„Holocaust-Gedenktag“
„Wir können was dafür, wenn wir nichts dagegen tun“
© Michael Ränker28.01.2024 mr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Das Wachhalten der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus darf nie enden, der von den Vereinten Nationen auf den 27. Januar - den Tag der Befreiung des KZ Auschwitz - festgelegte „Holocaust-Gedenktag“ - gibt alljährlich Gelegenheit dazu. Am Samstag hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Kreisverband Bergstraße, einmal mehr nach Bensheim an das „Stolperstein“-Mahnmal in der Fußgängerzone beim Bürgerbüro eingeladen. In den Reigen der Rednerinnen und Redner reihte sich auch Sabine Allmenröder ein, sie ist Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung des Evangelischen Dekanats Bergstraße. Die Protestanten stehen bei dieser GEW-Veranstaltung seit vielen Jahren auf der Rednerliste; die Mitarbeiterin aus dem Heppenheimer Haus der Kirche kam in Vertretung von Dekan Arno Kreh.
Anlässlich des Holocaust-Gedenktages einen Rede-Beitrag zu leisten, das falle ihr „unendlich schwer“, bekannte Sabine Allmenröder aus ganz persönlichen Gründen: „Es bedeutet, mich dem unglaublichen Grauen zu stellen, das über die Millionen der vom Nazi-Regime verfolgten Menschen gekommen ist und das meine Großeltern, mit denen ich mich als Kind eng verbunden fühlte, mit verursacht und gutgeheißen haben“.
Eintreten für Entrechtete
Das Einzige, was heute davor schützen könne, „dass Gewalt und Verrohung sich wieder in unseren Nachbarschaften ausbreiten, ist, dass wir zu denen stehen, die angegriffen, bedroht und verunglimpft werden“, so Frau Allmenröder. Und dies müsse auch dann geschehen, „wenn diejenigen nicht unsere politischen Ansichten teilen“. Die Rednerin des Evangelischen Dekanats Bergstraße sagte weiter:
„Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig Mut machen. Unsere Versammlungsräume öffnen und zu Schutzräumen machen, in denen marginalisierte und angegriffene Personengruppen sich treffen und gegenseitig ermutigen können. Wir sollten alle Teile eines kleinteiligen Warnsystems sein, an das Menschen sich wenden können, wenn sie bedroht werden.“ Meist geschehe das ja, wenn Menschen alleine unterwegs seien. Dann müssten die Bedrohten schnell andere zu Hilfe rufen können und Öffentlichkeit herstellen.
Zuhören und verändern
Die Referentin für gesellschaftliche Verantwortung des Evangelischen Dekanats Bergstraße forderte dazu auf, allerorten für mehr Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einzutreten und diejenigen zu unterstützen, die nicht aus Deutschland kommen und die Schwierigkeiten haben: „Wir müssen sie sprechen lassen, ihnen gut zuhören und Veränderungen einleiten.“ Zuhören müsse man auch den jungen Leuten aus den Schülervertretungen der Bergsträßer Schulen, „die durch die Bank davon berichten, dass Rassismus und abwertender Umgang mit Kindern und Jugendlichen überall an der Tagesordnung sind“. Mit Rassismus-kritischen Workshops und Empowerment-Seminaren müsse dem entgegengewirkt werden.
Sabine Allmenröder schloss mit den Worten: „Und last but not least müssen wir uns in unseren Kirchengemeinden dem Thema stellen - dem Thema ,was weiße Menschen über Rassismus wissen sollten, aber nicht wissen wollen‘. Und wir müssen unsere Strukturen verändern. Wir Christen sind die Leute, die glauben, dass alle Menschen als Gottes Ebenbild geschaffen sind und eine unantastbare Würde besitzen. Lasst uns dafür einstehen. Denn wie es auf den Demo-Plakaten gegen den Rechtsruck heißt: Wir können was dafür, wenn wir nichts dagegen tun.“
Nach weiteren Redebeiträgen von Manfred Forell (Initiative „Vielfalt. Jetzt!“), Hilde Kille (DGB-Frauen Bergstraße) und Günther Schmidl (DGB Bensheim) sprach Holger Giebel, Kreisvorsitzender der GEW Bergstraße, als Veranstalter das Schlusswort. Die GEW-Veranstaltung endete mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. An dem im Jahre 1995 von dem Künstler Rainer Negrelli geschaffenen „Stolperstein“ in der Stadtmitte hatte Holger Giebel im Namen der GEW Bergstraße zu Beginn der Feierstunde einen Kranz niedergelegt.
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