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Projekt „Hejner Kersch noch schenner“

Fund von zwei Grüften verzögerte Bauarbeiten an der Hähnleiner Kirche

© Michael Ränker

Nachdem bei den Bauarbeiten zur Umgestaltung und Sanierung der Evangelischen Kirche Hähnlein zwei Grüfte entdeckt wurden, musste eine Zwangspause eingelegt werden. Jetzt sind die Grablegen untersucht: Vermutlich wurden dort um 1741 beziehungsweise 1747 zwei Pfarrer bestattet. Das Projekt „Hejner Kersch noch schenner“ kann nun fortgesetzt werden, Spenden sind nach wie vor hilfreich.

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„Hejner Kersch noch schenner“ - „Hähnleiner Kirche noch schöner“ -, unter diesem Motto startete die Evangelische Kirchengemeinde Hähnlein im Juni 2024 ihr von langer Hand vorbereitetes und zudem herbeigesehntes Projekt, das denkmalgeschützte Gotteshaus umzugestalten und zu sanieren. Doch die Freude darüber, dass nun endlich der Startschuss erfolgt ist und die Arbeiten voranschreiten, währte nicht lange:

Bereits kurz nach dem Baubeginn stießen die Handwerker beim Abbau des Taufsteins auf ein Grab - und wenige Wochen später wurde eine zweite, ebenfalls gemauerte Grablege im Altarraum freigelegt. Ein Baustopp war unausweichlich, denn solche - womöglich archäologisch bedeutsamen - Funde, noch dazu an einem unter Denkmalschutz stehenden Ort, sind meldepflichtig:

Zwei renommierte Experten

Neben dem von der Kirchengemeinde mit dem Bauprojekt beauftragten Architekturbüro beschäftigten die Gräber nun auch die Bodendenkmalpflege Hessen-Archäologie, die Denkmalpflege des Landes Hessen sowie die Bauaufsicht der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Mit der Untersuchung und Dokumentation beauftragt wurde die renommierte „Forschungsstelle Gruft“ mit Sitz in Lübeck.

Seit über 20 Jahren sind Dr. Regina Ströbl und ihr Mann Dr. Andreas Ströbl, die beide Archäologie und Kunstgeschichte studierten, in Deutschland unterwegs, um - häufig auch im wahren Sinn des Wortes - „Licht ins Dunkel“ von Grüften zu bringen. Sie ist die Expertin für Textilien, er ist spezialisiert auf die Stilgeschichte der Särge. Beide gehen mit größter Sorgfalt vor, immer im Respekt vor der Würde der in den Grüften bestatteten Toten. Ausgestattet mit einer bei vielen größeren und kleineren Forschungsprojekten erworbenen Expertise untersuchte die „Forschungsstelle Gruft“ Ende Januar nun auch die beiden Gräber in der Hähnleiner Kirche, jetzt legte sie einen Abschlussbericht vor.

Recherchen der Gemeinde bestätigt

Darin bestätigt sie die Recherchen der Kirchengemeinde, bei den beiden Toten könnte es sich „mit großer Wahrscheinlichkeit“ um den 1741 verstorbenen Pfarrer Johann Philipp Neuß und den 1747 verstorbenen Pfarrer Georg Ludwig Busch handeln. Die Beobachtungen der beiden Gruft-Experten decken sich mit entsprechenden Eintragungen im Hähnleiner Bestattungsbuch.

Die beiden „sorgfältig gemauert und kalkverputzten“ Grüfte, die gerade einmal etwa 60 Zentimeter hoch sind und sogenannte Trapezgiebelsärge aus Eiche beziehungsweise Nadelholz enthalten, werden nun im Rahmen der wieder aufgenommenen Bauarbeiten sorgfältig verschlossen. Die beiden Skelette, so heißt es im Abschlussbericht, sind durch die Lagerung teilweise zu Brushit abgebaut worden. Brushit ist ein kristallines, wasserlösliches Umbauprodukt, das in einem sauren Milieu - hier durch die im Sargholz enthaltene Gerbsäure verursacht - aus den kristallinen Calciumphosphaten des Knochens entsteht.

Totenruhe rituell wieder herstellen

Nach der Verlegung des neuen Fußbodens sollen die Grüfte mit je einer Platte gekennzeichnet und damit für die Nachwelt wahrnehmbar gemachen werden. Eventuell soll es auch eine bebilderte Schautafel, auf der die beiden nun nicht mehr zugänglichen Särge beschrieben und die beiden Bestatteten genannt werden, geben. Überdies will man in einem Gottesdienst zum Abschluss der Arbeiten der beiden Verstorbenen noch einmal abschließend gedenken und die Totenruhe damit rituell wiederherstellen.

Der Abschluss des Bauprojekts, das ursprünglich ein Jahr dauern und eigentlich im Sommer 2025 bewältigt sein sollte, ist nun durch die Zwangspause für das zweite Halbjahr 2025 vorgesehen. Geplant ist, einen barrierefreien Zugang in die Kirche zu schaffen und den Altarraum ebenfalls barrierefrei zu gestalten und mit Stühlen auszustatten, um diesen Bereich multifunktionaler nutzen zu können. Neben einer zeitgemäßen Heiztechnik soll auch die Beleuchtung erneuert und moderne Medientechnik installiert werden. Überdies sollen Bänke und Wände frisch gestrichen und die Apostelbilder fachmännisch gereinigt werden.

Spenden nach wie vor willkommen

Die Gesamtkosten für die Baumaßnahme belaufen sich auf zirka 700.000 Euro. An der Finanzierung beteiligt sich die Landeskirche zu zwei Dritteln. Den verbleibenden Eigenanteil will die Gemeinde zum Teil aus Rücklagen und Kollekten aufbringen. Finanzielle Unterstützung haben auch die Kommune Alsbach-Hähnlein und das Evangelische Dekanat Bergstraße angekündigt. Zusätzlich hat man eine Spendenaktion gestartet, bei der die Zielmarke von 110.000 Euro inzwischen übertroffen wurde. Allerdings soll das niemanden vom Spenden abhalten, denn erfahrungsgemäß bergen Bauprojekte immer Überraschungen, die für Teuerungen sorgen - die beiden Grüfte sind ein Beleg dafür.

Wer die Evangelische Kirchengemeinde Hähnlein unterstützen möchte, der möge sich an Pfarrerin Julia Fricke (Telefon: 06257/2325, E-Mail: julia.fricke@ekhn.de) oder den Vorsitzenden des Finanzausschusses und Kirchenvorsteher Axel Rothermel (Telefon: 06257/2959, E-Mail: axel.rothermel@ekhn.de) wenden.

Spenden sind auf das Konto der Kirchengemeinde bei der Evangelischen Regionalverwaltung Starkenburg-West, IBAN: DE36 5085 2553 0003 0065 09, Empfänger: RVV, Verwendungszweck: RT 6011 Hejner Kersch, möglich.

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