnis zu Queerness. Beispielweise hat man sich auf eine Bibelstelle berufen, nach der Homosexualität verboten ist: „Wenn jemand bei einem Manne schläft wie bei einer Frau, so haben sie beide getan, was ein Gräuel ist.“ (3. Buch Mose Kapitel 20, Vers 13). Manche christlichen Strömungen führen diese biblischen Worte bis heute als Argument gegen Homosexualität an. Allerdings geht die wissenschaftliche Forschung heute davon aus, dass die Bibel von Menschen verfasst wurde, die ihre Glaubenserfahrungen und ihr Gottesverständnis mit dem Wissen und den Worten ihrer Zeit weitererzählt und schließlich niedergeschrieben haben. Die Bibel fußt auf Texten und Überlieferungen, die teilweise Jahrtausende alt sind. Deshalb ist es notwendig, die damaligen Lebensumstände zu berücksichtigen. So hatte in nomadischen Zeiten vor unserer Zeitrechnung zum Beispiel die Zeugung von Nachkommen einen besonders hohen Stellenwert. Moderne Beziehungsfragen, Überlegungen zur Sexualmoral oder zu Homosexualität im heutigen Sprachgebrauch beantwortet die Bibel nicht.

Die Bibel kennt allerdings auch die starke Zuneigung zwischen Menschen gleichen Geschlechts. So zeigt David starke Gefühle, er weint über seinen verstorbenen Freund Jonatan: „Deine Liebe ist mir wundersamer gewesen, als Frauenliebe ist.“ ( 2. Buch Samuel Kapitel 1, Vers 26) Manche interpretieren diesen Vers im homoerotischem Sinn.

 

Eigene Erfahrungen stehen im Kontrast zur Position der EKHN?

Auch wenn sich ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende für diskriminierungsfreie Angebote einsetzen, sind einzelne schwierige Erfahrungen nicht ausgeschlossen. Dann ermutigt die EKHN, das Gespräch aufzunehmen.

Mitarbeitende können sich zum Beispiel an die Zentrale Konfliktberatungsstelle der EKHN wenden.

Opfer sexualisierter Gewalt oder eines anderen Gewaltaktes in einer Einrichtung der EKHN können sich an Ansprechpersonen in der EKHN wenden unter Telefon 06151 / 405 420 oder E-Mail: intervention@ekhn.de

Oder an die bundesweite "Zentrale Anlaufstelle.help!" der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top