Dekanat Bergstraße

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Bergstraße zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

Blog aus Belgrad Teil 1

Die Unsichtbaren und die Durchgangsstation

bbiewFlüchtlinge im Info-Park

Die Diakonie Hessen und das Zentrum Oekumene der beiden Landeskirchen Kurhessen-Waldeck und Hessen und Nassau haben ihre Begegnungsreisen zu europäischen Flüchtlingsinitiativen fortgesetzt. Nach Griechenland und Italien stehen Serbien und im Anschluss Ungarn auf dem Programm. Derzeit befinden sich die vierzehn ehrenamtlich und vier hauptamtlich Engagierten in der Flüchtlingsarbeit in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Berndt Biewendt berichtet in einem Blog.

Bildergalerie

Ein kleiner Park zwischen dem Belgrader Busbahnhof und dem Hauptbahnhof ist voll von jungen, überwiegend männlichen Flüchtlingen. Teilweise haben sie ihr gesamtes Hab und Gut dabei -  verstaut in Rucksäcken. Nahezu täglich treffen neue ein. Die Serben sprechen vom Info-Park. Dort werden die Flüchtlinge zum einem darüber informiert, welche Anlaufstellen und Unterstützungsmöglichkeiten es gibt; zum anderen dient der Info-Park auch dem Austausch über weitere Fluchtwege und der Kontaktaufnahme mit so genannten Schleppern. Die Flüchtlinge sitzen auf Bänken oder auf dem Rasen. Die Smartphones in ihren Händen sind für sie unersetzliches Kommunikationsmittel, um mit Freunden, anderen Geflüchteten oder zu ihren Familien in ihrer Heimat Kontakt zu halten.

Auf dem Weg nach Deutschland?

Wir sprechen auf Englisch eine Gruppe von fünf jungen Männern aus Afghanistan an und fragen, wohin sie wollen. Die Antwort kommt prompt aus allen Mündern: Germany. Der eine sagt, dort lebe bereits ein Cousin von ihm. Auf unseren Hinweis, dass es sehr schwierig geworden sei, die Grenzen zu passieren, sagen sie, sie  wollten es trotzdem wagen. Bosnien ist vermutlich ihr nächstes Ziel. Von dort versuchen sie EU-Territorium zu erreichen- Kroatien, Österreich und dann Deutschland.

Die Unsichtbaren

Ganz in der Nähe des Info-Parks befindet sich eine erste Anlaufstelle (One-Stop-Point) des serbischen Kommissariats für Flüchtlinge und Migration, die ihr Augenmerk vor allem auf minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge hat. Und davon scheint es dem Augenschein nach etliche zu geben. Betreut werden aber auch Familien, die maximal ein bis zwei Nächte in der Anlaufstelle bleiben können. Dafür wurden einige Zimmer eingerichtet, die mit Betten vollgestellt sind. Von der Anlaufstelle werden die Geflüchteten weitergeleitet in die derzeit 18 Lager, die es verteilt über das serbische Staatsgebiet gibt. Der Leiter der Einrichtung, Srdan Ristic, erläutert unserer Gruppe, dass nicht alle in den Flüchtlingslagern ankommen. Etliche setzen sich unterwegs ab und versuchen, auf eigene Faust weiterzuziehen. Offiziell leben derzeit 4.000 Flüchtlinge in Serbien. Doch es gibt – so sagen die Serben – viele „Unsichtbare“, Menschen, die offiziell nicht registriert sind und für die Serbien nur eine Durchgangsstation ist. Für die kalten Wintermonate rechnen die serbischen Stellen damit, dass tausende Geflüchtete aus Bosnien zurückkommen werden, weil sie in Serbien bessere Bedingungen vorfinden. Dann werden es vermutlich 10.000 und mehr sein.

Tod mit Ansage

Kurz bevor wir zum One-Stop-Point des Kommissariats für Flüchtlinge und Migration aufbrechen, erreicht uns die Nachricht, dass auf der griechischen Insel Lesbos bei einem Brand im Flüchtlingslager Moria zwei Menschen - eine Mutter und ihr Kind – ums Leben gekommen sind. Vor zwei Jahren war Moria einer der Ziele der Begegnungsreise. Schon damals war das für 3.000 Menschen ausgelegte Lager mit über 6.000 völlig überfüllt. Schon damals herrschte eine qualvolle Enge. Schon damals haben wir uns gefragt, warum eigentlich so wenig passiert. Heute sind dort über 12.000 – und welches Wort soll man wählen? – untergebracht oder eingepfercht. Dass jetzt zwei Menschen ihr Leben verloren haben, erscheint uns als ein Tod mit Ansage.

Ihre Meinung ist gefragt

4 Kommentare verfügbar

Irmtraut Göbel - Hallo Bernd, herzlichen Dank für deinen Bericht. Leider hat sich die Situation für die Flüchtlinge verschlimmert und es fehlen die politischen Antworten. Mit Freude habe ich vorhin enen Bericht im dm Magazin/Oktober/ a tempo über den Verein stART gelesen,
mehr anzeigen ...

Vor 4 Jahren 6 Monaten
 

Renate Leihner - Ich schließe mich schlicht den Worten Sibylle Römers an. Viel Erfolg auf der Reise. Bin begierig mehr davon zu erfahren.
Eine Freundin hat mir gerade von Lesbos berichtet.....

Vor 4 Jahren 6 Monaten
 

Dorothea Korn - Großen Dank für diesen einfühlsamen Bericht!
Die unmenschliche Behandlung der ,auch durch unseren imperialen Lebensstil zur Flucht gezwungenen, Menschen bewegt mich.
Wie seid ihr nach Belgrad gereist?
(Seid unserer Reise nach Lesbos, fliege ich nicht mehr
mehr anzeigen ...

Vor 4 Jahren 6 Monaten
 

Sibylle Römer - Danke, lieber Berndt, dass du uns aktuell informierst u mitnimmst, auch wenn wir dieses Jahr nicht mit dabeisein können.
Mit großer Sorge verfolgen wir die Situation in Griechenland!

Vor 4 Jahren 6 Monaten
 

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top